Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)
schüttelte den Kopf. »Der Einsatz meiner Heilungskräfte hat eine Menge Energie verbraucht. Die muss ich erst wieder erneuern.« Er ließ in der einen Hand sein Schwert, in der anderen die Spartenkeule herumwirbeln.
»Dann lass mich die erste Wache übernehmen«, sagte Prometheus. Er stellte sich in die Öffnung und ließ den Kopf von einer Seite zur anderen rollen, um verspannte Muskeln zu lockern. »Ruh dich eine Weile aus. Heile dich, wenn du kannst.«
»Sie werden uns keine Zeit lassen zum Ausruhen«, erwiderte Niten grimmig. Er hatte noch nicht ganz ausgeredet, als sie eine Bewegung der Luft wahrnahmen. Der Nebel wirbelte auf. »Da sind sie schon.«
Sechs fast identische Kreaturen kamen den schmaler werdenden Tunnel heruntergerannt. Vier waren mit Keulen bewaffnet, zwei mit kurzen Stichschwertern. Schilde trugen alle.
»Sie wirken nicht glücklich«, murmelte Prometheus.
Niten spähte über die Schulter des Älteren. »Sie sind es nicht gewohnt zu verlieren. Es wird sie wütend machen, aber ein wütender Feind macht Fehler.«
Der von Wagen gesäumte Weg war anfangs noch breit genug, dass vier Sparten nebeneinander gehen konnten. Bald reichte er nur noch für drei, dann für zwei. Schließlich stand nur noch eine Kreatur dem Älteren gegenüber. Sie holte mit ihrer Keule aus, während die fünf anderen hinter ihr sich bei dem Versuch, näher heranzukommen, gegenseitig anrempelten.
Prometheus’ gewaltiges Schwert fuhr in den Drakon-Krieger und zertrümmerte seinen Schild. Die mit Eisenspitzen versehene Keule ratschte kreischend am Schwert des Älteren entlang. Da trat dieser mit seinem Eisenschuh mit Wucht auf die bloßen Zehen der Kreatur.
Der Sparte fauchte. Er war so schockiert, dass ihm die goldgelben Augen aus dem Kopf traten. Prometheus machte einen Schritt auf ihn zu, drehte das Schwert um und zog ihm mit dem schweren Knauf eins über den Kopf. Er torkelte in seine Kameraden hinein und behinderte sie. Sie zerrten an ihm herum und schleiften ihn aus dem Weg, damit ein anderer nach vorn konnte.
»Dafür werdet ihr bezahlen …«, begann der Sparte. Doch da schoss Prometheus’ Hand im Panzerhandschuh nach vorn und packte ihn an der Schnauze. Die andere Hand ließ den Schwertknauf auf seinen Schädel heruntersausen. Danach schleuderte der Ältere die Echse in seine Kameraden hinein und alle miteinander gingen zu Boden. Der Ältere lachte. »Gar nicht so schlecht. Langsam macht mir die Sache Spaß.«
Der Nebel kräuselte sich und plötzlich kamen vier Speere in hohem Bogen durch die Luft geflogen. Prometheus’ gewaltiges Schwert blitzte auf und drehte sich. Es gelang ihm, zwei der mit Stacheln versehenen Waffen im Flug zu durchtrennen. Die vier Hälften verschwanden in der Nacht. Doch die nächsten beiden trafen seinen Brustpanzer und zertrümmerten ihn.
Der Ältere fiel ohne einen Laut.
KAPITEL NEUNUNDDREISSIG
M utter! Hör mit dem Getue auf.« Anubis erkannte seinen Fehler, noch während er sprach.
Bastet drehte sich um und marschierte davon. Ihr Umhang aus schwarzer Metallfolie schrammte über den Boden; das Geräusch jagte ihm einen Schauer über den Rücken. »Getue«, zischte sie. »So nennst du das also? Getue? Entschuldige, dass ich versucht habe, meinen Sohn zum Herrscher über ein Weltreich zu machen.«
»Mutter …« Anubis seufzte.
Die katzenköpfige Ältere wandte ihm den Rücken zu, stützte die haarigen Unterarme auf die Fensterbrüstung und blickte über die Stadt. Ihre scharfen Krallen gruben Rillen in den Stein. »Weißt du überhaupt, wie lange ich Pläne geschmiedet und intrigiert habe, um uns an diesen bestimmten Augenblick in der Geschichte zu bringen?«
»Mutter.«
»Welche Opfer ich gebracht habe?«
Anubis wusste, wann er eine Niederlage eingestehen musste.
Der hünenhafte Ältere stellte sich neben Bastet. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. Wenn sie in einer solchen Stimmung war, war es besser – und sicherer –, sich auf keine Diskussion einzulassen. Und obwohl er eine der weltgrößten Armeen befehligte und die Anpu erschaffen hatte – denen er jetzt, da auch bei ihm der Wandel eingesetzt hatte, immer mehr ähnelte –, verehrte er seine Mutter immer noch.
»Ich bin nur nervös«, gab er zu und drückte die Zähne ins Kinn.
Bastet ließ sich erweichen. »Es gibt keinen Grund, nervös zu sein. Du bist aus dem Hause Amenhotep. Ich habe zusammen mit deinem Vater regiert, dein Bruder hat regiert, da ist es nur
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