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Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Titel: Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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Mr. Nicholls und Mr. Grant eingeladen, mit uns zu essen.«
    »Es ist jede Menge Essen da«, meinte Tabby mit einem Stirnrunzeln, »selbst wenn die Gäste so jämmerliche Käuze wie diese jungen Hilfspfarrer sind.«
    »Hilfspfarrer?«, wiederholte Emily bestürzt, als sie sich aus der Umarmung mit ihrem Hund Keeper löste. »Was – kommen die jetzt gleich?« Sie sprang auf wie von der Tarantel gestochen und rannte zur Küchentür, als wollte sie sie schließen. Doch im gleichen Augenblick hörte ich die gemurmelte Unterhaltung der beiden Männer, die durch die Vordertür ins Haus traten. Die Hunde stellten die Ohren auf und stürmten sofort an Emily vorüber in den Korridor.
    »Nein!«, schrie Emily und flitzte hinter ihnen her.
    Ein lebhafter Tumult ließ sich vernehmen. Dann hatten die Hunde sich Einlass in den geräumigen Flur verschafft, in dem ihr Bellen wunderbar widerhallte.
    »Platz, Sir! Platz!«, rief eine hohe, herrische Stimme, in der ich die von Mr. Grant erkannte.
    Ich rannte in den Hausflur, Anne folgte mir dicht auf den Fersen. Keeper bellte wie wild und sprang am armen Mr. Grant hoch. »Platz, Keeper!«, schrien Emily und Branwell wie aus einem Munde. Der Hund schenkte ihnen keinerlei Beachtung.
    Der so angegriffene Mr. Grant hatte die Arme erhoben, um sein Gesicht zu schützen, und schaute mit angstgeweiteten Augen zur Haustür, aber Branwell, Mr. Nicholls und Papa (der gerade aus seinem Studierzimmer zu uns gestoßen war) standen hinter ihm im Flur und versperrten ihm diesenFluchtweg. Also machte Mr. Grant kehrt und floh, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf. Keeper wollte ihm folgen, doch Emily warf sich vor den braungelbe Rüden und hielt ihn davon ab, auf die Treppe zu springen, während sie gleichzeitig versuchte, ihn bei seinem Messinghalsband zu packen. Der Hund bellte und jaulte und warf sich gegen sie; Emily behauptete sich tapfer gegen ihn, würde dem Ansturm aber nicht mehr lange standhalten können.
    Ich wollte ihr gerade zu Hilfe eilen, als ein Pfiff erschallte, einer von der Art, mit der man einen Hund zur Ordnung ruft. Keeper erstarrte; mit neugierigen Augen und zuckenden Ohren blickte er sich um. Der Pfiff kam von den Lippen von Mr. Nicholls, der seelenruhig mitten im Flur stand.
    »Hierher, mein Guter«, sagte Mr. Nicholls und schaute Keeper aufmerksam an, während er sich mit der Hand auf den Oberschenkel klopfte. »Komm schon, mein Guter. Komm her. Braver Hund.«

DREI
    Liebes Tagebuch, allen Dorfbewohnern war wohlbekannt, dass die Dogge im Pfarrhaus ein recht eigenwilliges Tier war. Meistens war Keeper verdrießlich, distanziert und am Rest der Welt nicht interessiert und ging allen Versuchen, ihm Zuneigung zu zeigen, aus dem Weg, außer denen seines Frauchens, das er anbetete. Gelegentlich hegte das Tier eine ausgeprägte Abneigung gegen einen bestimmten Menschen. Doch noch nie hatte ich erlebt, dass jemand außer Emily den Hund gebändigt hatte.
    Zu meinem Erstaunen erlosch in Keepers Doggenaugen nun sofort das leidenschaftliche Feuer, und er stand wieder ruhig da. Wie ein Kind, das den Flötentönen des Rattenfängers von Hameln folgt, trottete er gehorsam zu dem Hilfspfarrer hin und ließ sich zu dessen Füßen nieder. Mr. Nicholls beugte sich herunter und streichelte das Tier liebevoll hinter den Ohren, unter der Schnauze und oben am Kopf, während er sanft ermunternde Worte murmelte und alle Anwesenden ihn voller Verwunderung und Erstaunen anblickten.
    »Vielen Dank, Mr. Nicholls«, sagte ich, während sich Emily, benommen und sprachlos, langsam erholte und ihre Röcke zurechtzog.
    »Sie sind ein Genie, Sir«, bemerkte Branwell. »Dieser Hund hat sich bisher noch nie von jemandem auch nur den Kopf tätscheln lassen.«
    »Und doch ist er im Allgemeinen harmlos«, fügte ich hinzu. »Ich weiß nicht, was ihn so aufgeregt hat.«
    »Vielleicht, dass Mr. Grant angefangen hat, nach ihm zu treten«, sagte Mr. Nicholls.
    »Ah«, erwiderte ich, »
das
lässt er sich natürlich nicht gefallen.« Ich ging zum Treppengeländer und rief hinauf: »Mr. Grant, Sie können jetzt wieder herunterkommen. Die Luft ist rein!«
    Ich hörte, wie sich oben eine Zimmertür öffnete, dann vernahm man vorsichtige Schritte auf der Treppe. Mr. Grants Gesicht erschien an der Biegung der Treppe, er schaute ängstlich über das Geländer. »Ist der Hund weg?«
    Keeper, der bemerkte, dass der Hilfspfarrer wieder aufgetaucht war, legte den Kopf ein wenig schief, blickte in seine Richtung

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