Die Geheimnisse Der Tinkerfarm
Augen herausfielen vor lauter Starren durch das teure Fernglas, das sein Vater ihm aus Schuldgefühl verspätet zum Geburtstag geschenkt hatte, war und blieb ihm diese glitzernde Stelle ein Rätsel.
|163| Trotz der nachmittäglichen Stunde beschloss Tyler schließlich, vom Miners Mountain abzusteigen und den anderen Berg zu erklimmen. Schließlich wusste er nicht, wann er das nächste Mal Zeit für eine solche Expedition haben würde.
Tyler wusste nicht, wie dieser zweite Berg hieß, musste aber bald feststellen, dass er zwar nicht so hoch wie der Miners Mountain war, dafür aber viel schwieriger zu besteigen. Nirgends war ein Weg zu erkennen, und dichtes Gebüsch und steile Felsen aus mehreren Gesteinsschichten, die wie schlampig aufgetürmte Bücherstapel aussahen, erschwerten den Aufstieg. Jeder Felsen musste entweder erklommen oder umgangen werden, und als Tyler endlich in die Nähe des Gipfels kam, neigte sich der Nachmittag dem Ende zu, die Sonne schlich sich vom Himmel wie ein Tier, das seinem Erdbau zustrebt. Zum ersten Mal wurde Tyler unruhig. Er wollte den gefährlichen Felshang nicht im Dunkeln hinunterklettern, und er war so frühzeitig losgegangen, dass er gar nicht an eine Taschenlampe gedacht hatte.
Lucinda hat recht, manchmal baue ich wirklich Mist,
sagte er sich grimmig.
Er kraxelte über den letzten großen Felsbuckel in den Schatten eines Dickichts aus Eichen und Erdbeerbäumen und hockte sich erst einmal hin, um kurz zu verschnaufen. Nach wenigen Minuten zwang er sich weiterzugehen und kletterte das letzte Stück des unwegsamen Hangs, bis er auf dem flachen, windigen Gipfel stand. Und da lag ein großer Haufen funkelnder Dinge vor ihm. Er hatte den Schatz gefunden!
Tyler jubelte innerlich. Er eilte auf das Gefunkel zu, dann ging er langsamer und blickte in alle Richtungen, auch nach oben, um sich zu vergewissern, dass niemand, sei es mit oder ohne Schuppen, ihn beobachtete. Mit hämmerndem Herzen blieb er neben seinem Fund stehen ...
|164| ... und stellte fest, dass dieser lediglich aus etlichen Dutzend Flaschendeckeln bestand, die auf der Bergkuppe verstreut waren wie Konfetti.
»Hä?« Aus Tylers Fassungslosigkeit wurde Wut. Wollte ihn jemand vergackeiern? War das alles? Hatte er
dafür
den ganzen Tag geopfert? War er
dafür
in glühender Hitze auf zwei hohe Berge gestiegen?
»Scheiße!«, schrie er. »Phantastisch!« Wütend kickte er einen der Deckel weg. »Ich bin echt ein Held! Was für einen sagenhaften Schatz ich gefunden habe – lauter alte Flaschendeckel!«
Dabei waren sie nicht einmal alt; die meisten sahen aus, als stammten sie von ganz normalen Limoflaschen. Sie waren also nicht mal was wert.
Tyler langte nach seiner Feldflasche, da fiel ihm ein, dass sie leer war. War dieses armselige Häufchen Blech wirklich Alamus Schatz gestohlener Glitzerdinge? Flaschendeckel, ein paar schimmernde Pennys und Alufolienfitzel? Enttäuscht und hundemüde wollte Tyler schon seine Niederlage eingestehen und sich an den Abstieg machen, als ihm auffiel, dass die Flaschendeckel nicht wahllos verstreut herumlagen, sondern eine Linie bildeten, die sich funkelnd über die Bergkuppe zog. Stellenweise brach die Linie ab, doch als er mit zusammengekniffenen Augen gegen das Licht der sinkenden Sonne spähte, erkannte er, dass die Flaschendeckel eine Spur bildeten, die auf die andere Seite des Gipfels führte. Es sah aus, als ob jemand sie mit einem vollen Maul und sperrigen Zähnen fallen gelassen hätte.
Auf dem Weg wohin?
Er musste genau hinschauen, um der dünner werdenden Linie zu folgen, die sich hinter der Kuppe an der vom fernen Farmhaus abgewandten Seite fast völlig verlor. In einem Gestrüpphaufen |165| ungefähr zwanzig Meter hangabwärts sah er etwas blinken, das viel größer war als ein Flaschendeckel. Weit zurückgelehnt, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, ging Tyler den steilen Hang hinunter, wobei er schließlich der Einfachheit halber auf dem Hintern rutschte. Er schaute genauer hin und erkannte, dass der zwölf, fünfzehn Meter breite Haufen durchaus kein wildes Gestrüpp, sondern aus Ästen und Stöcken aufgeschichtet war, mit braunen Laub bedeckt und zwischen die knorrigen Stämme mehrerer krumm gewachsener Erdbeerbäume gezwängt.
Es war ein Nest. Ein sehr großes Nest.
Ich hab’s gefunden!,
dachte er.
Ich hatte recht! Und ich hab’s ganz allein geschafft!
Alamu hatte, ob nun überlegt oder instinktiv, sein Nest außer Sicht des Farmhauses gebaut, und nur die Spur
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