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Die Geheimnisse der Therapeuten

Die Geheimnisse der Therapeuten

Titel: Die Geheimnisse der Therapeuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christophe André
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verändert. Ich versuche nicht, irgendetwas zu vermeiden, was es auch sei. Ich habe schlicht und ergreifend die Kontrolle über meine Existenz und die Ereignisse wiedergewonnen. Ich erinnere mich nur noch daran, dass ich in der Vergangenheit einmal ein Problem mit Angst und Panikattacken hatte. Aber das gehört der Vergangenheit an, es ist vorbei. Es ist weit weg, wie eine sehr alte Geschichte.
    Ich könnte Risikofaktoren die Schuld an dem Geschehen geben, wie etwa dem Umstand, eine Frau zu sein, oder eine biografische Prädisposition, eine biologische oder genetische Schwäche anführen, die bestimmte Menschen eindeutig stärker dafür anfällig macht, Panikattacken zu erleiden als andere. Mein Blick ist ein anderer geworden: Jeder Mensch hat irgendwelche Schwächen und muss für sich selbst die angemessensten Lösungen finden.

    Was hat mich diese Erfahrung gelehrt?
    Ich habe durch diese Erfahrung entdeckt, dass es mehrere Typen von Angst gibt: eine banale Angst vorübergehender Natur, die auftritt, wenn mir eine Gefahr bewusst wird, die mir vertraut ist – wenn mich ein Donnergrollen überrascht oder ich in den Vergnügungspark gehe.
    Die eigene Angst verstehen, um sie zu überwinden
    Ich entdeckte, dass es andere Facetten der Angst gibt, solche, die anhaltend und total irrational sind und über die man meint keinerlei Kontrolle zu haben. Auf dem Bürgersteig hatte ich vor nichts Greifbarem Angst.
    Während man reaktive Angst als Überlebensreaktion der Spezies erklären kann, entzieht sich diese schwere, fortgesetzte, alles ergreifende Angst, die den Betroffenen schlagartig überfällt, völlig der Erklärung. Man kann von der Irrationalität dieser Angst kaum sprechen, denn andere Menschen können sie nicht nachvollziehen. Worin besteht die Gefahr, auf einem geraden, breiten und sauberen Bürgersteig entlangzugehen? Es gibt selbstverständlich keine; doch Sie zittern vor Angst. Sie erforschen ihn Zentimeter für Zentimeter, als würde es sich um Neuland handeln, als wären Sie Entdecker in einem feindlichen Milieu, als könnte jederzeit etwas Schreckliches passieren. Sie fühlen sich mit dieser Erfahrung allein und verlassen.
    Um gegen die Angst anzugehen, darf man sich nicht schämen
    Meine persönliche Auseinandersetzung mit der Angst und meine emotionale Konfrontation mit ihr lehrten mich, dass es mir dabei nicht schlechter, sondern sogar besser ging.
    Ich entdeckte persönliche Mittel und Wege, um jeden Erfolg zu verbuchen: Ich maß die Zeit, die ich draußen geblieben war, und die Strecke, die ich zurückgelegt hatte. Ich entwickelte auf diese Weise eine Methode, um meinen Fortschritt genau zu verfolgen.
    Um gegen exzessive Ängste anzugehen, darf man sich ihrer zunächst einmal nicht schämen.
    Ich habe gelernt, dass man, um gegen exzessive Ängste anzugehen, sich ihrer zunächst einmal nicht schämen darf. Man muss sich sagen, dass man für diese Ängste nicht mehr kann als für hohen Blutdruck oder Diabetes. Man braucht also keine Schuldgefühle zu haben, sondern muss Phobien als eine außer Kontrolle geratene Angst betrachten, die anfangs ganz natürlich ist.
    Sich Schritt für Schritt mit seiner Angst konfrontieren
    Um die Angst wieder auf ihren rechtmäßigen Platz zu verweisen, muss man anschließend lernen, sie mithilfe praktischer Übungen zu meistern. Diese Übungen bestehen darin, sich mit seiner Angst schrittweise und vor allem sehr regelmäßig zu konfrontieren. Wenn man diese Arbeit gewissenhaft tut, kann man die eigene Angstbiologie erfolgreich modifizieren: Das Gehirn – oder genauer gesagt, der Mandelkern, der der Sitz der Angst ist – beginnt, anders zu reagieren. Man muss akzeptieren, dass Angst auftreten kann; absolut niemand ist völlig dagegen gefeit. Die Lösung besteht nicht darin, das eigene Leben gegen die Angst abzuschotten, sondern sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass Angst zu den Lebensrisiken gehört.
    Die biologischen Ursprünge der Angst
    Nach dem Modell des englischen Psychologen und Verhaltenstherapeuten David M. Clark wird eine Panikattacke entweder durch innere oder äußere Reize ausgelöst, die als Anzeichen einer unmittelbaren Gefahr interpretiert werden. Diese Interpretation produziert eine mit zahlreichen physischen Empfindungen einhergehende Katastrophenangst (Tod, Kontrollverlust). Der Betroffene wird daraufhin

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