Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)
angeschaut.«
»Denk nach! Du hast sie gesehen!«
»Weiß … schwarz … mit roten Spitzen«, stammelte er.
»Monokaretas. Ihre Hörner sind giftig, kommt auf keinen Fall damit in Berührung.«
Ebenfalls keuchend und mit rotem Gesicht kam Billy the Kid angelaufen. Die beiden Speerspitzen in seinen Händen waren schwarz von frischem Blut. »Vergesst die Anpu und die Einhörner«, japste er. »Wir haben ein noch größeres Problem. Da draußen ist eine Riesenkrabbe.«
»Wie groß?«, fragte Machiavelli.
»Echt groß!«, keuchte Billy. »Gigantisch. Einer dieser Kerle mit Bullenkopf ist ihr in den Weg geraten und sie hat ihn sauber in der Mitte durchgeknackt. Na ja, ganz so sauber war es doch nicht.«
»Karkinos«, kam es wie aus einem Mund von Flamel und Machiavelli.
»Ist das die Bezeichnung für eine große Krabbe?«, fragte Billy.
»Nein. Für eine Riesenkrabbe«, antwortete Machiavelli.
»Und …« Billy the Kid holte tief Luft. »Und vorneweg geht ein Skelett mit Hundekopf. Ein komplett räudiger, oberhässlicher Hundekopf«, beendete er seinen Bericht dramatisch.
»Oh, dem sind wir bereits begegnet.« Perenelle lächelte. »Wir haben eine Weile miteinander geplaudert.«
»Es ist Quetzalcoatls Zwillingsbruder«, erklärte Machiavelli zum zweiten Mal.
Billy blinzelte überrascht. »Das Monster hat einen Bruder?« Dann grinste er. »Ich gehe mal davon aus, dass sie sich nicht ähnlich sehen.«
»Früher schon«, mischte sich Hel von ihrem Platz an der Tür in das Gespräch ein. »Wir haben es jetzt mit Xolotl zu tun, dem bösen Zwilling.«
Mars und Odin kamen hereingerannt. »Zeit der Entscheidung«, verkündete Mars. »Entweder wir stellen uns dem Aufgebot hier« – er blickte sich in der Ruine um – »oder wir laufen und versuchen, vielleicht etwas anderes zu finden, wo wir uns verschanzen können.«
»Wir bleiben hier«, sagte Flamel mit fester Stimme. Er klopfte auf die Lehmkugel. »Wir müssen sie auf Abstand halten, während wir noch einmal versuchen, Areop-Enap zu wecken. Sie ist jetzt unsere einzige Hoffnung.«
»Vielleicht können wir die Fenster und Türen verteidigen«, meinte Mars zweifelnd. Von dem Gebäude standen praktisch nur noch die Außenmauern. Das Dach fehlte und die Fenster waren lediglich rechteckige Löcher. »Aber wenn sie uns angreifen …«
»Sie greifen an!«, rief Hel.
KAPITEL FÜNFUNDSECHZIG
S ophie und Josh gingen hinter Tsagaglalal her einen Flur hinunter.
Sie waren immer noch fix und fertig von ihrem Erlebnis in dem riesigen länglichen Raum. Die jugendlich wirkende Frau in der weißen Rüstung hatte vor den drei ungestalten Berserkern gestanden. Einen Augenblick später stand sie hinter ihnen und von ihren Sichelschwertern tropfte schwarzes Blut. Die drei Bärenmänner waren verwundert und vollkommen überrascht auf die Knie gesunken.
»Fragen könnt ihr später«, hatte Tsagaglalal gesagt, als sie auf den Flur gelaufen waren, »zuerst will ich euch ein paar Antworten geben.«
Eine vom Pech verfolgte Anpu-Wache entdeckte sie und machte den Fehler, nach Sophie zu greifen. Josh versetzte dem Wachmann einen so harten Schlag, dass er gegen die Wand taumelte.
»Wir müssen hier raus, damit ihr eure Kräfte einsetzen könnt«, drängte Tsagaglalal.
Plötzlich wackelte das ganze Gebäude. Das Beben wurde von einem tiefen Grollen begleitet, das durch den Fußboden kam.
»Ein Erdbeben«, flüsterte Sophie.
»Mein Mann hat es ausgelöst«, erklärte Tsagaglalal. »Was wir gerade spüren, ist die Druckwelle. Er hat es entstehen lassen, damit einer von euch es nutzen kann. Aber um es nutzen zu können, müsst ihr hier raus.«
Josh blieb so unvermittelt stehen, dass Sophie in ihn hineinlief. Ihre Rüstungen klirrten. »Ich hab’s langsam satt, dass Leute uns ständig sagen, was wir zu tun haben, und dann erwarten, dass wir es auch genau so machen. Wenn du es nicht bist, sind Isis und Osiris es.«
Tsagaglalals graue Augen schienen fast zu groß für das schmale Gesicht. »Glaub mir, Josh, ich schreibe euch nicht vor, was ihr zu tun habt. Die Entscheidung werdet ihr – müsst ihr ganz allein treffen.« Sie wies den Flur hinunter und die Zwillinge sahen Isis und Osiris um eine Ecke biegen.
Die beiden entdeckten die Kinder zur selben Zeit. Sie hoben die Hände und liefen ihnen entgegen.
»Ihr glaubt vielleicht, sie hätten euch zu einem einzigen Zweck ausgebildet«, sagte Tsagaglalal, »damit sie über diese Insel regieren können. Doch mein Mann war immer der
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