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Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)

Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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Vogelkrallen fiel. Der Mann mit der Hakenhand sah Sophies blaue Augen die geflügelte Ältere streifen und sein Mund formte lautlos die Worte, die sie aussprach: »Das ist Inanna.«
    Von allen Augenblicken, die ihm zur Verfügung standen, hatte Marethyu diesen einen ausgewählt, weil die Zwillinge glücklich aussahen. Sophie bewegte die Lippen, und obwohl er sie nicht verstehen konnte, wusste er, dass sie Josh von der Katzenallergie der Hexe von Endor erzählte. Die Zwillinge lachten, ein unbeschwertes, helles Lachen, das voller Leben war.
    Um das zu hören, war er gekommen.
    Wie alt Marethyu inzwischen war, wusste keiner mehr. Auf zahllosen Zeitströmen war er immer wieder vor und zurück gereist. Jahrhundertelang hatte er in Schattenreichen gelebt, wo andere Zeitregeln herrschten oder es gar keine gab. Er hatte viel gesehen, noch mehr erlebt und nichts vergessen. Das war Teil seines Fluchs.
    Und er wusste, dass dies der Moment war, in dem Sophie und Josh zum letzten Mal zusammen lachten.

KAPITEL ACHTUNDVIERZIG
    I n voller Prunkrüstung stand Anubis vor einer herrlich gearbeiteten Metalltür und atmete tief durch. Er merkte, wie er die rechte Hand zum Mund hob, und stoppte die Bewegung. Als der Wandel seine Schädelform verändert und ihm das Aussehen eines Schakals verliehen hatte, als seine Zähne länger und die Lippen schmaler geworden waren, hatte er mit dem Nägelbeißen aufgehört. Ein paar Mal hatte er noch in Gedanken einen Finger in den Mund gesteckt und ihn sich dabei fast abgebissen.
    »Komm endlich rein«, fauchte eine Stimme von drinnen. »Ich weiß, dass du draußen stehst.«
    Anubis arrangierte die Lippen zu einer Art Lächeln, stieß die Tür zu Bastets Privaträumen auf, trat rasch ein und zog die Tür gleich wieder zu, damit nichts von drinnen auf den Flur entwischen konnte. In dem Raum war es fast vollkommen dunkel und er blieb mit dem Rücken zur Wand stehen, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Es stank entsetzlich und er bemühte sich, nur durch den Mund zu atmen. »Woher wusstest du, dass ich draußen stand?«, fragte er.
    »Ich habe dich atmen gehört.« Bastets Stimme kam von rechts und er drehte sich in diese Richtung. Vor dem abgedunkelten Fenster konnte er gerade eben die Umrisse ihres gewaltigen Katzenkopfs ausmachen. Sie hatte ihn in den Nacken gelegt und war dabei, etwas zu verschlingen, das noch zappelte. »Was gibt’s Neues?«
    »Isis und Osiris sind gerade angekommen«, berichtete er.
    Bastet schluckte ihre Mahlzeit, wischte sich mit dem Ärmel den Mund ab und hustete und würgte dann wie eine Katze. »Gut«, keuchte sie endlich. »Ich hab dir doch gesagt, dass sie zu deiner Amtseinführung kommen würden. Ihr Einfluss im Rat ist enorm. Wenn sie dich unterstützen, ist dir die Herrschaft sicher.«
    »Sie sind in diesem super Vimana gekommen«, fuhr er leise fort. »Ich will auch so eines. Es ist wohl kaum gerecht, dass sie so ein Ding haben und ich nicht.« Er holte tief Luft und ging dann auf Zehenspitzen hinüber zu seiner Mutter. Unter seinen Füßen knackten und knirschten winzige Knochen und er zuckte bei jedem Schritt zusammen. Vor dem Wandel hatte seine Mutter nur geschältes Obst von Kristalltellern gegessen. Jetzt aß sie rohes Fleisch – oft das lebendiger Tiere – und der Fußboden aus Gold und Marmor war übersät mit den ausgespuckten Knochen ihrer letzten Mahlzeiten. Jetzt stank der Raum, der älter war als die meisten Zivilisationen und einmal wunderschön ausgesehen hatte, nach Unrat und fauligen Essensresten.
    »Wenn du erst Herrscher bist, kannst du alles haben, was du willst«, antwortete Bastet. »Bitte sie doch einfach um das Vimana. Sie werden es dir kaum verweigern.«
    »Sie sind nicht allein gekommen«, bemerkte er beiläufig.
    »Oh. Wen haben sie denn mitgebracht? Jemanden, den wir kennen?«
    Anubis kauerte sich vor den Stuhl seiner Mutter, sodass ihre Gesichter auf einer Höhe waren. Er hatte sich oft über die Laune des Schicksals gewundert, die sie zu einer Katze hatte werden lassen, während er sich in einen Hund verwandelt hatte. Bei ihr war der Wandel ausgeprägter: Sie hatte einen Schwanz, rasiermesserscharfe Zähne, einziehbare Krallen und eine Vorliebe für lebendige Nagetiere und Vögel.
    »Es sind zwei. Ein Mädchen und ein Junge. Ich habe sie noch nie gesehen.«
    »Wer sie wohl sind?« Sie bewunderte sich in einem Spiegel, den nur sie sehen konnte. Anubis roch Puder und das leicht säuerliche Parfüm, das seine Mutter

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