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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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zu Fuß nach Baltimore gehen wollte, schlug er mich. Ich sagte, von mir aus könnte er mich auf der Stelle töten, denn ich würde niemals in den Süden zurückkehren. Und um ein Haar hätte der Schweinehund das auch getan.« Er sah Lucinda an. »Entschuldige meine unflätige Ausdrucksweise, Miss.«
    Lucinda schüttelte nur den Kopf. Sie war blass, und Tyler hatte den Eindruck, dass sie kurz davor war, loszuheulen.
    »Aber ich konnte ihm entkommen«, fuhr Caesar fort. »Gott wollte, dass ich frei blieb, und er richtete es so ein, dass die Handschellen ein klein wenig zu groß für mich waren. Nach einer Weile war ich sie los.« Er hob die Hände und streifte die Ärmel zurück. An beiden Handgelenken waren graue vernarbte Streifen zu sehen. »Kurz vor der Fähre über den Susquehanna konnte ich in die Wälder fliehen. Kingaree und seine Hunde und Männer hetzten alle hinter mir her. Geschossen haben sie auch. So oder so wollten sie verhindern, dass ich wieder nach Hause komme.« Er holte zitternd Luft. »Aber da tauchte aus dem Nichts Mister Gideon auf, grad wie der Engel des Herrn. Fragt mich, ob ich ganz woanders hinwill, raus aus der Gefahr. Kann man sich denken, dass ich ja |119| gesagt habe.« Caesar lachte, und es klang diesmal nicht ganz so bitter.
    »Was hat Onkel Gideon dort gewollt?«, fragte Tyler.
    »Er war auf der Suche nach einem Donnervogel, hat er mir später erzählt.« Caesar zuckte die Achseln. »Zu dem Zeitpunkt habe ich gar nichts gefragt, mit den Hunden dicht auf den Fersen und überhaupt. Da hatte Mister Gideon auf einmal dieses komische Ding in der Hand, das halb wie eine Trompete und halb wie eine teure Uhr von innen aussah. Schwenkte es und hantierte damit herum. In dem Moment kam Kingarees größter Hund aus dem Wald gestürmt und Kingaree direkt dahinter. Mister Gideon machte so ein großes, funkensprühendes, brennendes Loch in der Luft und zog mich da rein. Es war, als würde ich ganz lang gestreckt und wie eine Schnur durch ein Astloch gezerrt.«
    »Wow.« Allein vom Hören bekam Tyler schon Herzklopfen. »Aber irgendwie ist Kingaree mitgekommen.«
    Caesar nickte. »Vielleicht hat der liebe Gott das so gewollt: dass dieser böse Mann hierherkommt, wo er keine armen Farbigen mehr fangen und sie in die Sklaverei verschleppen kann. Trotzdem wär’s mir lieber gewesen, er hätte Jackson Kingaree stattdessen ins Meer geworfen.«
    »Wie furchtbar«, sagte Lucinda. »Das tut mir so leid, Caesar.«
    »Du kannst doch gar nichts dafür, Kind. Damals waren noch nicht mal dein Opa und deine Oma geboren. Achtzehnhundertachtundvierzig, das ist lange her.« Er seufzte. »Beten wir einfach, dass Kingaree nicht hier auftaucht – oder wenn doch, dass Walkwell dann da ist und das Schlimmste verhindern kann.«
    »Wie lange hat er hier auf der Farm gelebt? Und warum hat Gideon ihn gehen lassen?«
    |120| »Von gehen lassen kann keine Rede sein. Kingaree ist in der Nacht des großen Feuers einfach verschwunden. Ich gestehe, dass ich eine Weile hoffte, er wäre verbrannt.«
    »Bei dem Brand in Gideons Labor?« Tyler bemühte sich um eine ruhige Stimme. Bei dem Unglück war das Kontinuaskop zerstört worden. »Hatte Kingaree was damit zu tun?«
    »Könnte sein.« Caesar zuckte die Achseln. »Mister Gideon dachte das immer, aber mir hat das nicht eingeleuchtet. Warum sollte er das Labor verbrennen und nicht das Haus, wo die ganzen Leute waren?«
    Ein Gedanke regte sich in Tyler. »Vielleicht, damit es so
aussah,
als wäre das Kontinuaskop zerstört?« Sein Herzklopfen wurde noch heftiger.
    Lucinda sah ihn mit großen Augen an. »Du meinst …?«
    »Na, denk doch mal nach. Er wusste, dass Onkel Gideon ihn nie mit dem Kontinuaskop abhauen lassen würde – nach all den Jahren hat er immer noch kein neues bauen können! Vielleicht hat Kingaree ja das Feuer gelegt, damit Onkel Gideon denkt, das Kontinuaskop wäre ein für alle Mal weg.«
    Caesar schüttelte den Kopf. »Das haben einige hier auch geglaubt, vor allem Mister Gideon. Er war sich sicher, dass Kingaree das Ding gestohlen hatte. Walkwell musste wochenlang Nacht für Nacht die Verwerfungsspalte bewachen. Aber Kingaree kam nicht wieder, Gott sei Dank. Wenn er Mister Gideons Gerät die ganzen Jahre über gehabt hätte, warum, Kinder, hätte er dann bis jetzt gewartet, um zurückzukehren? Und einem kleinen Mädchen vorher Bescheid gesagt? Bitte um Verzeihung, Miss Lucinda.«
    »Stimmt, das ergibt überhaupt keinen Sinn.« Tyler war noch am Grübeln, da

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