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Die Geheimnisse der Therapeuten

Die Geheimnisse der Therapeuten

Titel: Die Geheimnisse der Therapeuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christophe André
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Situationen, darunter: sich allein außerhalb der Wohnung, in einer Menschenmenge oder Warteschlange, auf einer Brücke, im Bus, Zug oder einem Auto zu befinden;
    â€“ den Umstand, dass diese Situationen entweder ganz vermieden, als sehr beängstigend oder mit der Befürchtung erlebt werden, eine Panikattacke oder Symptome vom Typ einer Panikattacke zu erleiden, oder die Anwesenheit einer Begleitperson erfordern;
    â€“ den Umstand, dass die Angst oder die phobische Vermeidung durch ein anderes psychisches Problem nicht besser erklärbar ist.
    Ich glaubte anfangs nicht allzu sehr daran. Konnte die Angst einen so krank machen? Konnte sie mich total lähmen? Als Medizinstudentin hatte ich nichts über Psychiatrie gelernt, und meine Recherchen in den Büchern brachten mich auch nicht weiter. Ich wollte wieder gesund werden, so wie früher, bevor der Albtraum begann, in dem ich feststeckte.
    Menschen in meiner Umgebung, die mir vertrauen
    Die Panikattacken tauchten bei jedem Versuch auf, das Haus zu verlassen. Schon der Gedanke, nach draußen gehen zu wollen, reichte aus, damit ich mich sofort verspannt und unwohl fühlte und in Angst geriet: Ich hatte Angst vor einer Panikattacke, davor, dieses akute Unwohlsein zu spüren, bei dem der ganze Körper unter extremer Spannung steht und man den völlig irrationalen Eindruck hat, er könnte platzen.
    Meine Angehörigen bestanden darauf, dass ich aus dem Haus ging mit dem Argument, dass ich für das Gehtraining Bewegung brauchte und auf meinen Spaziergängen wieder Selbstvertrauen gewinnen würde. Wir einigten uns auf kleine Strecken, sodass ich nach einigen Tagen der Wiederholung allmählich bis zur Straßenecke vordrang. Meinen Angehörigen erschien es logisch, dass ich anschließend die Straße überquerte, weil dort eine Einkaufsstraße begann. Aber die Logik, von etwas Äußerem angezogen zu sein, griff bei mir nicht. Meine Angst erlaubte mir nur, stetig und ohne Unterbrechung auf demselben Bürgersteig weiterzugehen. Die andere Straßenseite erschien mir wie ein Graben, ein Abgrund. Der emotionalen Logik meiner Angst folgend konnte ich meinen Weg auf demselben Bürgersteig fortsetzen, indem ich Tag für Tag weiterging, bis ich nach zwei Wochen einmal den Block umrundet hatte. Eine Strecke, die in den Augen eines rational denkenden Menschen sicher unnütz erscheint, aber eine Überquerung der Straße kam für mich noch nicht in Betracht.
    Jeden Tag gelang es mir, ein Stückchen weiter zu gehen.
    Jeden Tag gelang es mir, ein Stückchen weiter zu gehen, doch immer von meiner Angst begleitet. Es war mir leichter erschienen, weiterzugehen, und ich eroberte jeden Tag ein Stück Terrain von der Angst zurück, die mich ans Haus gefesselt hatte. Jeden Tag ging ich aus dem Haus; das Ziel wurde vom Grad meiner Angst und nicht von den anderen bestimmt. Auch wenn ich zweifellos Fortschritte machte, waren sie doch langsam. Ich hätte mir so sehr gewünscht, schneller voranzukommen, aber die Panik und die Angst vor der Außenwelt bremsten mich ganz schrecklich.
    Von Monat zu Monat lösten meine Familie und meine Freunde sich auf diese Weise ab und halfen mir, ganz allmählich die Etappen zu überwinden, um mich wieder autonom zu bewegen. Es sollte über sechs Monate der tagtäglichen Konfrontation mit der so angstbesetzten Situation des Hinausgehens dauern, bis ich überall wieder unbeschwert hingehen konnte.

    Ein anderer Blick auf die Angst
    In einer Phase, in der ich keine psychologischen Kenntnisse besaß, unterzog ich mich auf diese Weise einer allmählichen Konfrontation mit meinen damaligen Ängsten, den Panikattacken, die zur Agoraphobie führten.
    Diese persönliche Erfahrung macht die Hälfte der Phobiker durch, die – ob von ihrer Umgebung unterstützt oder nicht – sich ihren Ängsten zunehmend aussetzt und ein allmähliches Abklingen ihrer krankhaften Ängste erfährt. Wäre dieses Vorgehen strukturierter und von einem Therapeuten angeleitet gewesen, hätte es sich einer Behandlung mit kognitiver Verhaltenstherapie angenähert.
    Die gute Nachricht ist, dass dieses ganze Leiden rasch ein Ende nehmen kann! Ich habe nie mehr Panikattacken gehabt. Ich leide auch nicht mehr an Platzangst und führe ein normales Leben. Ich reise viel und wache auch nicht mehr jeden Morgen mit Angst auf. Dennoch habe ich mein Leben äußerlich nicht

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