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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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verwandt?«
    »Dein Großvater war Octavios Neffe. Und dein Großvater war mein Cousin.«
    »Okay, dann sind wir tatsächlich verwandt. Aber warum wollen Sie Gideon dann schaden?«
    Stillman stieß einen gereizten Laut aus. »Hast du nicht zugehört? Er ist es, der
mir
geschadet hat! Er hat mir genommen, was mir das Wichtigste auf der ganzen Welt war: Grace Tinker. Ach, und außerdem den Zugang zu Octavios Unterlagen. Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie schmerzhaft es für einen Wissenschaftler wie mich ist, nicht an die bahnbrechenden Erfindungen des eigenen Onkels heranzukommen?«
    Lucinda wusste nicht, was sie sagen sollte. »Doch, das hört sich echt … sehr schmerzhaft an.«
    »Als Junge habe ich meine Sommer hier verbracht, genau wie du und dein Bruder. Die Farm hat mir gehört … oder hätte mir gehören sollen! Dann kam Gideon Goldring daher und fing an, sich überall einzuschleichen.« Stillman war jetzt zornig, seine Augen schmal, seine Lippen blass. »Willst du mal etwas sehen?« Er wartete die Antwort nicht ab, sondern holte sein Handy heraus, tippte auf eine Taste und hielt es Lucinda hin. »Da. Schau es dir an. Weißt du, wer das ist?«
    |286| Es war ein Foto von vier Leuten, zwei im Hintergrund und zwei im Vordergrund, die über die Kiesauffahrt vor dem Haupthaus der Tinkerfarm spazierten, einem Platz, den sie selbst auf einem alten Bild gleich erkannte. Bei den zweien weiter hinten, die sich unterhielten und sehr ernst und geschäftsmäßig aussahen, konnte es sich nur um Onkel Gideon in jüngeren Jahren und um Octavio Tinker handeln, dieser allerdings älter als auf dem Porträt in der Bibliothek. »Welcher …?«, fragte sie.
    Stillmans Finger tippte auf die Anzeige. »Dort vorn. Mit Grace Tinker.« Und tatsächlich, jetzt da sie das Paar im Vordergrund genauer betrachtete, erkannte Lucinda Gideons schöne brünette Frau, die sie auf den Bildern in dem Gedenkzimmer gesehen hatte. Der langhaarige Mann, der neben ihr ging und sie offenbar zum Lachen brachte, war jung und sportlich und trug Freizeithosen, Sandalen und ein Hawaiihemd.
    »Sie«, sagte sie leise. »Das sind Sie neben Grace.«
    »Allerdings«, sagte Stillman. »Wir waren seit ihrer Kindheit gute Freunde und wären eines Tages mehr gewesen, aber Gideon hat sie mir weggenommen.«
    »Aber … war sie nicht Ihre Cousine oder so? Das ist doch eklig.«
    Er sah sie mit einem extrem kalten Blick an. »Cousine zweiten Grades. Daran ist gar nichts auszusetzen. Willst du wissen, was
wirklich
eklig ist, kleines Fräulein? Dass Gideon sie erst geheiratet hat und sie sich dann, als er wusste, dass ihm die Farm sicher war, vom Hals geschafft hat.«
    Lucinda musste an die Verzweiflung denken, die sie öfter in Onkel Gideons Gesicht gesehen hatte, wenn er von seiner verlorenen Frau sprach. »Ich glaube nicht, dass er ihr je was getan hätte, dass er irgendwie schlecht zu ihr gewesen wäre. Er hat sie wirklich geliebt!«
    |287| »Ha.« Stillman schüttelte den Kopf. Es war merkwürdig, von dem Gesicht auf dem Bild zu dem Gesicht neben ihr zu blicken. Ed Stillman war immer noch schlank, immer noch ansehnlich. Von den grauen Haaren abgesehen hätte er der Mann von damals sein können, aus der Vergangenheit entwichen und in die Gegenwart geraten, wie jemand aus der Verwerfungsspalte. »Gideon Goldring hat nie jemand anderen geliebt als sich selbst«, sagte er bitter. »Wenn sie ihm so viel bedeutet hat, wo ist sie dann? Und warum hat er alles Menschenmögliche getan, um zu verhindern, dass die Polizei das Anwesen gründlich durchsucht?«
    Das wusste Lucinda: Weil die Polizisten vieles gefunden hätten, was vorher noch nie jemand gesehen hatte. Sie hätten ein Loch in die Vergangenheit gefunden. Sie hätten Monster gefunden. »Das weiß ich nicht«, sagte sie. Da kam ihr ein Gedanke: Wenn Ed Stillman bei dem alten Octavio und seiner Enkelin wirklich so gut angeschrieben gewesen war, warum wusste er dann nichts von der Verwerfungsspalte? Es hätte Octavio Tinker einige Mühe gekostet, sie vor einem regelmäßigen Besucher geheimzuhalten, aber offensichtlich hatte er genau das getan. War Octavio bereits vor langer Zeit zu dem Schluss gekommen, dass man Stillman nicht trauen konnte? »Onkel Gideon hatte wahrscheinlich seine Gründe, die Polizei nicht reinzulassen, denn ich weiß, dass er Grace ehrlich geliebt hat.«
    Stillman sah sie abschätzig an. »Er hat euch Kindern wirklich eine Gehirnwäsche verpasst, was? Ach, der arme, alte Gideon! Alle wollen sie

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