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Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Titel: Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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erklärte sie.
    Bevor sie uns begrüßte, rieb sie sich mit einem edlen Spitzentaschentuch die geröteten Augen. Sie wirkte völlig verstört. "Kommen Sie...", murmelte sie und fasste mich am Ellbogen. "Mein Partner Mr. McInnerty ist erwürgt worden, Miss Vanhelsing. Und jetzt sucht Scotland Yard hier nach Spuren des Täters..."
    Dann beugte sie sich ganz nahe zu mir.
    Ihre Worte waren kaum mehr als ein leises Wispern.
    "Wir müssen miteinander sprechen, Miss Vanhelsing. Allein!"
    Ich nickte nur.
    Sie wirkte ein wenig erleichtert, obgleich das matte Lächeln, das nun für einen kurzen Moment um ihre Lippen herum spielte, sehr verkrampft wirkte.
    Sie braucht jemanden, Patti. Jemanden, der ihr zuhört und sie nicht gleich für verrückt erklärt, sobald sie das ausspricht, was sie gesehen hat...
    Von Anfang an hatte ich das Gefühl gehabt, dass die Galeristin uns einiges verschwiegen hatte.
    Sie führte uns in jenen Raum, in dem die Werke des Allan Brennan ausgestellt waren.
    Einige Scotland Yard-Beamte waren damit beschäftigt, Spuren zu sichern. Eine weiße Kreidezeichnung deutete die Lage des Toten an - so, wie er aufgefunden worden war. Offenbar war er bereits von der Gerichtsmedizin abgeholt worden. Ich ließ den Blick umherschweifen, während Tom die Gelegenheit nutzte und ein paar Bilder schoss.
    "Heh, lassen Sie das!", rief eine autoritätsgewohnte Stimme.
    Ich achtete nicht darauf.
    Mein Blick wurde von einem Gemälde in seinen Bann gezogen, dass jenem glich, welches ich in der Waters-Villa gesehen hatte.
    Es bestand nur aus einer Grundierung und der Signatur des Künstlers.
    Hast du etwas anderes erwartet, Patti?
    Ich fühlte, wie mein Puls sich beschleunigte. Und für Sekundenbruchteile hatte ich eine Vision. Vor meinem inneren Auge sah ich, was geschehen war, sah den schlangenköpfigen Dämon aus dem Bild heraussteigen und sich auf McInnerty stürzen.
    "Alles in Ordnung, Patti?", fragte Tom.
    Er hatte mich am Arm gefasst.
    Ich nickte stumm, unfähig dazu, auch nur einen einzigen Ton herauszubringen. Mein Blick glitt die lange Reihe der Dämonenköpfe entlang. Was, wenn auch sie nach und nach zum Leben erwachten, aus den Holzrahmen herausstiegen und zu mörderischen Bestien wurden? Ein Gedanke, bei dem einem das Blut in den Adern gefrieren konnte.
    Ich atmete tief durch.
    Dann wandte ich mich an Tom, blickte in die meergrünen Augen, die ich über alles in der Welt liebte, und wusste im nächsten Moment, dass er mich verstand. Er wusste Bescheid, er ahnte, dass ich eine Vision gehabt hatte. Wir würden später darüber sprechen, wenn wir unter uns waren. Er nahm meine Hand und drückte sie zärtlich.
    "Miss Vanhelsing, ich weiß nicht, wer Sie hier hereingelassen hat, aber ich möchte Sie dringend bitten, uns unsere Arbeit machen zu lassen!", drang erneut die autoritätsgewohnte Stimme in mein Bewusstsein, die Tom das Fotografieren untersagt hatte.
    Ein Mann in einem zerknitterten karierten Jackett warf uns einen misstrauischen Blick zu. Der Pepita-Hut hing ihm fast auf der Nase, so dass die Augenpartie im Schatten lag.
    "Inspector Craven!", stieß ich hervor, nun wieder ganz im Hier und Jetzt. Ich kannte Craven. Früher hatte ich einige Male mit ihm zu tun gehabt. Im Gegensatz zu einigen seiner Kollegen, war ich mit Inspector Craven immer ganz gut ausgekommen, auch wenn es natürlich gewisse Interessengegensätze zwischen ihm und mir gab.
    "Persönlich freut es mich, Sie mal wieder zu sehen, Miss Vanhelsing. Aber rein dienstlich betrachtet stören Sie hier..."
    "Mr. Hamilton und ich sind auf ausdrücklichen Wunsch von Mrs. Sounders hier."
    "Hm", brummte er. Er nahm mich etwas zur Seite. Dann fragte er: "Mal ehrlich, Miss Vanhelsing, was wissen Sie über die Sache? Haben Sie irgendeine Ahnung, ob Mr. McInnerty Feinde hatte? Mrs. Sounders ist leider nicht sehr auskunftsfreudig..."
    "Tut mir leid, Mr. Craven. Ich habe keine Ahnung, worum es hier geht."
    "Wenn ich herausfinden sollte, dass Sie irgend etwas an Informationen zurückhalten, dann..."
    "Was dann?"
    Inspector Craven hob die Augenbrauen und versuchte dabei ein strenges Gesicht aufzusetzen. Ich kannte diese Masche bei ihm.
    "Ich will Ihnen nicht drohen, aber wenn Sie etwas wissen, dann lassen Sie es mich besser wissen, okay?"
    Ich erwiderte seinen Blick. "Sie können sich darauf verlassen, Inspector Craven", erklärte ich. Und in Gedanken setzte ich noch hinzu: Fragt sich nur, ob Sie das, was ich dann zu sagen habe auch hören wollen... Inspector

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