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Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Titel: Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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würde... Tante Lizzy - so nannte ich meine Großtante Elizabeth Vanhelsing - hatte mich schon gefragt, wann wir zusammenziehen würden. Ganz soweit war es noch nicht, aber auf der anderen Seite konnte ich mir ein Leben ohne diesen Mann kaum noch vorstellen.
    Und doch...
    Manchmal blieb er wie ein Rätsel für mich. Er schien immer etwas zurückzuhalten. Hinter seinen meergrünen Augen lagen Geheimnisse verborgen, von deren Existenz ich nur ahnen konnte. Dutzende von Leben hatte Tom gelebt, war gestorben und wiedergeboren worden. Vielleicht war das bei uns allen der Fall - aber Tom konnte sich an seine früheren Existenzen erinnern. Und auf gewisse Weise machte ihn das einsam. Seine Erinnerungen aus früheren Leben konnte er mit niemandem wirklich teilen, selbst wenn er davon berichtete.
    Eine plötzliche Bewegung ließ mich zur Seite blicken.
    Ein grünliches Leuchten war da.
    Zwei Augen...
    Neben mir, auf dem Beifahrersitz schien auf einmal eine dunkle Wasseroberfläche zu sein. Aus der Tiefe drang ein gurgelndes Geräusch...
    Das Leuchten in diesen unheimlichen Augen begann zu pulsieren...
    "Nein!"
    Ich schrie auf, drückte mich gegen die Fahrertür.
    Ich hörte eine eigenartige Folge von Silben. Worte, die ich nicht verstand. Sie klangen, als ob sie einer uralten, längst vergessenen Sprache entlehnt waren.
    So unvorstellbar alt...
    MAQUATLI QUERESEN KY'ARAM'NUR...
    Ich schluckte.
    Eine heisere Stimme wiederholte immer wieder diese Worte, bis sie in meinem Kopf dröhnend widerhallten. Ich presste mir die Hände gegen die Schläfen, und schrie...
    MAQUATLI QUERESEN KY'ARAM'NUR...
    Ich schrie, bis meine Stimme diese unheimlichen, angsteinflößenden Worte übertönte...
    Das Wasser neben mir bewegte sich. Blasen stiegen empor.
    Das gurgelnde Geräusch wurde lauter. IRGEND ETWAS stieg aus dieser finsteren, unergründlichen Tiefe empor. Etwas Dunkles, Schattenhaftes...
    Eine Art Tentakel erhob sich aus dem Wasser, griff nach meinem Handgelenk. Ich konnte das glitschige, kalte ETWAS wirklich SPÜREN. Ein eisiger Schauer jagte meinen Arm hinauf. Eine Kälte, die alles durchdrang, die jede Faser meines Körpers und meiner Seele erzittern ließ. Der Geruch von Moder und Verwesung stieg mir in die Nase.
    Die Aura unvorstellbaren Alters, ging es mir durch den Kopf.
    Das gurgelnde, schmatzende Etwas aus der Tiefe begann zu ziehen. Ein Sog entstand... Ich hatte das Gefühl, zu taumeln, zu fallen....
    "Nein!"
    Ich schrie wie wahnsinnig.
    Vor meinen Augen drehte sich alles, während ich in den namenlosen Schlund stürzte, der vor mir gähnte.
    Beobachtet von zwei grünlich schimmernden Augen, die mich kalt musterten.
    ICH ERFRIERE!
    Diese Empfindung ließ mich einfach nicht los.
    DIES IST NUR EINE ILLUSION, PATTI! EINE SPIEGELUNG DEINES GEISTES...
    Mit ohnmächtiger Verzweiflung versuchte ich mir das immer wieder klarzumachen.
    UND WENN NICHT?
    Vielleicht war ich bereits in eine andere Welt hinübergerissen worden - auf welch geheimnisvolle Weise auch immer. Ich fühlte, wie mein Kopf in das dunkle Wasser eintauchte.
    Ich konnte nicht mehr schreien.
    Immer tiefer sank ich in das dunkle Nichts hinein.
    Dem Tod entgegen, so war ich überzeugt. Ich fühlte, wie meine Lebenskräfte mehr und mehr versiegten. Lethargie erfasste mich. Gleichgültigkeit breitete sich in mir aus.
    Was ist geschehen?, dachte ich. Ich verstand es nicht, aber nun spielte das alles keine Rolle mehr. Nun, kurz vor dem Ende...
     
    *
     
    Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, als ich die Augen öffnete. Ich blickte in das Gesicht eines grauhaarigen Mannes mit weißem Kittel, der mich bei den Schultern gepackt hatte.
    Es dauerte ein paar Sekunden, ehe ich begriff, dass ich mich noch immer hinter dem Steuer meines kirschroten 190ers befand. Panische Angst stieg innerhalb eines Sekundenbruchteils in mir auf. Ich blickte zur Seite. Aber da war nichts, was dort nicht hingehört hätte. Ich sah den Beifahrersitz, auf den ich meine Handtasche gelegt hatte. Ich griff nach ihr, so als müsste ich mich erst davon überzeugen, dass das, was ich sah, der Realität entsprach. Ich fühlte das Leder in der Hand. Ein gutes Gefühl, dachte ich. Ein sehr gutes.. . Innerlich atmete ich auf.
    "Wie geht es Ihnen?", fragte der Mann im weißen Kittel.
    Die Fahrertür stand offen. Regen und Kälte drangen herein.
    Irgendwo aus der dunklen Nacht heraus waren die Motorengeräusche von Dutzenden von Wagen zu hören. Jemand hupte.
    Die Ampel stand auf grün.
    Ich sah den

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