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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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ist, so viele großzuziehen. Wir haben uns das ganze Jahr mit ihnen abgemüht – mehrere sind gestorben, |60| als sie noch klein waren. Allein die Mühe, sie so zu dressieren, dass sie auf einfache Befehle hören! Wartet, ich zeig’s euch mal.« Er trat an das Gitter und pfiff dieselben Töne wie zuvor Simos Walkwell. Die Mantikore wandten sich ihm zu. Mittlerweile waren sechs Stück aus ihrer künstlichen Höhle gekommen. Er pfiff abermals, und sie kamen langsam näher und legten sich dann mit sichtlichem Widerstreben vor ihm in den Sand. Sechs Paar rote Augen verfolgten jede seiner Bewegungen. Nur die Gitterstäbe trennten Gideon von den unheimlichen, menschenähnlichen Gesichtern.
    »Oh«, sagte Lucinda. »Oh. Haben die große Zähne!«
    »In den alten Sagen heißt es, sie hätten mehrere Reihen Zähne, wie Haie«, sagte Gideon grinsend und bleckte dabei selbst recht eindrucksvoll die Zähne. »Hoch jetzt, ihr Racker! Hoch!« Er hob die Hände in die Luft: Die glänzenden roten Augen in den ausdruckslosen, maskenartigen Gesichtern beobachteten ihn. Langsam richteten sich die Mantikore auf. »Seht ihr? Sie wissen, wer der Herr ist.«
    Walkwell, der sehr dicht am Gitter stand, sah konzentriert zu. Plötzlich merkte Tyler, dass das am weitesten vorn stehende Ungetüm den alten Griechen mit seinem kalten Blick fixierte. Der Schwanz zuckte. Konnte es ihn mit diesen Reißnagelklauen durch das Gitter erwischen? Es war so unbewegt, so angespannt …
    »Simos!«, schrie er, Unheil witternd, und im selben Augenblick sprang der Mantikor vor, lautlos wie ein Schatten, bis er schwer gegen die Metallstäbe krachte. Aber Walkwell war bereits außer Reichweite.
    »Hi-hi«, lachte Onkel Gideon. »Die halten dich ganz schön auf Trab, was, Simos?«
    Walkwell schüttelte nur den Kopf.
    Gideon sagte: »Na, offensichtlich ist das alles zu aufregend |61| für die Mantis. Bei diesen vielen neuen Gerüchen und Menschen lernen sie nie, sich anständig zu benehmen. Wir ziehen lieber weiter.«
    »Was … was hast du mit ihnen vor?«, fragte Lucinda, als sie wieder auf den Wagen stiegen. Draußen in der Sonne stellte Tyler fest, dass er schwitzte.
    »Wir lassen sie nachts heraus, was sonst? Sie streifen zwischen den Zäunen hier auf dem Anwesen herum. Wenn es einem von Ed Stillmans Spionen gelingt, den äußeren Zaun zu überwinden, selbst wenn er mit dem Fallschirm abspringt …« Er stieß ein luftloses Lachen aus. »Er wird uns anflehen, ihn zu retten, wenn die Mantikore hinter ihm her sind, das kann ich dir sagen.«
    Oder er kann überhaupt nicht mehr flehen, weil er tot ist,
dachte Tyler.
Was machst du dann, Onkel Gideon?
Aber das sprach er natürlich nicht aus.
    »Die neue, verbesserte Ordinary Farm!«, frohlockte Gideon. »Da habt ihr sie!«
    Tyler warf einen Blick auf Lucinda. Er sah ihr an, dass ihr bei diesen sogenannten Verbesserungen noch weniger wohl war als ihm.

|62|
     
    7
VERSTÄNDIGUNGSSCHWIERIGKEITEN
    M anche Sachen hatten sich an der Tinkerfarm überhaupt nicht verändert. Zum Beispiel die Schufterei. Im Laufe der langen Sommertage verfielen Lucinda und ihr Bruder schnell wieder in die Routine der Landarbeit. Es blieb ihnen gar nichts anderes übrig, weil auf der Farm alle tüchtig mit anpacken mussten, und das galt auch für die beiden jungen Besucher. Der Rhythmus der Tiere bestimmte den Rhythmus der Menschen. »Einem Ziegenfisch ist es egal, ob du dein Frühstück schon gehabt hast«, pflegte Gideon zu sagen. »Er will seines haben.« Die blökenden Mischwesen konnten bissig werden, wenn sie Hunger hatten, und sie kämpften um jeden Fisch, so dass man sie an manchen Tagen aus ihrem Becken holen und einzeln füttern musste. Die Drachen verschlangen |63| zweimal die Woche einen ganzen Hirsch, und auch die Einhörner verlangten ihr tägliches Futter samt Zusätzen. Der Käfig des Bonasus musste täglich gesäubert werden, was wirklich niemand besonders gern tat, weil der Dung des wisentähnlichen Tieres sich entflammte, sobald er an die Luft kam, und dann stundenlang schwelte.
    Lucinda und Tyler verbrachten einen Großteil des Tages damit, die kleineren Tiere im Reptilienstall und anderswo zu versorgen, und nahmen damit Walkwell, Ragnar und den anderen, die sich auch um die großen Tiere kümmern mussten, einen Teil der Last von den Schultern. Aber das Kleinvieh konnte auch viel Arbeit machen. Die Jingwei, weiße chinesische Vögel mit langen Schwänzen, waren einige Wochen vorher aus ihrem Käfig im Reptilienstall

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