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Die Geheimnisse der Toten

Die Geheimnisse der Toten

Titel: Die Geheimnisse der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Harper
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dich.»
    Er reicht mir das Pergament. Es ist keine Landkarte, sondern eine Liste mit den Namen bedeutender Senatoren und Staatsdiener im Ruhestand, die alte Garde, Männer, die mit den neuen Beschlüssen womöglich nicht einverstanden sind. Porfyrius’ Name springt mir ins Auge.
    «Du wirst diese Männer aufsuchen und ihnen sagen, dass sie nichts zu befürchten haben, wenn die Söhne des Augustus die Macht übernehmen.»
    « Haben sie denn in Wahrheit Grund zur Sorge?»
    Er mustert mich mit schiefem Blick. «Sag es ihnen einfach.» Er bemerkt meinen Widerwillen und knurrt: «Ich tue dir einen Gefallen, Gaius – der alten Zeiten wegen. Du hast Gelegenheit, deine Loyalität unter Beweis zu stellen.»
    Er weist mit dem Kopf in Richtung auf die im Hof versammelten Generäle und Tribune. «Von denen ist nicht jeder so zuvorkommend wie ich. Wie gesagt, es gibt Gerüchte, und bei deiner Vergangenheit …»
    Er klopft mir auf die Schulter.
    «Und jetzt geh, solange du die Gelegenheit dazu hast.»

[zur Inhaltsübersicht]
    41
    Split, Kroatien – Gegenwart
    Abby saß im Hotelzimmer. Es war der angenehmste Ort seit einer Woche. Bettwäsche aus Makobaumwolle, Schweizer Schokolade auf dem Kopfkissen und walisisches Mineralwasser im Kühlschrank. Doch sie nahm davon kaum Notiz. Sie hockte auf dem Bett, die Knie zur Brust gezogen und die Arme um die Beine geschlungen.
    Auf der anderen Seite des Raumes saß in einem Ohrensessel eine Frau mit rotem Rock und cremefarbenem Pullover. Sie war in Abbys Alter, aber sehr viel robuster, hatte kräftige Arme, eine gesunde Gesichtsfarbe und lange, honigblonde Haare, die sie offen trug. Ihr Name sei Connie, hatte sie gesagt. Sie versuchte gar nicht erst, Konversation zu betreiben, behielt Abby einfach nur im Auge und senkte gelegentlich den Blick, um mit einem BlackBerry, das sie in den Händen hielt, zu spielen.
    An der Tür lehnte ein Mann mit schwarzer Vliesjacke, die Arme vor der Brust verschränkt. Obwohl die Vorhänge zugezogen und die Lampen heruntergedimmt waren, trug er eine Sonnenbrille. Unter dem Vlies wölbte sich etwas, unheilvoll wie ein Tumor. Connie nannte ihn Barry.
    Auf einem Teller neben Abby lagen Salatreste. Immerhin war für sie gesorgt worden. Sie hatte gegessen und ihnen alles erzählt. Von der Grabstätte, der Schriftrolle, dem Gedicht und Gruber. Von dem römischen Soldaten, der vor siebzehnhundert Jahren erdolcht worden war, von Michaels Sturz von den Klippen und seiner wundersamen Auferstehung. Sie berichtete ihnen von dem labarum , Konstantins unbesiegbarer Standarte, davon, dass Dragović Jagd auf die Standarte machte und dass das Gedicht und die Halskette womöglich zu ihrer Entdeckung führten. Was sie für sich behielt, war der Name des Mannes, der sich strafbar gemacht hatte, um ihr und Michael zu helfen: Dr. Nikolić. Als sie alles gesagt hatte, fühlte sie sich vollkommen leer.
    Jemand klopfte leise an die Tür und murmelte etwas. Barry schob die Sonnenbrille in die Stirn und spähte durch den Spion. Offenbar einverstanden mit dem, was er sah, nahm er die Kette von der Tür und trat drei Schritte zurück.
    Mark betrat den Raum. Er hielt ein Blatt Papier in der Hand.
    «Unsere Freunde aus Trier waren so nett, uns das hier zu faxen. Einen Ausdruck aus Dr. Grubers Computer. Im Institut war man sehr entsetzt zu erfahren, dass er sich mit gesuchten Straftätern gemeingemacht hat.»
    Auf einer Schubladenkommode lag gleich neben dem Fernseher die Schmuckschatulle. Mark entnahm ihr die Kette und legte sie zusammen mit dem Fax auf das Bett. Er zog einen Kugelschreiber aus seinem Jackett.
    «Zeigen Sie mir, wie die Sache funktioniert.»
    Abby beugte sich über das Blatt und platzierte die Kette auf dem Gedicht. Der gefaxte Ausdruck war noch unleserlicher als das Original. Aber während der Busfahrt aus Serbien hinaus hatte sie die darauf abgebildeten Schriftzeichen so intensiv studiert, dass sie jetzt auf Anhieb damit zurechtkam. Sie zeichnete die Umrisse des Amuletts auf dem Papier nach, markierte die Schriftzeichen und hob die Kette wieder an. Von oben nach unten buchstabierte sie:
    «CONSTANTIUS INVICTUS IMP AUG XXI.»
    Mark forderte sie auf, es erneut vorzulesen, und schrieb auf einem leeren Zettel mit.
    «Am Telefon wartet ein Experte aus Oxford. Er hat schon einmal für uns gearbeitet. Mal sehen, was ihm dazu einfällt.»
    Abby blickte auf. Eigentlich war ihr nicht nach Lachen zumute, dennoch gelang ihr ein freudloses Lächeln.
    «Die Telefonkosten können Sie

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