Die Geheimnisse der Therapeuten
entdeckte dort einige Grundlagen der Praxis: dass man sich einen ruhigen Ort sucht, sich still hinsetzt, sich seines Körpers bewusst wird und einen Zustand der Lockerheit herstellt. Ich entwarf mein erstes Programm mit Entspannungsübungen ausgehend vom Autogenen Training und änderte dessen Ãbungen so ab, dass sie nicht mehr so lang und schwerfällig waren und mit weniger Wiederholungen auskamen.
Dann klappte ich das Buch zu und stellte es ins Regal. Es steht bis heute noch dort, und ich habe es nie mehr gebraucht. Ich war enttäuscht und ziemlich ratlos. Ich glaube nicht, dass ich in jenem Augenblick bewusst beschloss, selber eines Tages praktische Entspannungs- und Meditationsanleitungen zu schreiben, die die Leser inspirieren und ihnen konkret helfen würden, aber unbewusst muss dieser Gedanke schon sehr stark da gewesen sein.
Mein erstes Mal
Ich lag mit dem Rücken auf einer Matratze und fühlte mich ein wenig schwindelig, weil ich am Abend vorher mit einigen befreundeten Assistenzärzten aus der Psychiatrie ausgegangen war, und es war wohl ein wenig spät geworden. Die Psychologin, die auf der Station arbeitete, hatte mich zu einem Einführungstag eingeladen. Warum spürte ich diese seltsame Beklemmung, als ob ich nicht atmen könnte? Ich hörte die sanfte Stimme der Therapeutin, aber ich hatte Probleme mit meinem Atem, obwohl sie mich aufforderte, ganz ruhig und langsam zu atmen. Ich spürte, wie mir das Herz in der Brust schlug, obwohl es mir kurz davor noch gut gegangen war.
Um sich zu entspannen, muss man lernen, nach innen zu hören.
Im Laufe des Tages verschwand diese unangenehme Empfindung dann nach und nach. Ich lernte, mich auf meine eigenen Empfindungen zu konzentrieren, ein Echo von dem zu spüren, was im Innern geschah, auf mich selbst zu lauschen. Ich lieà alles los, ich dachte nicht nach. Wenn ich eine körperliche Empfindung hatte, wartete ich, ich sagte mir, dass sie vergehen würde. Mein Atem wurde flieÃender, ich spürte meinen ganzen Körper und nicht nur die begrenzte Partie meines Brustkorbs. Geschafft, ich hatte das erste Hindernis überwunden. Um sich zu entspannen, muss man lernen, nach innen zu hören. Eine Ãbung ist nicht gelungen oder gescheitert: Sie bringt stets etwas und stellt immer eine Etappe der Entdeckung dar. Nur die Wiederholung derselben Ãbungen, ohne sich unter Druck zu setzen, bringt das Empfinden des Gelöstseins, das ich mit der Zeit erreichte.
Kleine Empfehlungen für den Anfang
Entspannung ist eine sehr offene Technik. Man kann ein paar geeignete Einstiegsübungen finden und dann im eigenen Tempo weitermachen. Man braucht eine gewisse Anleitung, aber das eigene Ãben ist das Einzige, was wirklich zum Erfolg führt. Wenige Techniken sind so offen und allgemein zugänglich, und man kann sich aus den verschiedensten Gründen mit ihnen beschäftigen: um etwas für sich zu tun, um eine neue Lebenskunst zu entwickeln oder um sein Leben gelassener anzugehen.
Die Wege des Lernens
Ich habe meinen Beruf als Psychotherapeut in vielerlei Hinsicht durch meine Patienten gelernt. Durch sie hat sich mein Wissen über die menschliche Natur und auch über mich selbst erweitert. Das gilt besonders für die Entspannung, bei der das Praktizieren der Ãbungen auf der Grundlage der erlebten Erfahrung einen sehr bereichernden Austausch erlaubt.
Ich mache inzwischen regelmäÃig jeden Tag und sogar mehrmals am Tag Ãbungen, die im Laufe der Zeit manchmal den Charakter eines Innehaltens annehmen, einer Brise des Wohlbefindens oder der Ruhe, einer Zeit der Regeneration und des Zu-sich-Kommens, oder im Gegenteil den Charakter des Sich-Wegträumens, des Von-sich-Weggehens und Loslassens. Ich reserviere mir auch ein wenig Zeit, um vollständigere und dementsprechend längere Ãbungen zu machen, für die man im Tempo unseres modernen Lebens nicht immer Zeit findet.
Dank des Austauschs mit anderen Therapeuten und der Anregungen aus einigen Büchern habe ich im Laufe der Zeit meine eigenen Ãbungen entwickelt, immer inspiriert und abgewandelt aus den klassischen Techniken, die man in mehreren der bekannten Methoden findet. Ich interessierte mich für das Autogene Training von Schultz, für die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, für Autosuggestion, Yoga, Hypnose und Meditation. Sie alle tragen unterschiedliche Aspekte bei und haben gleichzeitig vieles miteinander
Weitere Kostenlose Bücher