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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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das Ungeheuer trotz des verzweifelten Widerstandes fest geknebelt, so daß es sich nicht mehr rühren konnte.
     

    Harbert überfallen. (S. 407.)
     
    »Du hast noch keinen Schaden genommen, Harbert? fragte Gedeon Spilett.
    – Nein! Nein!
    – O, wenn Dich dieser Affe verwundet hätte! …. rief Pencroff.
    – Aber das ist ja gar kein Affe!« erwiderte Harbert.
     

    »Ein Feuer! Ein Feuer!« (S. 415.)
     
    Bei diesen Worten betrachteten Pencroff und Gedeon Spilett das sonderbare Wesen, das auf der Erde lag, erst näher.
    Wirklich, das konnte kein Affe sein! Es war eine menschliche Creatur, es war ein Mann! Aber was für einer! Ein Wilder im schrecklichsten Sinne des Wortes, und um desto furchtbarer, da er schon mehr zum Thiere herabgesunken zu sein schien.
    Struppiges Haar, langer, wilder und bis auf die Brust herabhängender Bart, am Körper fast nackt, nur einen erbärmlichen Fetzen um die Lenden, feurige Augen, ungeheure Hände, unmäßig lange Nägel, eine Gesichtsfarbe so braun wie Mahagoniholz, Füße so hart, als wären sie aus Horn gebildet: Das war die elende Creatur, in der man nichtsdestoweniger den Menschen erkannte! Ob in diesem Körper wohl noch eine Seele lebte, oder nur der gewöhnliche Instinct des Thieres in ihm wach war?
    »Sind Sie auch sicher, ob das noch ein Mensch, oder nur früher einer gewesen ist? fragte Pencroff den Reporter.
    – O, daran ist nicht zu zweifeln, antwortete dieser.
    – Das wäre also der gesuchte Schiffbrüchige? sagte Harbert.
    – Ja, erwiderte Gedeon Spilett, an dem Unglücklichen ist aber kaum noch etwas Menschliches zu finden!«
    Der Reporter hatte Recht. Wenn der Schiffbrüchige überhaupt jemals ein civilisirtes Geschöpf gewesen war, so hatte die Isolirung ihn zum Wilden, ja noch mehr, zum wahrhaften Buschmenschen gemacht. Heisere Töne kamen aus seiner Kehle und drängten sich durch die Zähne, die bei der Schärfe von Raubthierzähnen nur rohes Fleisch zu zerreißen geeignet schienen. Das Gedächtniß mußte Jenen offenbar schon lange verlassen haben, auch hatte er gewiß den Gebrauch der Geräthe und Waffen, sowie das Anzünden des Feuers verlernt.
    Man erkannte wohl, daß er stark und gewandt war, aber auch daß alle physische Eigenschaften sich nur auf Kosten der geistigen Schärfe entwickelt hatten.
    Gedeon Spilett sprach ihn an. Er schien nichts zu verstehen, nicht einmal zu hören …. und doch, wenn er ihm in die Augen sah, glaubte der Reporter noch nicht, den letzten Funken der Vernunft in jenen verloschen zu sehen.
    Der Gefangene verhielt sich ruhig und versuchte sich nicht einmal seiner Fesseln zu entledigen. War er erstaunt über die Anwesenheit der Menschen, deren Gleichen er vorher selbst gewesen sein mußte? Tauchte in irgend einem Winkel seines Gehirnes eine flüchtige Erinnerung auf, die ihm sein eigenes Menschenthum wieder vor Augen führte? Wenn frei, ob er wohl einen Fluchtversuch gemacht hätte, oder dageblieben wäre? Man wußte es nicht, vermied aber auch es zu erproben. Nach aufmerksamster Betrachtung des Unglücklichen sagte Gedeon Spilett:
    »Wer er auch sei, wer er gewesen und in Zukunft werden könne, es ist unsere Pflicht, ihn nach der Insel Lincoln mitzunehmen.
    – Ja, ja, fiel Harbert ein, vielleicht ist unsere Sorgfalt im Stande, einige Spuren der Intelligenz wieder in ihm wach zu rufen.
    – Die Seele stirbt nicht, sagte der Reporter, und es müßte eine große Befriedigung für uns sein, dieses Geschöpf Gottes der vollständigen Verthierung zu entreißen!«
    Zweifelnd schüttelte Pencroff den Kopf.
    »Auf jeden Fall müssen wir versuchen, fuhr der Reporter fort, was die Menschlichkeit von uns verlangt.«
    Und war es denn nicht wirklich auch ihre Pflicht, menschlich und christlich zu handeln?
    Alle Drei bejahten sich diese Frage und sagten sich, daß Cyrus Smith diese Handlungsweise billigen werde.
    »Wollen wir ihn gebunden lassen? fragte der Seemann.
    – Vielleicht ginge er selbst, wenn man seine Füße von den Fesseln befreite, sagte Harbert.
    – Das käme ja auf einen Versuch an«, erwiderte Pencroff.
    Die Stricke, welche die Füße des Gefangenen umschlossen, wurden gelöst, doch ließ man seine Arme noch sicher gefesselt. Er erhob sich selbst und schien gar nicht die Absicht des Entfliehens zu haben.
    Seine glanzlosen Augen schossen einen stechenden Blick auf die Männer, die neben ihm gingen, und nichts verrieth, daß er sich erinnerte, Ihresgleichen, jetzt oder früher, gewesen zu sein. Fortwährend pfiff er leise vor

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