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Die Geheimnisse der Toten

Die Geheimnisse der Toten

Titel: Die Geheimnisse der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Harper
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Lächeln ab, das in Tränen überzugehen drohte. «Ja, er fühlte sich immer allem gewachsen. Mich hat er häufig genug überredet, an seinen Abenteuern teilzunehmen, und wenn etwas schiefging, musste ich als seine ältere Schwester immer dafür geradestehen.» Sie verzog das Gesicht. «Und meistens ging irgendetwas schief.»
    Jenny schenkte Tee aus der Kanne nach. Die Tülle klapperte an der Tasse.
    «Eigentlich wundert es mich nicht, dass es auf diese Weise mit ihm zu Ende gegangen ist. Er hat sich nie besonders um seine Sicherheit gekümmert und liebte die Gefahr.»
    «Was er getan hat, war eigentlich nicht gefährlich», entgegnete Abby. «Wir waren nicht als Weltretter unterwegs. Michael sagte gern, dass wir im Grunde nur versuchen, den Kosovo so langweilig zu machen wie alles andere. Er sagte, wir sorgen dafür, dass sich das Land ein Beispiel an uns nimmt.»
    «Aber er selbst war doch alles andere als langweilig.»
    «Stimmt.»
    Schweigen. Die beiden tauschten Blicke: zwei Fremde, die um denselben Menschen trauerten. Abby empfand nur geteilte Hilflosigkeit, doch Jenny schien einen Entschluss zu fassen. Sie stand plötzlich auf und ging auf ein Mahagonivertiko in der Ecke zu.
    «Er hat geahnt, dass etwas passieren könnte.»
    Sie schloss eine Schublade auf, holte einen dicken gelben Umschlag daraus hervor und reichte ihn Abby, deren Herz einen Takt zulegte. In Deutschland abgestempelt, war der Umschlag in Michaels Handschrift adressiert. Jenny hatte ihn offenbar mit einer Schere geöffnet.
    «Nur zu», sagte sie.
    Abby griff hinein. Eine Postkarte kam zum Vorschein, eingeschlagen in einen gefalteten Briefbogen, darauf ein Wappen, das ein Kreuz und einen Löwen darstellte. Der Briefkopf lautete: Rheinisches Landesmuseum Trier – Institut für Papyrologie . Der auf Deutsch geschriebene Text war von einem gewissen Dr. Theodor Gruber unterzeichnet.
    «Wissen Sie, was da steht?», fragte Abby.
    Jenny schüttelte den Kopf. «Ich kenne einen Kirchenmann, der deutsch spricht, wollte ihn aber lieber nicht zu Rate ziehen. Vielleicht ist es sehr persönlich? Eine Botschaft aus dem Jenseits gewissermaßen.»
    Abby betrachtete die Postkarte, die aus drei Fotos bestand. Eines zeigte ein antikes Torhaus in der Mitte eines Verkehrskreisels, von Feuer geschwärzt, wie es schien; das zweite einen klassizistischen Ziegelbau an einer von Bäumen gesäumten Chaussee; das dritte einen bärtigen, mürrisch dreinblickenden Mann im Frack. Karl Marx , hieß es in der Legende darunter.
    Auf die Rückseite hatte Michael nur zwei Worte geschrieben.
    Meine Liebe –
    Sonst nichts. War die Karte für mich bestimmt?, fragte sich Abby. Sie steckte sie zusammen mit dem Briefbogen wieder in den Umschlag und gab ihn Jenny zurück.
    «Was haben Sie jetzt vor?»
    «Was könnte ich denn Ihrer Meinung nach tun?»
    «Im Briefkopf steht eine Telefonnummer. Sie könnten anrufen.»
    «Nein.» Jenny schien auf dem Sofa in sich zusammenzufallen. Sie drückte den Umschlag in Abbys Hand. «Behalten Sie das. Wenn es etwas nützt, ist es bei Ihnen besser aufgehoben.»
    Jenny machte einen erschöpften, ausgezehrten Eindruck. Abby hatte auf einmal den Verdacht, dass sie nicht mehr lange zu leben hatte.
    «Wo ist Michael jetzt?»
    Die Frage war unglücklich formuliert. Jennys entsetztes Gesicht vor Augen, wäre Abby am liebsten im Sofa versunken. «Ich meine … ich wollte sagen … wo ich schon mal hier bin, würde ich gern sein Grab aufsuchen.»
    Jenny stellte Abbys Teetasse auf ein Messingtablett. Ihre Hand zitterte so sehr, dass das feine Porzellan zu Bruch zu gehen drohte.
    «Er ist eingeäschert worden. Wir haben seine Asche vor der Robin Hood’s Bay ins Meer gestreut. Er wollte keine Gedenkstätte und wünschte sich, ‹spurlos zu verschwinden›, wie er sagte.»
    Abby verstand die Worte als Hinweis darauf, dass es Zeit war zu gehen, zumal Jenny, leise und wie, um sich selbst daran zu erinnern, erwähnte, dass sie ihre Nichte von den Pfadfindern abholen müsse. Abby beeilte sich zu sagen, dass sie ihren Zug nicht verpassen dürfe. Die persönliche Nähe, die sich für kurze Zeit zwischen ihnen eingestellt hatte, schien verflogen, doch auf der Türschwelle überraschte Michaels Schwester Abby mit einer fast ungestümen Umarmung, die erkennen ließ, dass sie so etwas nicht oft tat. Als wäre sie so verzweifelt auf Kontakt aus, wie ich es bin, dachte Abby. Als wollte sie mich festhalten.
    «Geben Sie mir bitte Bescheid, wenn Sie etwas herausfinden.»
    Es

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