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Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Titel: Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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erkennen.
    Ihr kalter Blick musterte mich.
    Blitzschnell war der tentakelartige Arm emporgeschnellt und hatte mein Handgelenk umfasst. Ich spürte die Saugnäpfe, Ich hörte, wie ein Schuss abgegeben wurde.
    Ein dumpfer, tierischer Laut drang von unten herauf.
    In der nächsten Sekunde wurde ich über die Reling gerissen.
    Ich fiel in die Tiefe. Alles drehte sich und hatte das Gefühl, als ob die Zeit sich auf seltsame Weise dehnte. Ich wusste, dass nur Sekunden vergingen, ehe ich die Wasseroberfläche erreichte und eintauchte. Aber es kam mir viel, viel länger vor. Eine Flut eigenartiger Bilder ergoss sich über mein Bewusstsein. Eine mentale Kraft berührte mein Inneres auf eine Weise, die ziemlich unangenehm war. Angst beherrschte mich.
    Was geschieht jetzt?
    Der Geruch von Moder wurde stärker. Ich tauchte in das dunkle Wasser und dann umgab mich nur noch Finsternis.
    Unerbittlich zog mich das mit Saugnäpfen bewehrte Tentakel hinab, während das Wasser in meinen Mund und meine Lungen floss. Panik erfasste mich. Ich bekam keine Luft. Ein Schwall von Blasen umgab mich. Ich versuchte, mich zu wehren, um mich zu schlagen...
    Aber ich war unfähig, mich zu bewegen. Wie gelähmt fühlte ich mich.
    Der Strom der Bilder, der sich über mein Bewusstsein ergoss wurde immer chaotischer. Vieles war dabei, was ich nicht verstand. Fremdartige Eindrücke von Gebäuden, die einer fremdartigen Geometrie zu entsprechen schienen. Pflanzen von groteskem Riesenwuchs, tierartige Wesen, die so aberwitzig wirkten, dass ich mir nicht vorstellen konnte, dass sie wirklich existieren konnten. Dazu flimmernde Farbmuster und Landschaften, die jeder Schwerkraft spotteten.
    Und Gedanken.
    Anders war es nicht zu beschreiben. Es waren zweifellos Gedanken eines fremden Wesens, von denen ich aber nicht einmal Bruchstücke begriff. Ein Schwall von mir völlig fremden Symbolen tauchte vor meinem inneren Auge in so rascher Folge auf, dass ich mir unmöglich auch eines davon hätte merken können.
    Ich sah nichts, außer dem unheimlichen, funkelnden Augenpaar jenes grausigen Wesens, dass mich mit mörderischer Kraft immer weiter hinabzog.
    Dem Tod entgegen...
     
    *
     
    Tom Hamilton riss Miguel das Messer aus dem Gürtel und war im Begriff, über die Reling zu springen.
    "Halt!", rief Lombardi. "So werden Sie sie nicht retten!"
    Der ehemalige Marinetaucher machte einen schnellen Schritt zur Seite. Es kam auf jede Sekunde an.
    Lombardi wuchtete zwei Druckflaschen aus einer fest mit den Aufbauten verschraubten Kiste. Dann warf er Tom eine Taucherbrille zu. Dieser fing sie auf. Lombardi schnallte sich eine der Druckflachen auf den Rücken. Tom lief hinzu und nahm sich die andere.
    Lombardi hatte recht.
    Wenn es noch eine Rettung für Patricia gab, dann nicht ohne Druckluft. Wer konnte schon wissen, wie tief das unheimliche, krakenhafte Wesen sie hinabgezogen hatte.
    "Schon mal getaucht?", fragte Lombardi, während er Tom eine Taschenlampe zuwarf und sich selbst mit einem Tauchermesser bewaffnete.
    "Ist schon etwas her."
    "Na, dann... Los!"
    Jetzt mischte sich von Schlichten ein, der zuvor völlig erstarrt gewirkt hatte. "Sie haben keine Chance", behauptete er.
    "Das lassen Sie mal unsere Sorge sein!", knurrte Lombardi.
    Nur Sekunden später sprangen die beiden Männer ins Wasser.
    Das dunkle Wasser schloss sich über ihnen. Nur der Schein ihrer Lampen schimmerte noch hinauf.
     
    *
     
    "Mein Gott, so etwas wie dieses Wesen habe ich noch nie gesehen", stammelte O'Mara.
    "Das sind sie, die Maquatli...", murmelte Dietrich von Schlichten. Er blickte von der Reling herab und starrte auf jene Stelle, an der sich die dunklen Wassermassen geschlossen hatten. "Die Indios haben dieses Wesen mit ihrem Singsang herbeigerufen..."
    "Vielleicht habe ich es erwischt!", meinte Juan in gebrochenem Englisch und lud das Gewehr erneut durch.
    Sein Gesicht war bleich wie die Wand.
    Er blickte sich suchend um.
    "Das hoffe ich nicht!", brummte von Schlichten. "Sonst wird es möglicherweise nicht nur für uns hier sehr gefährlich..."
    Der Archäologe blickte in die Nacht hinaus.
    Die Dutzenden von Indios in ihren Caballitos blickten ihn stumm an.
    O'Mara legte sich indessen ebenfalls eine Druckflasche an.
    Er suchte nach einem Bleigürtel, ohne den es keinen Sinn hatte, ins Wasser zu gehen. Man hatte ohne ein zusätzliches Gewicht keinerlei Chance, tief genug zu tauchen.
    "Nein, tun Sie es nicht!", rief von Schlichten, als er begriff, was O'Mara vorhatte.
    "Ich muss den

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