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Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
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kann, und du in meiner. Aber in unseren eigenen Welten sind wir ganz normal.«
    In der Ferne ertönte ein Knall.
    »Was war das?«, fragte Avi.
    »Keine Ahnung«, meinte Hannah. »Das ist jetzt schon das vierte Mal. Jeder war lauter als der letzte. Es klingt, als würde etwas abgerissen.«
    Es wollte Avi noch immer nicht in den Kopf, dass er heilende Kräfte haben sollte. Zu seiner Überraschung gefiel es ihm viel besser, ganz normal zu sein. Jedenfalls war es der Vorstellung, im Mittelpunkt einer geheimnisvollen Prophezeiung zu stehen, um einiges vorzuziehen.
    Bin ich hier normal? Oh, was würde ich nur dafür geben, aufzuwachen und einen Tag zu erleben, an dem niemand mich verfolgen, umbringen oder mir einreden will, dass ich etwas Besonderes bin!
    Die Zellentür schwang auf, und Levi taumelte herein. Seine eine Gesichtshälfte war rußgeschwärzt. Blut rann aus einer Schnittwunde an seinem Kinn. Er hatte nichts bei sich. Avi überlegte sich schon, ob er sich nach dem Frühstück erkundigen sollte, änderte jedoch seine Meinung.
    »Ihr müsst sofort mitkommen!«, rief Levi. »Alle beide, und zwar ein bisschen plötzlich!«

    »Wehe, wenn ihr versucht zu fliehen«, sagte Levi zum nun wohl schon zehnten Mal.
    Sie kauerten am Ende eines Flurs und warteten ab, bis eine Abteilung der Garde des Weißen Turms an ihnen vorbeimarschiert war.
    Levi versuchte zwar nicht, sich vor den Soldaten zu verstecken, hatte aber offenbar nur wenig Lust, ihnen in die Arme zu laufen.
    »Du hast uns noch immer nicht verraten, wohin wir gehen«, meinte Avi.
    »Oder was überhaupt los ist«, ergänzte Hannah.
    Levi hatte drei Goblins mitgebracht. Einer hatte eine gezackte Narbe quer über dem Nasenrücken, die anderen beiden waren klein und gedrungen und sahen wie Brüder aus. Der mit der Narbe versetzte Hannah mit dem Knauf seines Schwerts einen Stoß gegen den Arm. »Nicht so frech, Kleine«, zischte er.
    Als Avi dem Goblin den Arm umdrehen wollte, schubste dieser ihn mühelos weg.
    »Finger weg von ihr«, drohte Avi.
    »Jetzt aber genug«, schimpfte Levi. »Ich erzähle euch alles, was ich weiß.«
    »Das wird nicht lange dauern«, spöttelte einer der Brüder.
    »Der Turm steht unter Belagerung«, erklärte Levi. »Arethusas halbe Armee hat sich am Burggraben versammelt. Der Rest ist hierher unterwegs.«
    »Ich hab’s doch gesagt«, murmelte der mit der Narbe auf der Nase. »Mir war gleich klar, dass sie kommt. Sie und ihre grüne Armee.«
    »Die fressen uns roh zum Frühstück«, ergänzte einer der Brüder. »Ich habe gehört, dass sie Einhörner hat.«
    »Und noch viel schlimmere Dinge.«
    »Ruhe!«, zischte Levi.
    »Warum will sie den Turm angreifen?«, fragte Avi. »Was verlangt sie?«
    »Dich. Ist das nicht rührend?«, höhnte Levi.
    »Dreimal darf ich raten«, ergänzte Hannah. »Kellen weigert sich, ihn kampflos herauszurücken.«
    »Du hast es erfasst.«
    Avi stellte sich ein Tauziehen zwischen Arethusa und Kellen vor. »Die Gefühle des Taus kümmern niemanden«, murmelte er.
    »Was?«, meinte Levi.
    »Ach, nichts. Und warum holst du uns aus unserer Zelle?«
    »Vater hat mich angewiesen, euch in den Hochsicherheitstrakt zu bringen. Und was mein Vater will«, meinte er, »geschieht auch.«
    Offenbar sahen Vater und Sohn die Dinge nicht immer mit gleichen Augen. »Und was wird aus dem, was du willst?«, erkundigte sich Avi.
    »Keine Ahnung, wovon du redest«, herrschte Levi ihn an. »Jetzt aber los. Der Weg in die Katakomben ist frei. Folgt mir.«
    Als der Goblin mit der Narbe Avi einen Stoß versetzte, rührte dieser sich nicht von der Stelle. »Erst wenn du meine Frage beantwortest.«
    »Welche Frage?«, gab Levi zurück. Aber er zögerte, obwohl ein sofortiger Aufbruch ratsam gewesen wäre.
    »Was willst du selbst?«
    »Ich verstehe kein Wort.«
    »Ich habe Erfahrung damit, wie es ist, herumgeschubst zu werden. Glaubst du, mir macht es Spaß, dass Kellen mich einsperrt? Und dann kämpfen er und meine Mutter – unsere Mutter – um mich wie um einen … Gegenstand. «
    Levi versuchte, ihn mit einem Blick zum Schweigen zu bringen, musste sich jedoch schließlich abwenden. »Deine Augen«, sagte er, »werden dir noch zum Verhängnis werden.«
    »Also, was willst du?«, wiederholte Avi geduldig.
    Vom anderen Ende des Flurs erklang ein gedämpfter Knall, gefolgt von lautem Jubel. Anschließend wurde, begleitet von einem langgezogenen Dröhnen, weiter rhythmisch gepoltert.
    Levi gab den Goblinbrüdern einen Tritt. »Ihr

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