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Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Titel: Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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und ließ ein leises Knurren vernehmen, das noch viel schrecklicher und bedrohlicher wirkte als sein Bellen.
    »
Nein
!«, sagte Mr. Nicholls leise, aber bestimmt.
    Das Knurren hörte so schnell auf, wie es begonnen hatte; der Hund hielt ihm seinen riesigen, plumpen, dummen Kopf hin, um sich tätscheln zu lassen, und japste und seiberte schon bald wieder höchst zufrieden. Ich fragte mich, ob ich mich in Mr. Nicholls vielleicht sehr getäuscht hatte. Ein Mann, der so gut mit Tieren umgehen konnte, hatte doch gewiss verborgene Qualitäten, oder nicht?
    »Es gibt keinen Grund, sich zu fürchten«, sagte Emily und unterdrückte mit Mühe ein Lachen, als sie zu Mr. Grant hinaufschaute. »Keeper wird Ihnen nichts tun. Sein Toben ist nichts als Lärm und Wut, sie haben nichts zu bedeuten – und jetzt hat er sich völlig beruhigt.«
    »Ich komme erst wieder nach unten, wenn dieser Hund eingesperrt oder nach draußen gebracht wurde«, war Mr. Grants Antwort.
    »Emily, bring den Hund nach draußen«, sagte Papa, der während des ganzen Aufruhrs still neben Flossy gestanden hatte.
    »Ja, Sir.« Gehorsam nahm Emily die Dogge mit einemstummen Nicken von Mr. Nicholls entgegen und führte Keeper auf den Hof.
    Papa nutzte diese Gnadenfrist, um Branwell und Anne zu umarmen und herzlich zu Hause willkommen zu heißen. Inzwischen wandte Mr. Nicholls seine Aufmerksamkeit Flossy zu, der sich nun der gleichen liebevollen Behandlung erfreute, die Keeper genossen hatte. »Wie heißt dieses Kerlchen?«
    »Flossy«, antwortete ich.
    »Was bist du für eine Schönheit!«, sagte Mr. Nicholls. »Du bist doch einer der schönsten King Charles Spaniels, die ich je gesehen habe.«
    »Dieser
andere
Hund ist eine Landplage!«, ließ sich Mr. Grant vernehmen, der nun die Treppe hinunterkam und sich wieder zu uns gesellte. »Haben Sie gesehen, wie er mich angesprungen hat? Nun, der hätte mir doch beinahe den Kopf abgebissen! Ich habe um mein Leben gefürchtet.«
    »Das nächste Mal«, meinte Branwell, »sollten Sie vielleicht besser Mr. Nicholls zuerst durch die Tür treten lassen. Er hat eindeutig magische Fähigkeiten.«
    »Es wird kein nächstes Mal geben«, sagte Mr. Grant mit Bestimmtheit, während wir alle ins Esszimmer gingen, wo Martha gerade zwei weitere Gedecke auflegte. »Ich setze keinen Fuß mehr in dieses Haus, ehe ich nicht weiß, dass diese Bestie eingesperrt und außer Sichtweite ist. Ich muss mich schon sehr wundern, Reverend Brontë« – mit einem gestrengen Blick zu mir und Emily, die gerade zurückkehrte –,«dass Sie Ihren Töchtern gestatten, ein solch gefährliches Tier im Pfarrhaus zu halten.«
    »Gefährlich?«, erwiderte Papa mit einem Lächeln. »Keeper würde keiner Fliege etwas zu Leide tun. Er frisst wie ein Scheunendrescher und kostet mich acht Shilling Hundesteuer im Jahr, aber er ist jeden Penny wert.«
    »Wir halten ihn im Haus, Sir«, fügte Emily hinzu, »weil wir ihn gernhaben. Daher kommt sein Name Keeper.«
    »Das können Sie unmöglich ernst meinen«, sagte Mr. Grant. Er und Mr. Nicholls setzen sich gegenüber von mir und meinen Schwestern an den Tisch, während Papa und Branwell ihre üblichen Plätze am oberen und unteren Ende der Tafel einnahmen. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Dame ein so hässliches Biest wie dieses gernhaben kann. Das ist doch ein Bauernhund.«
    »Ein Bauernhund?«, antwortete ich belustigt. »Das denke ich kaum.« Martha begann, das Essen aufzutragen. Bei uns wurde zu Tisch kein Wein gereicht, weil wir nicht riskieren wollten, alkoholische Getränke zu kredenzen, während Branwell zu Hause weilte. Jedermann im Raum wusste, warum das so war, nur unser Neuankömmling, Mr. Nicholls, vielleicht nicht. Doch der bemerkte das entweder nicht oder er war zu höflich, um darauf aufmerksam zu machen.
    Ich spürte, dass Mr. Nicholls’ Augen über den Esstisch hinweg auf mich gerichtet waren, und erwiderte seinen Blick. Er schaute sofort weg. »Mr. Nicholls, Sie sind mit unserem ›hässlichen Biest‹ gut zurechtgekommen. Ich bitte Sie, verteidigen Sie unsere Entscheidung für diesen Hund.«
    »Englische Doggen sind großartige Tiere und gehören zu den edelsten ihrer Spezies«, hub Mr. Nicholls an und schaute kurz zu mir hin. »Sie wurden jedoch als Wach- und Schutzhunde gezüchtet. Ich denke, Miss Brontë, Sie täten wirklich besser daran, ihn einem der Bauern in der Gemeinde anzuvertrauen, dessen Herden er beschützen könnte, und an seiner Stelle einen Hund von einer Rasse zu

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