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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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gehen, einen Schreikrampf kriegen würde. Seine Schwester war eine von denen, die immer darauf warteten, dass die Erwachsenen alles in Ordnung brachten. Was die natürlich nicht taten, und deshalb war sie häufig so schlecht drauf. Eins war Tyler seit langem klar: Wenn man etwas wollte, musste man es selber machen. Wenn er Lust auf Plätzchen hatte, angelte er sich Geld aus den Sofaritzen und ging sich welche im Laden holen, denn Mama würde todsicher keine backen. Aber doppelt gefüllte Schoko-Marshmallow-Plätzchen |158| im Supermarkt zu finden, war sehr viel leichter, als auf einem Farmgelände von der Größe eines Nationalparks ein Drachennest aufzustöbern.
    Es zeigte sich, dass die Zeit günstig war, um Fragen zu stellen. Gideons Rückkehr hatte zur Folge, dass Leute den ganzen Tag im Haus ein und aus gingen und sich für Tyler reichlich Gelegenheiten ergaben, sich mit den Farmarbeitern zu unterhalten. Kiwa war zwar von den drei mongolischen Hirten derjenige, der am schlechtesten Englisch sprach, aber trotzdem konnte er Tyler ein paar Dinge zu erzählen, die dieser nicht gewusst hatte, und seine Kameraden Jeg und Hoka waren noch ergiebiger und teilten Tyler sämtliche Plätze mit, an denen sich Alamu häufig aufhielt. Selbst von Ragnar kamen ein paar nützliche Angaben.
    »Natürlich treibt er sich viel am Reptilienstall herum, weil dort seine Gefährtin mit ihrem Kind lebt«, erzählte er, »und er kommt auch, wenn wir etwas zu fressen auslegen. Aber an warmen Nachmittagen hält er sich viel auf dem Felsgipfel dort auf.« Der Nordmann deutete auf eine ferne Granitwand, eine schimmernde Fläche an einem der Berge, die das Tal begrenzten. »Warum schreibst du dir das auf, Junge? Du willst doch nicht etwa zu dem Wurm hingehen, oder? Er wird dich töten und fressen. Das ist kein Witz.«
    »Ich will ganz gewiss nicht in seine Nähe kommen, das kannst du mir glauben«, versicherte Tyler und meinte es ernst. »Ich mache mir nur Notizen.« Ragnars grüne Augen blickten ihn zweifelnd an. Tyler bereute es, ihn überhaupt gefragt zu haben. »Es ist nur so, dass ich eine Art … Wette mit Colin Needle habe. Dass ich Sachen besser einschätzen kann als er. Ich will Alamu nicht mal
sehen,
ich will nur herausfinden, wo er sich aufhält. Ehrlich, es ist nicht besonders wichtig.«
    In dem Moment wurde Ragnar gerufen, um Walkwell bei |159| etwas zur Hand zu gehen, aber Tyler war klar, dass er sich von nun an lieber von dem Hünen fernhielt. Ragnar verdächtigte ihn, etwas im Schilde zu führen. Das gehörte leider nicht zu den Sachen, die man in der Schule lernte: wie man mit einem misstrauischen Wikinger umging.

    Tyler hatte Glück. Es stellte sich heraus, dass auch Pema, die junge Tibeterin, die in der Küche arbeitete, den Drachen aufmerksam beobachtete.
    »Ich sehe ihn so gern fliegen«, sagte sie, und an dem Leuchten, das ihre dunklen Augen dabei bekamen, erkannte er, wie tiefempfunden das war. »Als ich klein war, erzählte meine Großmutter mir Geschichten von den Drachen – wir nennen das Land, aus dem meine Familie stammt, Druk Yül, das Drachenland. Deshalb ist es ein großes Geschenk, dass ich heute so nahe bei ihnen leben darf. Und Alamu …« Sie wurde rot und lächelte. Sie war älter, als Tyler früher gedacht hatte: kein Mädchen mehr, sondern eine junge Frau, die einfach nur sehr klein war. »Er ist so schön. Seine Flügel sind wie geschmolzenes Kupfer! Die Drachen sind Boten der Götter, weißt du.«
    Tyler wusste nicht recht, was er darauf sagen sollte, aber er wollte unbedingt mehr erfahren. »Siehst du ihn immer am selben Fleck?«
    Pema schüttelte den Kopf. »Auf dem Weg nach Osten fliegt er manchmal vorbei.« Sie zeigte auf die fernen Berge. »Manchmal fliegt er über den Garten, weil er Beute sucht, Kaninchen und andere Tiere. Aber aus irgendeinem Grund meidet er in diesem Sommer den Garten.«
    Tyler schrieb sich alles auf. Pema war eine aufmerksame Beobachterin, und da für sie Alamus Erscheinen immer ein gutes Omen war, wusste sie viel zu berichten.
    |160| Auf dem Weg aus der Küche stieß Tyler auf Colin Needle. Colin sollte noch ein paar Decken besorgen, weil seine Mutter Gideon ein neues Bett im Schlangenzimmer herrichten wollte, wo sie ihn pflegen und gleichzeitig ein Auge auf alles haben konnte, was in ihren Aufgabenbereich fiel. Tyler gönnte es Colin, dass er so stark eingespannt war.
    »Na, immer schön fleißig?«, sagte er.
    Colin blickte ihn böse an. »Ich rate dir, dich nicht

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