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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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gegen ihren gierigen Willen von dem Armband wegzutreiben, aber irgendwie hatte Lucinda zu ihr hingedacht und … und ihr ihren Willen aufgezwungen.
    Wow,
dachte sie.
Was war das?
    Während Lucinda und Desta sich gegenseitig anstarrten und die aufgestellten Horngrate am Kopf der erschrockenen Drachin zitterten, sprang Haneb vor, zog das silberne Armband mit dem Stiel seines Rechens heraus und schob es Lucinda in die Hand, als ob es Diebesgut wäre. »Schnell verstecken, sonst versucht sie wieder zu nehmen. Hier nicht solche Sachen mitbringen.« Er klang tadelnd, als ob Lucinda eine Dummheit begangen hätte.
    »Solche Sachen?« Sie sah die junge Drachin an, die gleichgültig tat, doch deren rötliche Augen ganz hungrig funkelten, als das silberne Ding in Lucindas Tasche verschwand. »Was meinst du damit?«
    Warum weg? Desta erschrocken! Schön. Mag gern.
Das Drachenkind schmollte.
    »Drachen mögen alles, was glänzt, Silber, Gold, Metall, Glas.« Haneb führte sie behutsam weiter von Destas Gitter fort. »Alamu ist schlimmstens von alle. Sein Nest muss voll sein von alle glänzende Sachen, die er findet oder stiehlt.«
    Lucinda sträubte sich nicht, als er Tyler und sie zügig aus dem Stall schob. Das lädierte Armband kümmerte sie nicht, das ließ sich reparieren, aber was soeben passiert war, wühlte sie sehr auf.
    Die Drachen haben mit mir gesprochen!,
dachte sie.
Ich habe wirklich was über sie erfahren. Aber wie habe ich das mit Desta gemacht? Es war, als wäre sie … eine Marionette oder so was.
    |152| Colin Needle wartete draußen auf sie. Er machte so einen verlorenen Eindruck, wie er da allein herumstand, dass Lucinda sagte: »Du hast was Spannendes verpasst. Es war nicht wie neulich, als Meseret Feuer auf dich gespuckt hat, aber Desta hat eben versucht, mir den Arm abzureißen.«
    »Nicht, Luce«, sagte Tyler in einem scharfen, warnenden Ton, der sie erboste. Wie kam er dazu, ihr das Reden mit Colin verbieten zu wollen?
    »Doch, echt. Sie hat sich das Armband hier an meinem Arm geschnappt. Haneb sagt, dass Drachen ganz wild auf glänzende Dinge sind – dass sie sie überall stehlen, wo sie nur können.«
    »Lucinda, sei still!« Ihr Bruder gab einfach keine Ruhe.
    »Nein, sei
du
still, Tyler Jenkins!«, fuhr sie ihn an. »Ich hab’s satt, mir von dir Vorschriften machen zu lassen!« Sie rechnete eigentlich damit, dass Colin ihr dankbar war, wo sie doch für ihn eintrat, doch der glotzte stattdessen ihren Bruder an. Beide standen sie da, wütend die Zähne gefletscht wie junge Hunde, die beide am selben Spielzeug zerren.
    Jungen!,
dachte sie.
Meseret hat ja so recht.

    Seltsamerweise standen Hector Carillo und seine drei Kinder wartend vor dem Haupttor der Farm, als Lucinda Tyler und die anderen im Pferdewagen ankamen. Lucinda fragte sich, wer ihnen von Gideons Heimkehr erzählt hatte.
    »Ich habe angeboten, Gideon vom Krankenhaus nach Hause zu fahren.« Mr. Carrillo klopfte auf den Kotflügel seines Trucks. »Aber eure Mrs. Needle wollte nichts davon hören. ›Zu viel Umstände‹, hat sie gemeint. ›Wir nehmen einfach ein Taxi.‹«
    »Sie ist nicht
unsere
Mrs. Needle«, knurrte Tyler. Immer |153| noch verärgert bedeutete Lucinda ihm, still zu sein. Colin stand mit gerecktem Hals ein kleines Stück abseits und hielt nach Gideon Ausschau – oder war es Patience Needle, die er so dringend erwartete? Colin mochte ein komischer, schwieriger Junge sein, dachte Lucinda, aber seine Mutter war echt das Grauen. Wie konnte man da von dem armen Kerl erwarten, normal zu sein?
    Sie sahen die Staubwolke auf der Feldstraße, lange bevor sie das Taxi sahen, aber schließlich erschien es als weißroter Fleck vor dem Braun der Hügel. Kurz darauf hielt es neben dem hohen Zaun am Tor. Der große Ragnar brauchte ein wenig, um sich vom Rücksitz zu zwängen, und noch etwas mehr, um Gideon herauszuhelfen, während Mrs. Needle den Fahrer bezahlte. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen vermutete Lucinda, dass sie dem Mann nicht viel Trinkgeld gegeben hatte, vielleicht gar keines.
    Gideon wirkte klein und mitgenommen, aber schlimmer war, dass er gar nicht richtig mitzukriegen schien, was um ihn herum vorging. Er ließ sich von Ragnar helfen, hob aber kaum den Kopf, als die Leute von der Farm ihn umringten. Mr. Carrillo trat vor und streckte die Hand aus.
    »Schön, dass Sie wieder zu Hause sind, Gideon«, sagte er. »Ich hoffe, Sie kommen bald wieder zu Kräften und wir können dann das Gespräch führen, auf das ich

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