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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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Lichtstrahl die Wände ab.
    »Batterien halten nicht ewig«, mahnte ihn Steve, aber mehr als die Feststellung war es der ängstliche Unterton in der |253| Stimme seines Freundes, der Tyler verunsicherte. Vielleicht hatte Lucinda ja recht. Vielleicht ging er die Sachen zu überstürzt an. Vielleicht hätte er Steve nicht in diese verrückte Aktion mit hineinziehen sollen …
    Er bemühte sich, ruhig zu denken. Wenn diese Höhle irgendwie mit der Verwerfungsspalte auf der nahegelegenen Tinkerfarm verbunden war, dann konnte er vielleicht den Luftzug in einem der Gänge spüren. Er leckte sich die Finger und bewegte sie sachte hin und her, dann drehte er sich und wiederholte die Prozedur.
    »Es muss doch einen leichteren Weg geben, auf die Farm von deinem Onkel zu kommen, Tyler, ehrlich«, sagte Steve. »Es ist ja nicht so, dass diese Engländerin ihn umbringen will oder so. Sie braucht ihn doch!« Der Gedanke gefiel Steve. »Das heißt, wir können genauso gut wieder zu mir nach Hause gehen. Vielleicht kennen meine Eltern sogar eine Stelle, wo man näher bei deinem Onkel dran in die Stollen reinkommt …«
    Tyler beachtete ihn gar nicht. Er versuchte nach Kräften, sich zu erinnern, was er bei seinem ersten Kontakt mit der Verwerfungsspalte gefühlt hatte. Es war erschreckend gewesen, aber auch ein Gefühl, wie er es vorher noch nie erlebt hatte. Er stellte sich mit geschlossenen Augen und ausgestreckten Händen vor die erste Stollenöffnung, dann ging er zur zweiten und machte dort dasselbe.
    »Was machst du?«, fragte Steve. »Die Geister um Hilfe bitten? Hokuspokus Fidibus, dreimal schwarzer Kater?«
    »Klappe, Mann. Echt.« Der dritte Stollen fühlte sich im ersten Moment nicht anders an, doch dann hatte Tyler den Eindruck, eine schwache Luftbewegung zu spüren. Damit war die Sache entschieden. Dieser Stollen musste es sein, eine andere Alternative gab es nicht. »Hier lang«, sagte er und |254| tauchte mit eingezogenem Kopf in den Gang ein. Er hörte, wie Steve missmutig grummelte, schließlich aber doch hinter ihm hertappte.

    »Wie lange sind wir schon hier unten?« Steve hatte versucht, sich seitlich durch eine schmale Stelle im Gang zu schieben, aber war mit dem Rucksack hängengeblieben. Tyler löste die Gurte, damit er sich herauswinden konnte. »Kommt mir wie Tage vor«, klagte Steve. »Der Gang zieht sich ewig hin!«
    Tyler schaute auf die Uhr. »Es ist zehn. Wir sind seit ungefähr einer Stunde hier unten.«
    »Das gibt’s nicht. Nur eine Stunde?« Steve setzte an, sich den Rucksack wieder aufzuladen. Er seufzte. »An die Dunkelheit hatte ich nicht gedacht.«
    »Wie, nicht gedacht?«
    »So durch die totale Finsternis zu laufen ist echt unheimlich, Mann. Selbst mit Taschenlampen.«
    »Stimmt. Man kommt sich vor wie in einem andern Universum.«
    »Mal nicht den Teufel an die Wand.« Steve warf seinen schweren Rucksack genervt wieder hin und fluchte. »Ehrlich, ich muss mal verschnaufen. Wie wär’s mit einem kleinen Happen zur Stärkung?«
    Tyler nickte. »Sobald wir aus diesem Gang in die nächste offene Höhle kommen.«
    Die ursprünglichen Erbauer der Mine hatten hauptsächlich einen Komplex natürlicher Höhlen verbinden wollen und dazu Stollen gebrochen, niedrige, eckige Schächte im grauen, schimmernden Fels, der ein wenig wie zerlaufenes Speiseeis aussah. Einige dieser offenen Höhlen waren größer als ein kleines Haus. Beide Jungen waren froh, dass Schlangen- und |255| Spinnenbegegnungen weitgehend ausblieben, aber sie entdeckten in den Höhlen viele Fledermäuse, so dass Tyler sich im nächsten großen Zwischenraum, den sie erreichten, eine Weile umschauen musste, bis er eine Sitzgelegenheit ohne allzu viel Fledermausguano fand. Immerhin schien die Umgebung Steve nicht den Appetit zu verderben: Tyler hatte erst zweimal von seinem Brot abgebissen, als Steve schon den letzten Bissen von seinem verputzte.
    »Was denn?«, beschwerte er sich, als er Tylers Gesichtsausdruck sah. »Ich hab halt Hunger gehabt von der ganzen Anstrengung.« Er nahm einen großen, gurgelnden Schluck aus seiner Feldflasche. »Und Durst!«
    »Mach langsam mit dem Wasser. Ich weiß nicht, wie lange wir noch bis zur Farm brauchen.« Tyler fühlte sich mittlerweile ein wenig sicherer mit seiner Stollenwahl. Die schlichte Tatsache, dass sie schon so lange gingen (oder krochen, wenn die Gänge so niedrig wurden, dass sie sogar ihre Rucksäcke abnehmen mussten), sprach dafür, dass er sich für den richtigen Weg zur Tinkerfarm

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