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Die Geheimnisse der Therapeuten

Die Geheimnisse der Therapeuten

Titel: Die Geheimnisse der Therapeuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christophe André
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Kompetenz und ihres Wissens natürlich keine speziellen Ratschläge und auch nicht das Recht zu urteilen. Sie kennen sich gut mit dem physiologischen Leben aus, aber ihre Meinung über den Tod ist subjektiv.
    Die existenzielle Angst ist eine konstante Tatsache im menschlichen Denken. Sie ist permanent da, und einige nutzen sie, um die Gutgläubigkeit der Menschen zu missbrauchen und eine Kommunikation mit dem Jenseits zu versprechen. Es gibt auch die falschen »Psychologen«, die letztlich die Angst in Gang halten, während die heutige Psychologie, indem sie Gebrauch von unseren kognitiven Fertigkeiten macht, uns ermöglicht zu lernen, mit unseren Ängsten und Nöten umzugehen.
    Gelassenheit lernen
    Die Todesneurose lässt sich nicht durch Fiktionen oder nutzlose Illusionen heilen, sondern nur durch eine gut umrissene persönliche Arbeit philosophischer oder psychologischer Natur an sich selbst und den eigenen Gedanken: dem Erlernen von Gelassenheit. Dank dieser Art von rationaler Innenschau ist es möglich, den nötigen Abstand zu erwerben. Es ist würdiger und gleichzeitig auch wirksamer, wenn wir eine reale Vorstellung vom Tod haben und das Mittel, nicht daran zu leiden, in uns selbst finden, indem wir an all das denken, was das Leben uns gebracht hat. In meinen Augen besteht das beste Mittel, den Tod zu überleben, darin, in der Erinnerung jener gegenwärtig zu bleiben, die uns geliebt haben, all jener, denen wir im Leben begegnet sind, denen wir unsere Hilfe oder eine Erfahrung zuteilwerden lassen konnten und Ideen oder Wissen vermittelt haben; ebenso – das ist die Ausnahme – indem wir eine Spur hinterlassen in Form eines literarischen, künstlerischen oder wissenschaftlichen Werkes. Aber die Victor Hugos, Mozarts und Pasteurs sind sehr rar gesät …
    Wie man keine Angst vor dem Tod hat
    Der Gläubige dürfte keine Angst vor dem Tod haben, weil er weiß, dass er theoretisch unsterblich ist: Es gibt eine körperliche Auferstehung, und er wird in einem anderen Leben jene wiederfinden, die ihm teuer waren. Für die monotheistischen Religionen ist der Tod kein Ende, sondern der Durchgang zum ewigen Leben und Glück im Reich Gottes, nachdem über jeden Einzelnen und seinen Lebenswandel gerichtet wurde. Mit einem solchen Glauben ist es möglich, die Angst vor dem Tod zu überwinden, ohne ihn zu verleugnen, besser zu leben und es voll und ganz und vernünftig zu tun. Für die östlichen Religionen ist der Körper nichts, nur der Geist zählt, und er ist ewig. Ich persönlich bin der Meinung, dass eine philosophisch-wissenschaftliche Einstellung es nicht nur ermöglichen sollte, den Tod zu akzeptieren, sondern auch, weiter glücklich zu sein, dass man lebt. Eines der vorrangigsten Mittel dazu liefert uns das wissenschaftliche Denken. Es besteht darin, die eigene Person in die allgemeine Organisation der Materie im Universum und im Leben auf der Erde einzuordnen. Ich kann dazu nur wärmstens die Lektüre von Poussières d´étoiles (»Sternenstaub«) von Hubert Reeves 44 empfehlen, eines Werkes, das voller wissenschaftlicher Fakten wie auch tiefer Reflexionen steckt.
    44 Hubert Reeves: Poussières d’étoiles. Seuil-Sciences, Paris 2008.
    Das unendlich Große und das unendlich Kleine
    Alles in der Geschichte, die uns die Astrophysik erzählt, ist unendlich groß oder klein. Einige Tatsachen erscheinen uns im Rahmen unserer linearen Zeit mit ihrem Vorher (Vergangenheit) und Nachher (Zukunft) und unseres dreidimensionalen Raums unvorstellbar. Zeit und Raum ergeben keinen Sinn mehr auf der Ebene des unendlich Kleinen – der Atome – und des unendlich Großen – des Kosmos.
    Das Leben, das vor 3,5 Milliarden Jahren entstand, ist nur eine Phase in der immer ausgeklügelteren Organisation der Materie. In dieser langen Geschichte ist das Auftreten des Homo sapiens erst vor Kurzem erfolgt: vor 150 000 bis 200 000 Jahren, was Knochenfunde, und höchstens 35 000 Jahren, was die Spuren seiner Aktivität angeht. Die anfangs sehr langsamen Fortschritte haben sich mit Beginn der ersten Kulturen vor 3000 bis 4000 Jahren beschleunigt. Seit zwei bis drei Jahrhunderten findet eine exponentielle Explosion des Wissens statt.
    Jeder von uns stellt einen Wimpernschlag in dieser langen Entwicklung dar. Ein bekannter Vergleich objektiviert die Relativität unserer Lebenszeit: Wenn man die 3,5 Milliarden Jahre,

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