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Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Titel: Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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denn heißen?«
    »Zum einen vielleicht, dass man ihr Gewalt angetan hat.«
    »Oh!«, rief Ellen entsetzt.
    »Aber es könnte auch etwas ganz anderes heißen: dass sie von Gefühlen überwältigt und hingerissen wurde.«
    »Nun, das könnte ja sehr schön sein?«
    »Ja, wirklich.«
    »Meinst du«, fragte Ellen mit einem Kichern, »dass dich Mr. Nicholls überwältigen wird?«
    »Ich weiß es nicht. Ich hoffe es.« Daraufhin kicherten und lachten wir eine volle Minute lang wie Schulmädchen.
    Als wir endlich die Fassung wiedergefunden hatten, sagte Ellen: »Oh! Ich erinnere mich gerade an etwas anderes, was meine Mutter mir einmal gesagt hat. Sie sagte: ›Eine Ehefrau muss ihrem Mann Vertrauen entgegenbringen, sich seiner Führung anvertrauen und vor allen Dingen nicht schüchtern mit ihm sein.‹«
    »Schüchtern?« Unsere Blicke trafen sich, und wir brachen erneut in Lachen aus. »Nun, da dies der einzige Rat ist, den ich in der Angelegenheit bekommen habe, werde ich ihn mir zu Herzen nehmen.«

ZWEIUNDZWANZIG
    Liebes Tagebuch, ich habe ihn geheiratet.
    Der 29. Juni 1854 begann so ruhig wie jeder andere Morgen in Yorkshire. Die Vögel sangen nicht lauter als gewöhnlich, die Sonne ging nicht mit herrlichem Farbenspiel auf. Stattdessen war der Himmel in der Morgendämmerung verhangen und grau und hüllte die Landschaft in einen trüben Schleier ein. Kurz gesagt: nichts unterschied diesen Tag von irgendeinem anderen dunstigen Morgen im Frühsommer. Außer dass es ein ganz besonderer Tag war: mein Hochzeitstag.
    Ich war so aufgeregt, dass ich eine ruhelose Nacht verbracht hatte. Sobald die Sonne sich über dem Horizont zeigte, stand ich auf, und Ellen tat es mir schon bald nach. Ich versuchte, ihr beim Richten ihrer Frisur zu helfen, doch meine Hände zitterten so sehr, dass sie mir schließlich die Bürste wegnahm und es selbst machte. Dann drückte sie mich auf einen Stuhl und bestand darauf, meine Zöpfe auf eine Art und Weise zu flechten, die sie »der Gelegenheit angemessen« befand. Sie brauchte so lange dafür, dass ich ungeduldig wurde. Endlich war sie zufrieden. Ellen zog das neue Kleid an, das sie sich für den Anlass hatte schneidern lassen: ein hübsches braunes Kleid mit gemusterten Streifen und einem Fransenrand an den Schultern und am Mieder.
    Mein Hochzeitskleid passte hervorragend zu mir: Es war schlicht geschnitten, aus weißem Musselin mit zarter grüner Stickerei. Meine weiße Hochzeitshaube – nach den Entwürfen meiner Schneiderin – war kunstvoller, als ich es erwartet hatte, aber sehr hübsch. Sie war überall mit weißer Spitze und kleinen weißen Blüten benäht und dazu mit herabhängendenBändern und einem hellen Zweig aus kleinen weißen Blüten und grünen Efeublättern verziert.
    Als ich so mit dem Kleid, der Haube und meinen Handschuhen angetan war, seufzte Ellen begeistert. »Charlotte! Du siehst wunderschön aus. Schau dich nur im Spiegel an. Du hast noch keinen einzigen Blick hineingeworfen!«
    Ich begab mich zum Spiegel. Zunächst fiel meine Aufmerksamkeit auf meine Nase und den deutlichen Rosaton, den sie auf Grund meiner leichten Erkältung angenommen hatte. Als ich jedoch meine ganze Erscheinung betrachtete, weiteten sich meine Augen vor Erstaunen. Die Gestalt, die mir aus dem Spiegel entgegenblickte – von Kopf bis Fuß in Schneeweiß gehüllt, das braune Haar elegant unter einer bändergeschmückten Haube mit Blüten und Spitze zusammengefasst –, war meinem gewöhnlichen Ich so unähnlich, dass sie mir wie eine völlig Fremde vorkam.
    Das traditionelle Gewand einer Braut, überlegte ich mir, hatte wirklich etwas Bemerkenswertes. Es konnte selbst die unscheinbarste Frau beinahe in eine Schönheit verwandeln. »Ich bin bereit«, verkündete ich leise, »für meinen Schleier.«
     
    Um fünf Minuten vor acht traten Ellen und ich aus meinem Schlafzimmer. Inzwischen hatte sie mir den Schleier aus durchsichtigem, mit Spitzen umsäumtem Tüll über den Kopf und das Gesicht gebreitet. Papa stand ganz in der Nähe, in der Tür seines Schlafzimmers. Seine Augen weiteten sich, als sei er gleichzeitig verwirrt und erfreut über meinen Anblick.
    »Gott sei mit dir, mein Kind.«
    »Danke, Papa.«
    Unten warteten Tabby und Miss Wooler und lächelten begeistert.
    »Ah, guter Gott, Kind!«, rief Tabby und wischte sich dieTränen von den runzeligen Wangen. »Was für eine Augenweide!«
    Miss Wooler war in ein wallendes Gewand aus hellgrauer Seide gehüllt, und ihre hellen Locken waren

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