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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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erste richtige Kommunikation von der großen Drachin seit der Nacht, in der sie zusammen geflogen waren.
    Na ja,
du
bist geflogen,
korrigierte sich Lucinda.
Ich habe vor allem geschrien und mich angeklammert. Erinnerst du dich?
    Ein schwacher Anflug von Belustigung streifte sie, gefolgt von etwas viel Heftigerem, einem zornigen Gedanken, der wie Säure ätzte.
Die Nacht, in der sie mein Ei stahlen. Die Nacht, in der
der da
mein Ei stahl.
Meseret wusste offensichtlich, wer Colin war. Die gewaltige Drachin spannte sich plötzlich gegen ihre Fesseln an, und das schwere Gurtzeug knarrte.
    Aber jetzt ist sie doch hier,
dachte Lucinda hastig. Sie wollte nicht, dass Colin Needle zu Asche verbrannt wurde.
Deine Kleine, dein Ei, sie ist am Leben und in Sicherheit. Siehst du?
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Möhren.
Dieser drängelnde Gedanke wehte von Desta herüber.
Mehr haben. Gib!
    Tyler und Colin durchbohrten sich immer noch mit Blicken. »Was brabbelst du da schon wieder, Jenkins?«, sagte der ältere Junge. »Meinst du, ich bin freiwillig hier? Bei diesen Monstern?« Er warf Meseret einen kurzen bangen Blick zu. »Ich soll euch holen. Ich würde euch liebend gern euren kleinen Spielen überlassen und euren …«, er sah von Lucinda zu dem Drachenjungen, »… Tierfreunden.«
    Er kann nett sein, wenn er will,
dachte Lucinda. Ab und zu zeigte er es einmal. Warum fiel Colin Needle immer in so ein stinkstiefeliges Verhalten zurück?
    Wut.
Es waren Gefühle, die sie erreichten, keine Worte, und sie kamen von Desta.
Angst. Fesseln.
    Lucinda hätte beinahe den Beutel mit Möhren fallen gelassen. Es war das erste Mal, dass sie etwas anderes von Desta empfing als die allerschlichteste Mitteilung kindlicher Gier, Freude oder Unzufriedenheit.
    »Es ist wegen Gideon«, fuhr Colin mürrisch fort. »Meine Mutter lässt ausrichten, dass er gerade auf dem Heimweg vom Krankenhaus ist. Falls ihr euch wirklich lieber woanders beschäftigen mögt, wenn er wieder nach Hause kommt, bitte schön, steht euch frei. Aber es wird keinen besonders guten Eindruck machen.«
    Desta, sag das noch mal,
dachte Lucinda, aber die Drachin war jetzt von den Möhren in Lucindas Hand abgelenkt. Nach mehreren fruchtlosen Verständigungsversuchen gab sie Desta die vorletzte Möhre. Colin beobachtete sie dabei.
    »Hm. Sie mag dich wirklich.« Der Junge klang ein wenig neidisch. Gewiss war er selbst schuld, wenn die Drachen ihn nicht leiden konnten, dachte Lucinda, schließlich hatte er Desta entführt, als sie noch im Ei war. Aber gerechterweise |150| musste man sagen, dass er von dem lebendigen kleinen Drachen im Innern nichts gewusst hatte.
    »Du siehst flott aus heute, Colin«, bemühte sie sich, ihm ihrerseits etwas Nettes zu sagen. Tyler, der den Älteren eben noch am liebsten verdroschen hätte, starrte sie ungläubig an. »Richtig in Schale geschmissen.«
    Das Kompliment überraschte ihn. »Danke. Also, äh, wenn Gideon heute den ersten Tag wieder zu Hause ist, dachte ich …« Er verstummte abrupt, als wäre ihm fast etwas Gefährliches herausgerutscht. »Egal, ich warte draußen auf euch. Ich will nicht noch mal angezündet werden.« Er begab sich zum Ausgang.
    »Ich denke, wir sollten mitgehen«, sagte Lucinda. Sie hatte noch eine letzte Möhre für Desta und griff tief in den Beutel. Als sie die Hand damit ausstreckte, rutschte das Glücksarmband nach vorn und blieb ihr über der Hand hängen.
    Desta stieß mit der Schnelligkeit einer Klapperschlange zu, so dass Lucinda es kaum sah, doch statt nach der Möhre schnappten die langen Drachenzähne nach Lucindas Armband und rissen es ihr herunter. Das Armband fiel im Käfig zu Boden, und Lucinda taumelte zurück, erschrocken über die unerwartete Attacke.
    Desta, nein!
, dachte sie, so nachdrücklich sie konnte, verärgert, aber auch besorgt, das Drachenjunge könnte das Armband hinunterschlingen und sich verletzen.
Untersteh dich!
Aber Desta beachtete sie gar nicht und eilte auf das glänzende Ding zu, als ob es nichts anderes mehr auf der Welt gäbe.
    Ich hab NEIN gesagt!
Es geschah so rasch, dass Lucinda es erst gar nicht begriff: Die junge Drachin sprang zurück, als hätte sie sich verbrannt, dann duckte sie sich und zischte, als wäre sie geschlagen worden. Aber es war nicht nur eine ängstliche Reaktion auf Lucindas zornige Gedanken.
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Ich habe sie dazu bewegt,
erkannte Lucinda.
Ich habe sie nur mit der Kraft meiner Gedanken zurückgezwungen!
Es hatte sich ganz und gar nicht gut angefühlt, die kleine Drachin

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