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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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Gesichter der anderen verrieten, dass sie sich das auch schon gefragt hatten.
    Es war Ragnar, der darauf antwortete. »Die Frage müssen wir uns heute noch nicht stellen, Lucinda. Solange wir suchen, geht alles weiter wie gewohnt. Simos wird die Farmarbeit leiten, Patience wird sich im Haus um alles kümmern.«
    Mrs. Needle bedachte ihn mit einem giftigen Lächeln. »Vielen Dank für die Erlaubnis, meine Arbeit zu tun, Ragnar Lodbrok.«
    »Genug geredet«, schaltete sich Simos Walkwell ein. »Zurück an die Suche. Sucht noch einmal alles ab. Gideon ist alt und könnte sich verletzt haben. Verliert keine Zeit.« Er drehte |98| sich um und ging in die Eingangsdiele hinaus, seine Hufe klapperten auf dem Holzfußboden. Die meisten Männer der Farm schlossen sich ihm an – aber wo, fragte sich Tyler, war Colin Needle? Gleich darauf erspähte er ihn, wie er auf Lucinda einredete, was Tyler mehr ausmachte, als ihm lieb war. Er wollte nicht, dass dieses Milchgesicht freundschaftlich mit seiner Schwester tat. Das war einfach … übel.
    »He, Needle!«, rief er. »Needle!«
    Der ältere Junge warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. »Was willst du, Jenkins? Ich unterhalte mich hier grade.«
    »Ich glaube, deine Mutter weiß etwas über Gideons Verschwinden, was sie uns verschweigt.«
    »Tyler«, sagte Lucinda warnend, »nicht!«
    Er ignorierte sie. »Lüg uns nicht an, Needle. Du weißt, dass sie was damit zu tun hat, stimmt’s?« Tyler trat einen Schritt näher; zu seiner Befriedigung trat Colin einen Schritt zurück.
    »Halt einfach die Klappe, Jenkins!«, sagte Colin. »Du hast doch von
nichts
eine Ahnung. Du machst immer nur alles kaputt, während ich und andere versuchen, diesen Hof zu retten.«
    »Hört auf, alle beide!«, schrie Lucinda, aber Tyler kam jetzt erst richtig in Fahrt.
    »Na klar«, sagte er, »die Farm retten. Wie damals, als du Meserets Ei an den Mann verkaufen wolltest, den Gideon am meisten hasst auf der Welt? Als du das Geheimnis der Farm beinahe schon verraten hattest? O ja, du bist ein echter Retter!«
    Colin Needle traten tatsächlich Tränen in die Augen. Er ballte die Fäuste, und eine Sekunde lang dachte Tyler, dass Colin ihn schlagen würde, doch stattdessen drehte der sich um und stürzte aus dem Schlangenzimmer zur Haustür.
    Tyler starrte hinter ihm her. »Was ist denn in
den
gefahren?«
    »Du bist so ein Vollidiot, Tyler Jenkins«, sagte Lucinda. »Er wollte, dass ich ihm
helfe!
Er wollte, dass ihm mal jemand zuhört! |99| Und er hätte vielleicht etwas Wichtiges über Gideon zu erzählen gehabt. Aber nein,
du
musstest ja … du musstest …« Sie wirbelte herum und stampfte hinaus Richtung Küche. Ehe die Tür hinter ihr zufiel, schrie sie noch über die Schulter: »Ein Volltrottel!«
    »Hä?« Tyler blieb völlig verwirrt im leeren Zimmer zurück. »Kapier ich nicht. Was hab ich denn gemacht?«

|100|
    11
WERGELD
    O h, wie süß! Schön aufpassen jetzt …« Lucinda lachte ein wenig nervös, während Desta ihr die nächste Möhre aus der Hand pflückte. Soeben hatte sie zu ihrem ungläubigen Entzücken entdeckt, dass Destas lange Zunge blau wie der Sommerhimmel war. »Bleibt die Farbe?«, fragte sie.
    Ragnar stand über ihr auf einem Podest und spritzte die Basiliskenkäfige aus. »Ich weiß nicht. Ihre Eltern haben das nicht, aber das könnte sich auch bei ihnen verändert haben. Ich kann mich nicht erinnern, was für Zungen sie als junge Lindwürmer hatten.« Er lachte. Der Klang schreckte die ausquartierten Basilisken auf, die ihn aus ihren provisorischen Drahtgehegen anzischten.
    »Ist Haneb heute gar nicht hier?«, wollte Lucinda wissen.
    |101| Ragnar zuckte die Achseln, während er das Wasser in den Abfluss fegte. »Simos hat ihn und deinen Bruder und andere in die Hügel und Schluchten mitgenommen. Dort gibt es viele Bäume und tiefe Stellen, die gut wären als Versteck für … jemand.«
    Eine Leiche,
hätte er beinah gesagt. Denn Gideon Goldring war jetzt seit drei Tagen verschwunden, und Ragnar, Lucinda und allen anderen war klar, dass er durchaus tot sein konnte. Eine Wolke der Furcht hing über der Tinkerfarm.
    Lucinda schluckte. »Ragnar? Und wenn Onkel Gideon jetzt nicht wieder auftaucht? Wenn wir ihn nicht finden? Was … was geschieht dann?«
    Wer wird die Farm bekommen?
Das war ihre eigentliche Frage.
Wer wird für diesen absonderlichsten, wunderbarsten Fleck auf der Welt die Verantwortung übernehmen?
    Als der Nordmann alle Tiere zurück in ihre Käfige geschafft und die

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