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Die Geheimnisse der Therapeuten

Die Geheimnisse der Therapeuten

Titel: Die Geheimnisse der Therapeuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christophe André
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bei Achtsamkeitsübungen (während der Meditation, beim Stretching, Laufen, Essen, Sport), die eigene Aufmerksamkeit immer wieder zum gegenwärtigen Augenblick zurückzubringen: Beim Joggen tauchen Gedanken auf, ein völlig normaler Prozess, denn unser Gehirn ist eine Gedankenproduktionsmaschine, die nicht stillsteht! Doch haben Sie die Wahl, diesen Gedanken zu folgen, zu grübeln, über etwas Zukünftiges nachzudenken und Selbstgespräche zu führen (also die Lautstärke des Radios zu erhöhen) oder einfach zu beobachten, dass die Gedanken da sind, ohne sich in sie zu verstricken, indem Sie Ihre Aufmerksamkeit dem vollen Gewahrsein der körperlichen Empfindungen, Ihrer Muskulatur, Ihrem Atem zuwenden (was so viel heißt wie die Lautstärke Ihres Radios herunterzudrehen, bis nur noch ein unhörbares Grundrauschen da ist).
    Zum gegenwärtigen Augenblick zurückkehren
    Wie Sie sehen, zielt diese Methode nicht darauf ab, alle negativen Gedanken loszuwerden, sondern einfach zur Kenntnis zu nehmen, dass sie da sind, ohne ihnen zu folgen, und die Aufmerksamkeit auf den Atem und den Körper zurückzulenken. Wir schulen unseren Geist darin, im gegenwärtigen Augenblick zu bleiben, statt unaufhörlich in der Zeit – in der Vergangenheit oder Zukunft – umherzuschweifen.
    Wir lernen, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind.
    Eine 30- bis 45-minütige Achtsamkeitsmeditation zu machen heißt auch, eine Übung durchzuführen, ohne etwas Besonderes zu erwarten (Wohlbefinden, Trance etc.). Je mehr wir auf etwas Bestimmtes hoffen, desto weniger sind wir in der Gegenwart, denn unsere Aufmerksamkeit richtet sich dann auf Zeichen, die unsere Erwartung bestätigen sollen. Stattdessen durchlaufen wir verschiedene vorübergehende Zustände, die sich von einem Tag zum anderen nie gleichen, wie Ungeduld, Reizbarkeit, den Wunsch aufzustehen, tiefe Entspannung, Gedankenstille, Trauer, Wut. Wir lernen, bei diesen Zuständen zu verharren, sie zu beobachten, ohne sie ändern zu wollen oder gegen sie anzukämpfen, wie wir es gewöhnlich tun. Wir lernen, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind, seien sie angenehm oder unangenehm. Diese Akzeptanz wird durch die urteilsfreie Feststellung erleichtert, dass unsere Gedanken, Emotionen und physischen Empfindungen dank unserer distanzierten und urteilsfreien Beobachtung einen vorübergehenden Charakter haben.
    Wie kann uns die Achtsamkeit im Alltag helfen?
    Wenn wir traurig, ängstlich oder wütend sind, haben wir oft Angst, dass diese unangenehmen Emotionen andauern, und fangen an, Selbstgespräche über die Angst zu führen: »Ich wusste, dass das wiederkommen würde, ich werde nie gelassen sein, es wird mir nie gelingen. Warum bin ich nicht glücklich? Warum bin ich nicht wie die anderen?« Diese Grübeleien und negativen Erwartungen verstärken nur die unangenehmen Emotionen, die ihrerseits die Grübeleien und negativen Erwartungen verstärken. Das ist ein Teufelskreis!
    Die Meditation erlaubt uns, unsere Emotionen kennenzulernen und die Angst vor ihnen zu verlieren. Wir machen die Erfahrung, dass sie vergänglich sind, wenn es uns gelingt, sie »wohlwollend« aufzunehmen, das heißt ohne die Denkmaschinerie einzuschalten und ohne sie verjagen zu wollen, sondern indem wir versuchen, sie im Körper zu erleben und mit dieser Empfindung, die manchmal unangenehm ist, aber schließlich von allein vergeht, zu atmen. Die unangenehme physische Empfindung willkommen zu heißen, die mit einer schmerzlichen Emotion verknüpft ist, erlaubt uns, unseren Zustand bewusst wahrzunehmen und für uns so Sorge zu tragen, wie wir uns um den Schmerz eines uns nahestehenden Wesens kümmern würden. Wenn Ihnen ein Freund sagt, er sei traurig, entgegnen Sie ihm dann, das sei nichts, und lassen ihn allein weiterleiden? Vermutlich nicht. Sie bitten ihn, Ihnen zu erzählen, was los ist, nehmen ihn vielleicht in den Arm, schenken seinem Leiden Gehör.
    Es ist normal, in bestimmten Situationen traurig zu sein, aber diese Traurigkeit verschwindet mit der Zeit von ganz allein. Aus physiologischen Gründen sind alle Emotionen, positiv oder negativ, vorübergehend, wenn man ihren natürlichen Fluss nicht hemmt. Auch deshalb ist es unerlässlich zu lernen, aus dem gegenwärtigen Augenblick Nutzen zu ziehen, indem wir Tag für Tag das genießen, was das Leben uns an Positivem bietet. Es

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