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Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Titel: Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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jedoch meine unguten Vorahnungen nicht länger ignorieren. Am Samstag, dem 26. Juli beschloss ich, ohne Aufschub nach Hause aufzubrechen.
     
    Da ich mich in letzter Minute und früher als geplant entschied, Hathersage zu verlassen, konnte ich meiner Familie nicht mitteilen, wann ich ankommen würde, und wusste, dass mich niemand vom Zug abholen würde.
    Im Waggon von Sheffields nach Leeds vergaß ich für eine Weile meine Sorgen, als ein Herr, der mir gegenüber saß,meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Ich hatte einen kleinen Schreck des Wiedererkennens verspürt, denn seine Gesichtszüge, seine Körpermaße und die Art seiner Kleidung (meiner Meinung nach suchen Schnitt und Sitz eines von einem französischen Schneider angefertigten Jacketts hierzulande ihresgleichen) erinnerten mich in vieler Hinsicht an meinen belgischen Professor, Monsieur Héger.
    Ich war mir so sicher, dass der Herr Franzose war, dass ich mir erlaubte, ihn anzusprechen:
»Monsieur est français, n’est-ce pas?«
3
    Der Mann fuhr überrascht zusammen und antwortete sogleich in seiner Muttersprache:
»Oui, mademoiselle. Parlez-vous français?«
4
    Mir lief ein kalter Schauder über den Rücken. Obwohl ich versucht hatte, jeden Tag ein wenig Französisch zu lesen, hatte ich diese Sprache nicht mehr gesprochen gehört, seit ich aus Brüssel zurückgekehrt war. Sie jetzt wieder zu vernehmen, erinnerte mich daran, wie sehr ich sie vermisst hatte. Einige Minuten lang führten der Herr und ich eine angeregte Konversation, und dann fragte ich ihn – sehr zu seiner Verwunderung und Verwirrung –, ob er nicht vielleicht einen größeren Teil seines Lebens in Deutschland verbracht hätte. Er antwortete, meine Vermutung sei korrekt, und erkundigte sich, wie ich zu diesem Schluss gelangt sei. Als ich ihm sagte, dass ich in seinem Französisch die Spur eines deutschen Akzents zu erkennen meinte, lächelte er und erwiderte:
»Vous êtes une magicienne des langues, mademoiselle.«
5
    Ich genoss unser Gespräch, und es tat mir leid, mich vonihm verabschieden zu müssen, als ich in Leeds aus dem Zug stieg. Während der restlichen Reise schwelgte ich in Erinnerungen an Brüssel.
    Bei meiner Ankunft in Keighley brachen jedoch die düsteren Vorahnungen bezüglich der Geschicke meiner Familie wieder mit ganzer Wucht über mich herein. Es war schon spät, und ich war entschlossen, mein Zuhause eiligst zu erreichen, sodass ich mir eine Kutsche nahm, die mich dorthin bringen sollte.
    Es war ein klarer Sommerabend. Normalerweise hätte ich mich entspannt auf meinem Sitz zurückgelehnt, die letzten Strahlen der sinkenden Sonne mit den Augen der Malerin betrachtet und großes Vergnügen dabei empfunden, diesen goldenen Schein auf dem vertrauten weiten Heideland und den Wiesen zu sehen. Denn wie sehr mich auch neue Anblicke entzückten, so verspürte ich doch immer eine willkommene Erleichterung, wenn ich endlich wieder nach Hause zurückkehrte. An jenem Abend jedoch konnte ich kaum ruhig sitzen, so sehr quälten mich die Gedanken und unguten Vorahnungen und eine unerklärliche Angst, dass mich zu Hause Leid und Unheil erwarten würden.
    Es war beinahe schon dunkel, als die Kutsche in die Church Lane einbog, am Haus des Küsters und an der Schule vorüberfuhr und dann bei der niedrigen Mauer anhielt, die zum Vorgarten des Pfarrhauses führte. Ich bezahlte den Kutscher, der meinen Schrankkoffer auf die Steinplatten stellte und fortfuhr. Gerade wollte ich durch das Tor treten, als ich eine Gestalt wahrnahm, die sich mir im Schatten näherte. Es war Mr. Nicholls – der letzte Mensch, den ich heute Abend sehen wollte! –, der anscheinend einen Abendspaziergang machte. Er blieb einige Fuß von mir entfernt stehen und schaute mich mit überaus ernster und besorgter Miene an.
    »Miss Brontë.«
    »Mr. Nicholls. Ist etwas geschehen?«
    Er antwortete nicht sogleich. Plötzlich erhob sich ein Wind, der so heftig war, dass er mir die Haube vom Kopf geweht hätte, wäre sie nicht so fest zugebunden gewesen. Ein gespenstischer kalter Schauder überkam mich, der nichts mit der Kühle des Windes zu tun hatte.
    »So haben Sie es noch nicht gehört?«, fragte er.
    »Was gehört?«, erwiderte ich mit wachsender Besorgnis. Ich blickte zum Haus. In den Fenstern im unteren Geschoss war schwach Licht auszumachen, ein Zeichen dafür, dass noch jemand wach war. Jetzt hörte ich laute Rufe aus dem Pfarrhaus. Mein Herz begann vor Angst und Schrecken zu pochen, denn ich erkannte die Stimme. Es

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