Die Geheimnisse Der Tinkerfarm
wenn er Milliardär ist, hat ihm das garantiert wehgetan!« Der alte Mann lachte gackernd. »Ich wette, er tritt sich jetzt noch dafür in den Hintern. Er wollte mich ruinieren, aber das hat mich nur stärker gemacht.«
»Hat er seitdem noch irgendwas anderes unternommen?«, wollte Tyler wissen.
»Er unternimmt ständig was«, knurrte sein Großonkel. »Er scheint jede Woche einen neuen Plan auszuhecken. Zur Zeit versucht er, sämtliche Grundstücke aufzukaufen, die an die Ordinary Farm grenzen. Er bombardiert meine Nachbarn mit Geld, dieses seelenlose Schwein. Er will mich umzingeln! Wundert es euch da, dass ich die Farm zu schützen versuche?«
Als der Wagen zurückholperte und sich die bekannte skurrile Silhouette des Farmhauses vor ihnen erhob, dachte Tyler über Onkel Gideon und Colin Needle nach. Was mochte Colin für den alten Mann in der Bibliothek treiben?
Die Antwort kam ihm, als sie an einer Reihe von Hütten vorbeifuhren, die vielleicht einmal Arbeiterunterkünfte gewesen waren.
Das Halsband,
dachte er.
Er hat ständig Grace’ Halsband um. Und wo, habe ich ihm gesagt, hätte ich es gefunden? In der Bibliothek.
Aber das stimmte nur zum Teil. Tyler hatte seinem Großonkel nicht die ganze Geschichte erzählt: dass er das Medaillon von einer Frau erhalten hatte, die bestimmt Grace Goldring gewesen war, hilflos ausgesetzt in einer eigentümlich zurückgebliebenen Version der Tinkerfarm hinter einem magischen |53| Waschkommodenspiegel, den Tyler und Lucinda in einem kleinen Nebenraum der Bibliothek entdeckt hatten.
Gideon will, dass Colin rausfindet, wie Grace’ Halsband in die Bibliothek gelangt ist.
Tyler bezweifelte, dass Colin je dahinterkommen würde, aber dass dieser Widerling freien Zugang zur Bibliothek hatte, passte Tyler nicht. Ganz und gar nicht.
Gideon räusperte sich, als sie die kleine Holzbrücke über das Flüsschen erreichten, das durch diesen Teil des Anwesens floss, nur wenige hundert Meter vom Haus entfernt. »So«, sagte er und deutete auf das Wasser. »Ich weiß, dass ihr den Fluss schon kennt, aber wisst ihr auch, wie er heißt? Er heißt Kumish Creek – das ist ein indianischer Name. Sicher sinkt der Wasserpegel im Laufe des Sommers ein wenig, doch selbst im August ist er noch so breit und tief, dass jemand problemlos in der Mitte mit dem Kanu fahren oder sogar schwimmen könnte. Er fließt aus den Bergen am Rand des Tals fast bis vor unsere Haustür.«
»Warum leitet ihr ihn nicht einfach durch ein Rohr oder so was?«, fragte Tyler.
Gideon knurrte. »O Gott, was würde ich ohne Kinder tun, die mich mit schwachsinnigen Ideen traktieren? Weil, mein Junge, der Fluss, wenn wir in seinen Lauf eingreifen, die Verwerfungsspalte überfluten könnte, die nur ein paar hundert Meter von hier ist, da drüben. Deshalb mussten wir uns etwas anderes ausdenken, um ihn zu sichern.«
Während Tyler noch den Rüffel seines Großonkels verdaute, lenkte Walkwell den Wagen hinter der kleinen Brücke von der Straße und zügelte das Pferd. Mit der Sonne im Rücken konnten sie das dunkle Wasser jetzt besser erkennen. Der Fluss war schlammig grün und braun, mit sonnenhellen Stellen dort, wo er über rundgewaschene bunte Steine schwappte, und erstaunlich laut.
»Der viele Frühlingsregen«, erklärte Gideon, als sie anhielten. » |54| Wir hatten bislang ein feuchtes Jahr.« Der Wagen stand unter ein paar gebeugten Erlen an einer Stelle, wo das Gelände in Schieferboden und Schilfgras überging. »Hier hätten wir also unseren neuen ersten Abwehrriegel«, sagte er.
Tyler blickte über das Schilf auf das Flüsschen. »Ich sehe nichts.«
»Keine Sorge, das wirst du schon noch.«
Tylers Schwester ließ neben ihm ein leises besorgtes Stöhnen hören.
»Nur wenn wir sie wissen lassen, dass wir hier sind, Gideon«, sagte Walkwell.
»Ach, natürlich, wie dumm von mir. Wärst du mal so gut, Simos?«
Walkwell beugte sich hinab und hob einen großen Stein auf, den Tyler nur mit Mühe vom Fleck bekommen hätte. Dann schleuderte er ihn mit einer Hand ins Wasser, wo er mit einem lauten Klatsch verschwand.
»Es ist so«, sagte Gideon, »dass sie die Erschütterung wahrnehmen, selbst wenn sie eine halbe Meile entfernt sind. Selbst bei einer so starken Strömung, wie der Kumish sie hat. Ich glaube, sie haben so eine besondere Drüse – wie die Schnabeltiere, nicht wahr? Die beiden Arten sind auch verwandt.«
»Ich versteh gar nichts«, sagte Tyler.
»Was
nimmt die Erschütterung wahr?«
»Pssst!« Gideon
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