Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)
stark, dass Perenelle sie kaum noch halten konnte. Die Stimme der Älteren wechselte zwischen der von Macha und Badb: »Und denke nicht zu schlecht von unserer jüngeren Schwester. Sie geriet auf die falsche Bahn.« Plötzlich hob sie das Kinn und blickte Perenelle an und die Zauberin sah, dass sowohl das rote als auch das gelbe Auge pechschwarz geworden war. Die Morrigan war aufgewacht. Sie öffnete den Mund und die gefährlich spitzen Zähne waren nur Zentimeter von Perenelles Kehle entfernt.
Instinktiv wäre die Zauberin am liebsten zurückgewichen, doch sie ließ die zitternde Kreatur nicht los.
Und dann schloss die Morrigan den Mund und ihr Blick wurde sanfter. »Ich habe dich für das, was du mir angetan hast, gehasst«, flüsterte sie. »Aber das ist vorbei. Danke, Zauberin, dass du mich mit meinen Schwestern versöhnt hast.« Ihre Augen begannen zu flackern, schwarz und rot und gelb, doch die Farben verblassten rasch.
»Ich werde euch in guter Erinnerung behalten«, versprach Perenelle. »Euch alle drei: Macha, die Morrigan und Badb.«
Dann zerfiel die Krähengöttin in den Armen der Zauberin zu schwarzem Staub. In der Dunkelheit war nur ein einziges Geräusch zu hören – das Scheppern, als metallene Speerspitzen auf Stein fielen.
Perenelle Flamel ergriff Billys Hände und zog ihn auf die Füße. Er zitterte und sein Gesicht war schweißnass. Sie strich ihm über die Wangen und ihre Handflächen, an denen noch Reste der Krähengöttin klebten, malten schwarze Streifen auf seine helle Haut. Dann fasste sie ihn am Kinn und wischte die Streifen mit dem Saum ihrer Bluse ab. »Mach dir keine Vorwürfe, Billy. Du hast nichts Falsches getan.«
»Ich hätte dich umbringen können.«
»Hast du aber nicht.«
»Aber die Morrigan habe ich umgebracht …«
»Das war nicht nur die Morrigan. Es waren auch Macha und Badb, ihre Schwestern. Sie haben sich aus freien Stücken geopfert. Und am Ende ist die Morrigan ja noch erwacht. Ich glaube nicht, dass sie unglücklich war. Sie sind zusammen gestorben, als ein Wesen.«
»Ich habe das alles ausgelöst«, flüsterte er.
Perenelle umschloss sein Kinn fester und zwang ihn aufzuschauen. »Wir werden später um die Krähengöttin trauern. Jetzt sollten wir in ehrendem Andenken an sie die Monster auf dieser Insel vernichten.« Sie drückte ihm die beiden Speerspitzen in die Hand. »Du wirst sie noch brauchen. Und jetzt komm, wir wollen Areop-Enap wecken.«
Mit einer schnellen Bewegung fasste Billy the Kid die Zauberin am Arm. Fäden seiner rötlichen Aura ringelten sich um seine Fingerspitzen. »Ich werde dich an allen Tagen deines Lebens beschützen, das schwöre ich.«
»Danke, Billy. Aber mein Leben währt nur noch Stunden, nicht Tage.«
»Ich werde dich trotzdem beschützen«, versicherte er.
Perenelle Flamel lächelte. »Ich weiß.«
KAPITEL ACHTUNDFÜNFZIG
E s sollte nicht brennen, oder?« William Shakespeare wich vor den Rauchkringeln zurück, die aus dem Armaturenbrett aufstiegen.
»Nein, sollte es nicht«, knurrte Prometheus. »Wie wäre es, wenn du dich als nützlich erweisen und das Feuer löschen würdest?«
»Wie denn?« Shakespeare tastete demonstrativ seinen Körper ab. »Sehe ich so aus, als hätte ich einen Feuerlöscher dabei?«
Palamedes beugte sich zwischen dem Älteren und dem Unsterblichen nach vorn und riss eine rauchende Blende vom Armaturenbrett. Eine Stichflamme schoss heraus und versengte seine Augenbrauen. »Gut, dass ich keine Haare mehr habe«, bemerkte er leichthin. Die Flamme erlosch und er spähte in das Loch. »Ein einziges Durcheinander«, verkündete er. Dann roch es plötzlich nach Nelken, eine olivgrüne Wolke fiel aus seiner Hand und löschte die noch glimmenden Teile.
Das Tuckern des Vimanamotors wurde immer langsamer und schließlich jaulte er nur noch. Shakespeare blickte sich erschrocken um und selbst Saint-Germain riss sich von seinem Notizbuch los und hob den Kopf.
»Alles in Ordnung«, beruhigte Prometheus sie, als der Motor wieder gleichmäßig zu sirren begann. »Einige der ganz frühen Vimanas können sich selbst reparieren.«
Johanna schaute aus dem Fenster. Sie waren schon fast über der Stadt. Der braune Gürtel der Slums und engen Gassen machte breiten Alleen und goldenen Terrassen Platz, dem glitzernden Kranz der Kanäle und einer Anhäufung verschiedener spektakulärer Bauwerke. Direkt vor ihnen erhob sich wie ein Berg aus massivem Gold genau in der Mitte der riesigen Stadt die Sonnenpyramide. »Wo landen
Weitere Kostenlose Bücher