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Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Titel: Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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Ich kann mir in diesem Leben ohne Sie an meiner Seite kein künftiges Glück vorstellen. Ich nehme Ihr Freundschaftsangebot an, aber Sie müssen auch wissen, dass meine dauerhafte Zuneigung zu Ihnen fortbesteht und sich niemals ändern wird.
    A. B. Nicholls
     
    Dieses Eingeständnis von Mr. Nicholls’ Traurigkeit erfüllte mich mit großem Schmerz. Genauso weh tat mir Papas fortdauernde, wortreiche Feindseligkeit gegen ihn – die meinerMeinung nach, obwohl Papa das Gegenteil behauptete, ebenso darin begründet lag, dass Papa ganz allgemein den Gedanken nicht ertragen konnte, jemand könnte mich zur Frau nehmen, wie in seinen Einwänden gegen den betreffenden Herrn.
    Zu meiner Überraschung war mein Vater nicht der Einzige, der befand, dass eine Ehe mit Mr. Nicholls unter meiner Würde war.
    »Was um alles in der Welt hat sich Mr. Nicholls bloß gedacht?«, blaffte Martha am nächsten Morgen, während sie wütend im Esszimmer Staub wischte. »Ich kann Ihnen keinen Vorwurf machen, dass Sie seinen Antrag nicht angenommen haben. Was für eine Frechheit, zu denken, er könnte Ihre Zuneigung gewinnen! Sie sind doch eine berühmte Schriftstellerin und so, und er ist nichts als ein armer Hilfspfarrer! Der hat sich wirklich überschätzt, das ist mal wahr.«
    »Bitte sprich nicht schlecht von Mr. Nicholls«, sagte ich mit Bestimmtheit und schaute vom Tisch auf, wo ich gerade einen Brief an Ellen schrieb und ihr alles berichtete, was geschehen war. »Er ist ein guter Mensch.«
    »Hab ich auch mal gedacht, aber jetzt nicht mehr«, erwiderte Martha. »Mama sagt, er ist so niedergeschlagen, dass er gestern und heute Morgen wieder sein Essen nicht angerührt hat, aber nicht gesagt hat, warum er nichts essen mag. Ich habe ihr erzählt, was vorgefallen ist, und sie ist ganz entsetzt. Sie hat gesagt, es ist eine große Anmaßung und Unverschämtheit von ihm.«
    O nein, dachte ich mit glühenden Wangen. Marthas Mutter, Mr. Nicholls’ Vermieterin, war eine außerordentlich redselige Dame. Nun, da sie von der Sache wusste, konnte niemand mehr verhindern, dass sie im ganzen Dorf herumgetratscht wurde.
    Zu meiner weiteren Beschämung schrieb mein Vater am gleichen Morgen auch noch einen sehr rüden Brief an Mr. Nicholls, in welchem er ihn hart tadelte, weil er seine Absichten verborgen gehalten hatte, alle seine Einwände gegen ihn als meinen Verehrer aufzählte und ihn dafür schalt, dass er es gewagt hatte, sich mir zu erklären. Ich flehte Papa an, diesen Brief neu aufzusetzen oder, besser noch, gar nicht abzuschicken.
    »Ich werde ihn abschicken«, beharrte Papa. »Ich will diesen undankbaren, hinterlistigen, verlogenen Mistkerl in seine Schranken verweisen.«
    Ich konnte Martha nicht davon überzeugen, das unbarmherzige Schreiben nicht zuzustellen. Ich hatte jedoch das Gefühl, dass man diesen Schlag ein wenig abmildern musste. Also verfasste ich wenige kurze freundliche Zeilen, die es begleiten würden.
     
    15. Dezember 1852
    Sehr geehrter Herr,
    ich möchte mich vielmals für die Worte meines Vaters im beiliegenden Schreiben entschuldigen. Ich finde seinen Brief so grausam und ungerecht, dass ich nicht umhin konnte, ihm einige Zeilen hinzuzufügen. Bitte glauben Sie mir, dass Sie zwar nie erwarten dürfen, dass ich die Stärke der Gefühle erwidere, die Sie am Montagabend mir gegenüber zum Ausdruck gebracht haben, dass ich aber nichts mit irgendwelchen Vorurteilen zu tun haben möchte, die darauf angelegt sind, Ihnen Schmerzen zu verursachen. Ich wünsche Ihnen alles erdenklich Gute und hoffe, dass Sie Ihren Mut nicht sinken lassen und Ihre Zuversicht wiedererlangen.
    Voller Respekt stets ergeben die Ihre
    C. Brontë
     
    Ich konnte nicht in Erfahrung bringen, ob meine Zeilen Mr. Nicholls’ Verzweiflung zu lindern vermochten. In den nächsten Wochen hielt er sich hauptsächlich in seinem Zimmer auf, mied absichtlich jeglichen Kontakt mit mir oder meinem Vater. Gelegentlich unternahm er einen Spaziergang mit Flossy, aber bei diesen Gelegenheiten bekamen wir ihn nicht zu Gesicht, da Flossy es sich schon vor vielen Jahren angewöhnt hatte, jeden Morgen allein zum Haus des Küsters zu trotten. Mr. Nicholls erfüllte seine wichtigsten Amtspflichten, schickte aber eine Zeitlang Mr. Grant an seiner Stelle zum Gottesdienst in die Kirche. Zu Weihnachten speisten Papa und ich praktisch schweigend miteinander. Mr. Nicholls, der uns in den vergangenen Jahren freundlich Gesellschaft geleistet hatte, blieb selbstverständlich unserem Haus

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