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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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bemerkte er aus den Augenwinkeln einen Schatten. Als er sich umdrehte, sah er Colin Needle in der |121| Tür zu Gideons Büro stehen, die dünnen Arme über der Brust verschränkt und einen ironischen Blick im Gesicht.
    »Wieder dabei, was anzustellen, Jenkins?«, fragte der lange Junge.
    »Needle! Was machst du hier, uns nachspionieren?«
    »Hättest du wohl gern.« Colin richtete sich auf, so dass er hochnäsig auf ihn hinunterblicken konnte. »Ich habe hier zufällig was zu erledigen.« Er wandte sich an Caesar. »Meine Mutter möchte, dass du kommst und deinen Weidenrindentee trinkst. Außerdem hat sie dir neue Minzeölsalbe gemacht, sagt sie.«
    Caesar nickte. »Ah, das ist ein Segen. Ich habe schon darauf gewartet. Meine Hände machen mir zur Zeit schrecklich zu schaffen.« Er sah Tyler und Lucinda an. »Entschuldigt mich bitte, ihr zwei. Mrs. Needles Heiltee wirkt am besten, wenn er heiß und frisch ist.«
    Colin blieb noch, nachdem der alte Mann das Zimmer verlassen hatte. »Ich nehme mal an, dass dein Bruder sich sowieso wieder in Schwierigkeiten bringt«, sagte er zu Lucinda. »Aber wenn er weiter rumspioniert und in alten Geschichten wühlt, zieht er dich vielleicht noch mit rein. Das würde mir leid tun.«
    »Was war denn das?«, sagte Tyler, nachdem Colin gegangen war. »Bildet der sich ein, er beschützt dich vor mir? Alter, am liebsten würde ich dem langen Lulatsch mal richtig die Fresse polieren!«
    Lucinda warf ihm einen harten Blick zu. »Hör bloß auf, Tyler. Er ist gar kein schlechter Kerl – nicht wie seine Mutter. Ich glaube, er wollte mir einfach einen Gefallen tun.«
    »Belauscht hat er uns, so ist das.« Tyler schnaubte. »Ich und spionieren! Was meinst du, wie lange er dort gestanden und gehorcht hat, was wir mit Caesar reden? Über Kingaree zum Beispiel. Und das Kontinuaskop! Ich hab dir ja gesagt, er versucht eins zu bauen.«
    |122| Lucinda schüttelte den Kopf. »Mach dir darüber keine Gedanken. Wenn Onkel Gideon kein neues bauen konnte, kann Colin Needle allein das erst recht nicht.«
    Das war ein gutes Argument, zumal Gideon seinerzeit Octavio beim ersten geholfen hatte. »Na gut, aber irgendwas führt er im Schilde, und es passt mir nicht, dass er rumschleicht und uns bespitzelt. Ich werde schon rauskriegen, was er treibt, und dann kann er sich echt auf was gefasst machen!«
    »O Mann!« Lucinda verdrehte die Augen. »Manchmal glaube ich, dass Colin nicht ganz unrecht hat mit dem, was er über dich sagt, Tyler.« Und damit verschwand sie. Die Schritte, mit denen sie die Treppe hinaufstampfte, waren so laut wie das aufziehende Gewitter.
    »Was?«, schrie er hinter ihr her. »Warte! Was hast du damit gemeint?«

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    14
SOY CAPITÁN
    D as Sommergewitter war heftig gewesen, die nächtlichen Blitze und Donnerschläge hatten das Haus erbeben lassen, aber am Morgen war es abgezogen. Jetzt war der Himmel klar und die Berge in der hellen Sonne in allen Einzelheiten zu erkennen. Selbst der Boden roch satt und neu.
    »Hast du das Getöse in der Nacht gehört?«, fragte Lucinda ihren Bruder. »Man konnte kaum schlafen.«
    »Ein paar Blitze hab ich gesehen«, erwiderte er. »Echt cool. Ich dachte schon, sie würden das Haus treffen.«
    »Sie
haben
das Haus getroffen«, sagte Colin Needle im gelangweiltesten Ton von oben herab. »Wahrscheinlich zehn Mal. Aus dem Grund haben wir einen Blitzableiter auf dem Dach.«
    Lucinda war erleichtert, dass ihr Bruder nur genervt die |124| Augen verdrehte und sich von Colin abwandte. Es reichte schon, dass sie alle so bedrückt wegen Gideon waren. Sie wollte, dass dieser Tag harmonisch verlief.
    Da Walkwell sie zur Cresta-Sol-Farm brachte, damit sie mit den Carrillos den Vierten Juli feierten, fuhren sie natürlich im Pferdewagen. Doch vorher mussten sie noch zur Einhornweide, damit er und Ragnar die Tröge der Einhörner auffüllen konnten. Die grazilen Tiere kamen zum Fressen aus den Hügeln, aber sie waren nervös: Als Ragnar sich einem jungen Einhorn näherte, das hinkte, scheute es und lief davon. Die übrige Herde schloss sich an, und bald war fast die ganze über das trockene goldene Gras streichende weiße Wolke den Blicken entschwunden.
    »Vielleicht kommt es von dem Gewitter gestern Nacht«, rief Walkwell Ragnar zu. »Aber irgendetwas beunruhigt sie, das steht fest.« Er blickte Lucinda, Tyler und Colin an, als ob sie daran schuld wären. »Alle Tiere verhalten sich merkwürdig heute.«
    »Ja, nicht nur das eine Fohlen, Simos«, sagte der

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