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Die Geheimnisse der Toten

Die Geheimnisse der Toten

Titel: Die Geheimnisse der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Harper
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Solange du nicht auf die Waffe blickst, wird er wahrscheinlich nicht abdrücken. Leichter gesagt als getan.
    «Sie lagen angeschossen am Boden. Die Kugeln steckten in Ihrer Schulter, nicht aber in Herz oder Kopf. Warum? Sloba war alles andere als zimperlich und ein guter Schütze. Das heißt, als auf Sie geschossen wurde, war er schon tot.»
    Sieh ihm ins Gesicht. «Ich habe ihn jedenfalls nicht umgebracht, wenn es das ist, was Sie wissen wollen.»
    «Wer war sonst noch im Haus?»
    «Niemand. Nur Michael und ich.»
    Aber stimmte das auch? Sie dachte daran, was ihr im Krankenhaus gesagt worden war. Jemand hat die Polizei alarmiert. Ihr Gedächtnis war so durcheinander, dass sie sich nicht sicher war. Aber dass sie diesen Mann getötet haben konnte, mochte sie einfach nicht glauben. Das ergab keinen Sinn.
    Wer war sonst noch im Haus?
    Dragović rollte auf seinem Sessel zurück und stand auf. Er ging auf eine Wand zu und musterte eine der Steinscherben. Sie war nicht behauen, sondern bemalt. Die Farben, obwohl verblichen, ließen sich noch deutlich ausmachen. Eine mumifizierte, mit Verbänden umwickelte Leiche streckte eine Hand aus einem steinernen Sarkophag, während ein bärtiger Christus seinerseits eine Hand ausstreckte, um ihr aufzuhelfen. Vor seinen Füßen spielte ein Hund.
    «Eine weitere Tatsache: Sloba und Lascaris starben. Aber wie ich den Polizeiberichten entnehmen konnte, wurde nur eine Leiche gefunden.»
    Er drehte sich plötzlich um und starrte Abby an. Unwillkürlich wich sie einen Schritt zurück, spürte aber sofort eine Hand im Rücken, die sie daran hinderte, auch nur an Flucht zu denken.
    «Hatte Ihr Mann einen Komplizen?»
    «Sloba arbeitete allein.» Dragović schlenderte auf eine Marmorstatue zu, eine nackte Frauengestalt ohne Arme. Er fuhr mit einem Finger über ihren Hals. «Zwei Tote, eine Leiche. Wie erklären Sie sich das?»
    «Ich habe dafür keine Erklärung.»
    Plötzlich und ohne dass sie ihn auf sich zukommen gesehen hätte, stand Dragović unmittelbar vor ihr. Der Mann in ihrem Rücken umschlang sie von hinten und hob sie fast von den Füßen. Dragović drückte ihr die kalte Mündung seiner Pistole auf den Kiefer. Der Veilchenduft verschlug ihr den Atem.
    «Damit keine Missverständnisse aufkommen, Miss Cormac. Sie sind so gut wie tot. Wenn ich Sie noch eine Weile am Leben lasse, dann nur deshalb, weil ich ein paar Dinge von Ihnen wissen will. Ich könnte Sie allerdings auch jetzt gleich umlegen und in den Tiber werfen. Kein Hahn wird danach krähen. Wenn ich mit Ihnen fertig bin, wird man Sie nicht einmal mehr identifizieren können.»
    Er kroch ihr fast ins Gesicht, sodass sie seine Stoppeln über ihre Wange kratzen spürte. Tränen quollen ihr aus den Augen und rannen in seinen Bart. Seine Nähe war unerträglich.
    «Ich weiß nichts», wimmerte sie, hörte sich immer und immer wieder dasselbe stammeln wie in einer Endlosschleife, aus der sie nicht herauskam. Dragović rückte mit angewiderter Miene von ihr ab. Der Mann in ihrem Rücken ließ sie auf den Boden zurücksinken, worauf sie nach hinten kippte und spürte, wie er sich an ihr rieb.
    «Es reicht.» Dragović schnippte mit dem Finger. Der Mann ließ sie los. Abby fiel zu Boden und kauerte dort auf allen vieren.
    «Ihr Liebhaber Lascaris sollte mir etwas geben. Deshalb kam er in mein Haus.»
    «Der Aktenkoffer», flüsterte Abby unverständlich leise. Der Schläger packte sie bei den Haaren und zerrte ihren Kopf zurück, um Dragović ihr Gesicht zu präsentieren. Der hielt die Waffe auf sie gerichtet, und ihr blieb nichts anderes übrig, als in die Mündung zu blicken.
    «Michael hatte einen Aktenkoffer dabei. Ich habe ihn gesehen.»
    «Aber der war nicht mehr da, als die Polizei kam. Wo ist er hin?»
    «Keine Ahnung.»
    Wieder an den Haaren gerissen, wurde sie gezwungen aufzustehen. Der Schläger stieß sie quer durch den Raum auf Dragović zu, der vor einem angestrahlten Stein an der Wand stand. Darauf waren zwei Zeilen in scharfgemeißelten Großbuchstaben zu sehen, darüber das Monogramm P . Abby starrte darauf.
    Dragović winkte mit der Pistole. «Erkennen Sie das?»
    Zu lügen war zwecklos. Er sah es ihr an. «Ja, ich habe dieses Zeichen schon einmal gesehen. In der Villa. An einer Goldkette.»
    «Wo ist diese Kette jetzt?»
    «Die Polizei hat sie mir gegeben, sie ist jetzt in London. Mein Dienstherr hat sie konfisziert.»
    Dragović zeigte auf den Stein. «Und der Text? Wissen Sie, was er bedeutet?»
    «Ich kann kein

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