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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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Gefahr noch wegrennen konnte –, bis er die Stimmen verstand. Er vermutete, dass die hohe, leicht nervöse Stimme dem Mann im beigen Sakko gehörte.
    »… verstehe es bloß nicht, das ist alles.«
    »Da gibt es nichts zu verstehen, Mr. Dankle.« Das war zweifellos Kingarees Stimme: drohend wie ein gereizter Skorpion. »Sie haben bereits gute amerikanische Dollars von mir bekommen. Um den Rest zu verdienen, werden Sie antanzen, wenn ich Sie rufe, und tun, was ich Ihnen sage.«
    »Natürlich, natürlich! Habe ich Ihnen denn nicht schon wie versprochen geholfen?« Der Mann quietschte beinahe. »Ich muss nur bedenken, dass ich … Ich möchte nicht, dass mein Ruf …«
    »Hören Sie zu, Herr Anwalt.« Kingarees schneidender Einwurf war wie ein Revolverknall. »Ich habe schon bessere Männer als Sie mit den bloßen Händen getötet, ich rate Ihnen daher dringend, mich nicht wütend zu machen.«
    Es war mittlerweile dunkel, aber Tyler konnte Lucindas blasses Gesicht und ihre starrenden Augen neben sich erkennen. Er betete, dass sie nicht die Nerven verlor und einen Laut von sich gab, der sie verriet.
    »Denken Sie immer daran«, fuhr Kingaree fort, »Sie stecken viel zu tief in dieser Sache drin, um jetzt noch moralische Skrupel zu kriegen. Wenn es so weit ist, werde ich kommen und Sie rufen, und ich würde Ihnen raten, dann bereit zu sein. Es wird abends sein. Ich empfehle Ihnen, sich in den nächsten Wochen die Abende freizuhalten.«
    |143| »Was soll das heißen? Wann wollen Sie kommen?«
    »Das weiß ich nicht, Mr. Dankle. Aber glauben Sie mir, wenn die Stunde kommt, werden Sie es als einer der Ersten erfahren. Und Sie werden tun, was ich sage. Ist das klar?«
    Dankle musste genickt haben, denn Kingaree verließ unvermittelt die Laube und marschierte den Weg am Rand der Wiese hinunter. Seine Mantelschöße wehten wie die Flügel eines großen schwarzen Vogels. Er schritt an den sitzenden Familien vorbei, als am Himmel gerade die ersten Feuerwerkskörper explodierten, große, glitzernde, funkentriefende Blumen von Gold und Rot. Leute schrien begeistert. Niemand außer Tyler und Lucinda sahen die lange Gestalt weggehen – alle waren sie von dem Feuer am Himmel gefesselt.

|144|
    16
ALLES ANDERE ALS GESUND
    H eiße Sonne. Jede Menge zu tun. Tiere füttern. Vielleicht ein Nickerchen vor dem Essen, wenn sie Glück hatte und früh mit der Arbeit fertig war. Lucinda hätte sich nicht zu der Behauptung verstiegen, dass alles wieder in normalen Bahnen lief, aber während sie und Tyler über die Felder zum Reptilienstall spazierten, ging ihr auf, dass sie zum ersten Mal seit Tagen keine Angst hatte.
    Ihr Großonkel Gideon war immer noch im Krankenhaus, sollte aber an diesem Tag nach Hause kommen. Die Ärzte im Liberty Medical Center wussten nach wie vor nicht, was ihm fehlte, aber Ragnar meinte, Gideon sei beinahe wieder er selbst, auch wenn die Zeit seiner Abwesenheit aus seinem Gedächtnis gelöscht war.
    |145| »Okay, also was hat er vor?«, fragte Tyler. »Das ist mir immer noch nicht klar.«
    Lucinda hatte gerade ihr neues Armband bewundert, das Geschenk von Carmen, das hervorragend zu dem Armband aus Einhornhaar passte, das ihr die drei Amigos geschenkt hatten. Sie sah ihren Bruder fragend an. »Wer? Was hat wer vor?«
    »Kingaree! Was heckt er mit diesem Dankle aus, diesem Anwalt?«
    »Woher soll ich das wissen? Und wie kommst du auf die Idee, das hätte irgendwas mit uns zu tun?«
    Tyler starrte sie an. »Ts! Er ist ein total übler Kerl, und er ist aus der Verwerfungsspalte gekommen. Alles, was er macht, hat was mit uns zu tun oder wenigstens mit der Farm.«
    Lucinda legte die Stirn in Falten. Das einzige Problem an dem neuen Armband war, dass es ihr halb über die Hand rutschte, wenn sie den Arm senkte, und die Anhänger störten, wenn sie etwas aufheben wollte. Sie schob es hoch, bis es straff saß. »Das heißt noch lange nicht, dass es was mit deinen ganzen anderen fixen Ideen zu tun haben muss: mit Onkel Gideon und mit Alamu und dem Brand und Octavios Comicoskop.«
    »Kontinuaskop.
Genau, das kommt noch dazu.« Tyler dachte angestrengt nach. »Also, Onkel Gideon verschwindet, und genau zu dem Zeitpunkt kommt Kingaree nach so vielen Jahren zurück. Gleichzeitig macht Colin einen auf: ›Ich bringe alles über das Kontinuaskop in Erfahrung‹«, er imitierte Colins gepflegte Redeweise furchtbar übertrieben, »und genau das ist seit der Nacht des Laborbrands unauffindbar. Seit der Nacht, in der auch Kingaree

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