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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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davonwatschelte. Der falsche Kopf am Hinterteil schien sie anklagend zu mustern, während das Tier sich eilig verzog. »Das ist eins von den Tieren aus dem Reptilienstall«, sagte er. »Mir fällt gerade der Name nicht ein – Amphibunny oder so ähnlich. Lucinda und ich nennen sie Arschgesichter, weil sie ein zweites Gesicht am Arsch haben.«
    »Amphisbänen«, sagte Steve. »Wow. Die sind ja echt.«
    Tyler sah seinen Freund verwundert an. »Ja, sag mal! Woher weißt du das denn?«
    Steve schnaubte. »Alter, ich bin der beste Dungeons-Spieler in meiner ganzen Schule. Ich hab schon so viele Spiele gemacht, dass alle nur sagen: ›Komm, wir spielen heute Steve.‹« Etwas wischte leicht schlenkernd an seinem Gesicht vorbei, und er zuckte zurück. »Aber ich habe keine Ahnung, was
das
grade war.«
    »Eine fliegende Schlange.« Tyler sah zu, wie sie sachte am Boden aufsetzte und sich in derselben Richtung wie die zweiköpfige |295| Eidechse davonwand, auf das hintere Ende des Farmhauses zu, wie es schien. Da erst fiel ihm auf, dass eine stattliche Anzahl von Kriech- und Krabbeltieren auf der vom Regen aufgeweichten Erde unterwegs war. »Hey, wieso sind die Schlangen und die ganzen andern Viecher draußen? Als ob sie alle aus dem Reptilienstall ausgebrochen wären.« Plötzlich kam ihm ein Gedanke. »Wir müssen uns beeilen.« Er packte Steve am Arm und schob ihn auf das ferne Haus zu.
    »Was soll das?« Die Art, wie Steve über den Schlamm hüpfte und stakste, wäre urkomisch gewesen, wenn Tyler in dem Moment Sinn für Späße gehabt hätte. »Wenn du mich so stößt, trete ich ja auf das Viehzeug.«
    »Macht nichts. Geh weiter.« Ihm war gerade klar geworden, dass der Reptilienstall offen sein musste, wenn diese Parade von Arschgesichtern und fliegenden Schlangen hier vorbeizog, und dass sie folglich jederzeit auf die größeren Reptilien wie die Basilisken stoßen konnten – und die Drachen.
    Sie eilten über das freie Gelände zwischen Silo und Haus. Das Sommergewitter schien ihnen zu folgen, als hätte es Augen. Tyler hätte schwören können, dass es dort, wo sie waren, stärker regnete als überall sonst. Es blitzte, und diesmal sah er den herabzuckenden Zickzackkeil, durch dessen Aufflammen sich die aberwitzige Silhouette des Hauses wie eine Theaterkulisse gegen den Himmel abzeichnete. Und während er auf das schwarze Haus vor dem weißen Hintergrund starrte, sah er gleichzeitig etwas durch die Luft streichen, das von der Gestalt her den fliegenden Schlangen glich, nur hundertmal größer war. »O Mann, lauf!«, schrie er und riss Steve so heftig mit, dass sie beide beinahe gestürzt wären.
    Wie Schlittschuhläufer auf holperigem Eis schlidderten sie über den glitschigen Untergrund, bis sie die Kiesauffahrt erreichten. |296| Sie flitzten darüber hinweg zur Veranda am Küchenende des Hauses, wo Tyler Steve in die Ziersträucher zerrte.
    »Pssst«, machte er und schüttelte seinen Freund, damit dieser aufhörte zu stöhnen. »Sei still! Das kann unser Tod sein.« Wieder blitzte es, doch zu Tylers großer Erleichterung war am Himmel keine Drachengestalt mehr zu sehen. Er blickte über die Schulter zum Haus. Im Esszimmer und im Küchenbereich brannten die Lichter, aber alle Vorhänge waren zugezogen, so dass Tyler nicht erkennen konnte, wer dort noch bei der Arbeit war, falls es überhaupt noch jemand gab. »Wir gehen zur anderen Tür. Komm!«
    Doch als sie gerade am Haus entlangschlichen, von der Vorgartenhecke zur Auffahrt hin abgeschirmt, hörte Tyler zu seiner Überraschung Autoreifen auf dem Kies knirschen. Er streckte den Kopf über die struppige Hecke und sah einen langen schwarzen Wagen, wie man ihn vielleicht bei einer Hollywoodpremiere vorfahren sehen konnte, nur dass Tyler sich einigermaßen sicher war, dass sich an diesem Abend keine berühmten Schauspieler oder Schauspielerinnen hier einfinden würden.
    Steves Kopf erschien neben seinem. »Wer ist das?«
    »Keine Ahnung.« Er zögerte kurz, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass dieses Auto etwas Positives bedeutete. Ausgerissene Tiere, fremde Besucher – was war hier los? »Egal. Wir müssen nur schnell ins Haus.«
Bevor uns irgendwas frisst,
dachte er, sprach es aber nicht aus.
    Den restlichen Weg zur Küchentür am Ende des Hauses krochen sie auf Händen und Knien wie ein Zweimannkommando, das sich an eine gut gesicherte feindliche Stellung anschlich. Der Donner dröhnte wie Geschützfeuer.
    »He, Jenkins«, japste Steve. Er hielt an, um sich

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