Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)
schlug mit ihrer Peitsche Löcher in die eines anderen.
Odin aktivierte seine Aura. Die Luft flirrte von Ozon und grauer Rauch umgab ihn. Er konzentrierte sich auf die Wunde an seinem Arm. Sie blutete nicht mehr, heilte aber nicht. »Meine Aura ist fast vollständig aufgebraucht«, murmelte er und sank erschöpft gegen die Wand.
Hel drückte ihre Klauen auf den verletzten Arm ihres Onkels. Ihre blutrote Aura flackerte kurz und löste sich dann in rosafarbenen Rauch auf. »Nichts. Etwas zehrt an uns«, stellte sie fest.
Durch die versammelten Ungeheuer ging ein Ruck, doch anstatt anzugreifen, zogen sie sich zurück. Der Minotaur wandte sich Hel zu und leckte sich genüsslich die dicken Lippen. Sie entblößte ihre Reißzähne und streckte ihm die Zunge heraus.
»Sie treten den Rückzug an«, stellte Odin fest. Er versuchte erneut seine Aura zu aktivieren, doch lediglich ein zarter grauer Schleier strich über seine Haut.
»Jede Wette, dass das nichts Gutes bedeutet«, meinte Mars. Ein Schatten tanzte über die Wand. »Es kommt etwas.«
Die Monster wichen zu den Seiten hin aus und eine Sphinx trat zwischen sie. Sie hatte den Körper eines gewaltigen Löwen, die Flügel eines Adlers und den Kopf einer jungen Frau. Sie war schön, bis sie den Mund öffnete und ihre spitzen Zähne und die gespaltene Schlangenzunge zeigte. Die Sphinx lächelte und legte den Kopf schräg. Die lange schwarze Zunge zuckte hin und her und schmeckte die Luft. »Oh, ich kann eure Auren riechen. Was sind sie süß!« Sie leckte sich beim Näherkommen die Lippen. Ihre Krallen gruben sich in den felsigen Boden. »Mein ganzes Leben habe ich darauf gewartet, einmal die Erinnerungen eines Älteren schmecken zu können, und jetzt kommen gleich drei Ältere auf einmal daher. Welche Wunder werdet ihr mir offenbaren?«
»Ich wusste doch, dass etwas an unseren Auren zehrt«, murmelte Hel. Die Sphinx konnte jede Aura trinken und ihre Energie aufsaugen.
»Ihr seid also Mars, Odin und Hel. Meine Mutter hat gelegentlich von euch gesprochen. Sie mochte keinen von euch. Aber dich –« Sie wandte sich an Hel. »Dich hat sie am allerwenigsten gemocht. Du seist hässlich, hat sie gesagt.«
Die Ältere lachte. »Ihr haltet mich für hässlich …« Sie öffnete den Mund und die Fangzähne, die hinter ihrer Unterlippe hervorragten, verliehen ihr eine erstaunliche Ähnlichkeit mit dem Eber, den sie gerade verspeist hatte. »Ich kannte deine Mutter, lange bevor der Wandel bei ihr eingesetzt hat. Sie war früher schon hässlich und hat danach nicht viel besser ausgesehen, das kannst du mir glauben. Deine Mutter war so hässlich, dass nicht einmal die Zauberspiegel mit ihr reden wollten. Deine Mutter war so hässlich, dass sie –«
Odin legte Hel die Hand auf den Arm und schüttelte den Kopf. »Es reicht!«
»Aber es stimmt«, protestierte Hel. »Ihre Mutter war so hässlich –«
Mars wandte sich an die Sphinx. »Du bist eine Tochter von Echidna«, begann er in neutralem Ton. Er stellte sein Schwert mit der Spitze nach unten auf den Boden und stützte die Arme auf den Knauf. »Wir kannten sie, sie war mit uns verwandt. Somit bist du genauso mit uns verwandt.« Er breitete einen Arm aus. »Ich frage mich, ob du nicht auf der falschen Seite kämpfst.«
Die Sphinx schüttelte ihren schönen Kopf. »Ich stehe auf der richtigen Seite. Auf der Siegerseite.«
»Dee ist weg«, informierte Mars sie.
»Ich arbeite nicht für Dee«, erwiderte die Sphinx rasch. »Dee ist ein Dummkopf, ein gefährlicher Dummkopf. Er hat versucht uns zu betrügen und wurde für utlaga erklärt. Nein, ich arbeite mit Quetzalcoatl zusammen.«
»Sei vorsichtig bei ihm«, riet Odin. »Ihm ist nicht zu trauen.«
»Oh, ich weiß nicht. Er hat gesagt, er könnte mir zu einem Menschenkörper verhelfen.« Sie kam einen Schritt näher und ihre Löwenkrallen ratschten über den Fels. »Kann er das?«
»Wahrscheinlich.«
»Könntest du es auch?«
Mars schüttelte den Kopf.
»Und wie steht es mit dir, Odin, oder dir, Hel? Könntet ihr mir einen Menschenkörper geben?«
Hel schüttelte den Kopf, doch Odin sagte: »Ich kann es nicht, aber ich kenne Leute, die dazu in der Lage wären. Ich könnte dich in ein Schattenreich bringen, wo wir dir den allerschönsten Körper wachsen lassen und ihm dein Bewusstsein und deine Erinnerungen einpflanzen könnten.«
»Quetzalcoatl hat gesagt, er könnte meinem jetzigen Körper eine neue Gestalt geben. Kann er das?«
»Wahrscheinlich«, musste Odin
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