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Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
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gehorcht jetzt meinem Befehl und folgt mir! Und zwar ein bisschen plötzlich. Ich möchte, dass die beiden sicher hinter Schloss und Riegel sitzen, bevor dieses ganze gottverdammte Pulverfass in die Luft fliegt.«
    »Wenn du mich fragst«, sagte Hannah und lauschte auf den Lärm, »ist es dafür schon zu spät.«

    Der Flur verlief aufwärts zu einer Tür, die nach draußen führte.
    »Ich dachte immer, Katakomben wären unterirdisch«, sagte Hannah.
    »Sind sie auch«, erwiderte Levi.
    »Darf ich raten?«, meinte Avi. »Manchmal muss man eben nach oben gehen, um unten anzukommen.«
    Hannah und Levi sahen ihn verdattert an, während die Goblins sich am Kopf kratzten.
    »Schon gut«, fügte Avi hinzu. »Bringen wir es hinter uns.«
    Das Tageslicht traf sie beinahe wie ein körperlicher Schlag. In den ersten Sekunden war Avi geblendet, und Tränen liefen ihm übers Gesicht, dann hatte er sich wieder gefasst. Sie befanden sich auf den Zinnen des Weißen Turms. Levi und die Goblins scheuchten sie über eine Reihe von Holzbrücken, die sich über den Burghof spannten, bis zur äußeren Mauer. Als Avi sich atemlos an die steinerne Balustrade lehnte, stellte er fest, dass sich drei Stockwerke unter ihm der Fluss befand.
    Im ersten Moment ein wenig schwindelig, starrte er ins Wasser. Wie er feststellte, war der Turm die einzige Festung in einer von Pflanzen überwucherten Stadt. Auf jedes Gebäude kamen zwölf Bäume und zehntausend Quadratkilometer mit Efeu bewachsene Fläche. Es war, als würde sich die Natur das London des Feenreichs zurückerobern.
    Levi riss ihn grob herum.
    »Nicht springen«, sagte er leise.
    Auf dem Hof, den sie gerade überquert hatten, drängten sich die Soldaten der Goblins: Bogenschützen, Schwertkämpfer und Wagenlenker, deren schwere Gefährte mit Schilden und Metallstacheln bewehrt waren. Die ganze Armee funkelte im Sonnenlicht, und ihre goldenen und silbernen Helme strahlten wie Sterne. Obwohl sie johlten und jubelten, bemerkte Avi bei näherem Hinsehen ihre angespannten und ängstlichen Mienen. Anscheinend war seine Mutter eine Frau, mit der nicht gut Kirschen essen war.
    Das Dröhnen, das sie vorhin gehört hatten, kam von einem gewaltigen Mörser, der nahe am nördlichen Rand des Burggrabens tief in den Boden eingelassen war. Seine große runde Öffnung ähnelte einem aufgerissenen Maul, das den Himmel verschlingen wollte. Goblins wimmelten darum herum, füllten den Mörser mit scharfkantigen Steinen und scharten sich dann um den Zündmechanismus, um eine neue Salve abzufeuern.
    Jenseits der Mauer und des Burggrabens hatte sich Arethusas Feenarmee versammelt. Vorneweg marschierten hochgewachsene Feensoldaten in bunt schimmernden Uniformen in kerzengerade ausgerichteten Linien. Die Kobolde bildeten die Nachhut. Die Flanken der Kolonne wurden von gedrungenen Zwergen in schweren Rüstungen geschützt.
    Meine Mutter ist hier, um mich nach Hause zu holen.
    Grüne Fahnen wehten im Wind. Jeder Soldat trug einen grünen Umhang. An ihren Helmen flatterten an Blätter erinnernde Wimpel wie smaragdgrüne Flammenzungen.
    Bei jeder Geschosssalve duckten die Feen sich hinter ihre Fahnen. Avi fragte sich, welchen Schutz ein Stück Seide wohl gegen diesen Gesteinshagel bieten mochte, bis er feststellte, dass der schimmernde grüne Stoff die Felsstücke einhüllte und aufsaugte.
    »Das ist wie bei Stein, Schere, Papier«, meinte Hannah.
    »Was?«
    »Du weißt doch: Papier schlägt Stein. Sag jetzt nicht, du hättest das nie gespielt.«
    Am Haupttor entstand Tumult. Hier hatte Arethusa ihre Kavallerie postiert: magere Reiter auf stumpfgrauen Einhörnern. Nun schwärmten die Reiter aus, und ihre Tiere senkten die Köpfe, um ihre langen, spiralförmigen Hörner in den Burggraben zu tauchen. Sobald die Hörner das Wasser berührten, verwandelte es sich in Eis.
    Hinter der Einhorn-Kavallerie standen viele Reihen von Bogenschützen, die auf ein unsichtbares Zeichen hin gleichzeitig ihre Pfeile abschossen. Die meisten davon blieben in der hochgezogenen Zugbrücke stecken und gingen sofort in Flammen auf.
    In einiger Entfernung war eine Horde wilder Geschöpfe zu sehen. Avi konnte nur ein Gewirr aus ausgestreckten Flügeln und zupackenden Klauen ausmachen. Inmitten des Gewühls entdeckte er eine gewaltige Gestalt, die sich bewegte wie ein Wal in einem Schwarm Lachse. Über ihnen flogen einige Raben.
    Vor Avi und Hannah befand sich eine weitere Tür, die gewiss in die Katakomben führte. Avi war sicher, dass sie

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