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Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Titel: Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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befangen. Es schien mir, als hätte ich kaum dreimal geatmet, als Mr. Sowden mit der nur zu vertrauten Formel begann.
    »Ich fordere euch beide auf, die ihr euch an jenem furchtbaren Tag des Jüngsten Gerichtes verantworten müsst, wenn die Geheimnisse aller Herzen enthüllt werden, mir zu versichern, dass ihr, wenn ihr von einem Hindernis wisst, warum ihr nicht rechtmäßig miteinander im Ehestand verbunden werden könntet, dies nun gesteht …«
    Als ich diese Worte hörte, musste ich unwillkürlich an Jane Eyre denken und an die schrecklichen Ereignisse, die bei ihrer Hochzeit mit Mr. Rochester nach diesen Worten über sie hereingebrochenwaren. Ein rascher Blick zu Mr. Nicholls – dessen funkelnde Augen meine trafen – ließ mich vermuten, dass ihm derselbe Gedanke gekommen war, und wir teilten ein stummes Lächeln miteinander.
    Zum Glück war bei uns kein Mr. Mason anwesend, der sich einmischte und ein Ehehindernis enthüllte. Und schon bat man mich, meinen Handschuh abzulegen, damit mir Mr. Nicholls den dünnen Goldreif an den Finger stecken konnte, der sich zu meinem Perlenring gesellte. Dann sagte Mr. Sowden: »Damit erkläre ich euch zu Mann und Frau. Sie dürfen die Braut küssen.«
    Mr. Nicholls schob meinen Schleier zurück, neigte seinen Kopf zu mir herunter und küsste mich auf den Mund. Ich hörte, wie unsere Freunde in Beifall ausbrachen. Mein frischgebackener Ehemann nahm mich bei der Hand und eilte mit mir in die Sakristei, wo wir im Heiratsregister unterschrieben (wie seltsam es mir vorkam, als Charlotte Nicholls zu zeichnen!), bezeugt von Ellen und Miss Wooler. Mr. Grant öffnete die Tür und merkte mit einem Lachen an: »Macht euch darauf gefasst, dass euer Geheimnis herausgekommen ist!«
    Als unsere kleine Gesellschaft die Church Lane erreichte, trafen wir tatsächlich auf eine recht ansehnliche Menge alter und uns treu ergebener Freunde und Nachbarn, die die Straße säumten und lächelten, sich verneigten und knicksten, als wir vorüberzogen. Ellen eilte voraus und sagte geheimnisvoll, sie hätte noch einen Dienst zu verrichten. Arthur schüttelte einigen der Gratulanten herzlich die Hand. Ich nickte nur und lächelte, immer noch benommen und ungläubig. Nach all den Sorgen, dem Überlegen und Planen hatte es nur eines weißen Kleides und weniger Worte des Pfarrers in der Kirche bedurft – und schon war ich verheiratet!
     
    Papa erwartete uns in seinem besten Sonntagsstaat an der Tür des Pfarrhauses. Sein Gesundheitszustand und seine Laune hatten sich so weit gebessert, dass er lächelte, als er allen die Hand schüttelte und uns freundlich ins Esszimmer geleitete, wo bereits ein wunderbar angerichtetes Hochzeitsfrühstück auf uns wartete: eine köstliche Auswahl von frischem Brot und Kuchen, Käse, Eiern, Schinken, Butter, Sommerfrüchten und einer Reihe von Marmeladen. Zu meiner Überraschung war auch das Kaminsims mit einem wunderschönen Bouquet geschmückt, und über den Tisch waren farbenfrohe Blüten gestreut.
    »Danke, Martha«, sagte ich. »Es sieht alles wunderbar aus, und die Blumen sind herrlich.«
    »Das war Miss Nussey, die den Tisch erst vor ein paar Minuten gedeckt hat«, erwiderte Martha in vertraulichem Ton. »Aber die Blumen habe ich selbst gepflückt. Ich war schon vor der Sonne auf, jawohl, und habe jeden Garten im ganzen Dorf geplündert.«
    Martha reichte Tee und Kaffee, als wir alle am Tisch Platz genommen hatten. Papa war der strahlende Mittelpunkt der Gesellschaft und machte so viele Scherze über den Ehestand, dass wir alle uns den größten Teil der nächsten Stunde vor Lachen krümmten.
    Als wir unsere Mahlzeit beendet hatten, erhob sich Mr. Grant und sagte: »Ich möchte einen Trinkspruch auf meinen guten Freund Arthur und seine frischgebackene Ehefrau ausbringen.« Alle erhoben ihre Gläser. »Wir alle wissen, wie lange du diesen Tag erhofft und herbeigesehnt hast, Arthur. Du verdienst nur das Beste – und in Charlotte Brontë hast du es gefunden, oder ich sollte besser sagen in Charlotte Nicholls. Diese Frau war nicht leicht zu gewinnen – aber nun, da du sie hast, hoffe ich, dass du vernünftig genug bist, sie nie wieder gehen zu lassen.«
    Gelächter breitete sich im Raum aus. Dann fuhr Mr. Grant fort: »Arthur ist sehr stolz auf sein Heimatland jenseits des Meeres, und zu seiner Ehre habe ich einen irischen Segen eigens für diesen Anlass gelernt, den ich nun mit der Tischgesellschaft teilen möchte. Arthur und Charlotte: Mögt ihr ein langes Leben

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