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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gewährte einen recht behaglichen Anblick.
    Die vierte Kornernte fiel ganz ausgezeichnet aus, und natürlich unterzog sich Niemand der Mühe, zu zählen, ob sie wirklich die berechneten 400 Milliarden Körner enthielt. Pencroff war nahe daran, diesen nutzlosen Versuch zu beginnen, aber Cyrus Smith belehrte ihn, daß wenn er auch hundertundfünfzig Körner in der Minute, also 9000 in der Stunde zu zählen vermöchte, er doch ungefähr 5500 Jahre brauchen würde, jene Masse zu bewältigen; eine Zeit, gegenüber der der wackere Seemann doch auf seinen Versuch verzichten zu sollen glaubte.
    Das Wetter war prächtig und die Temperatur den Tag über meist sehr warm; wenn aber der Abend kam, kühlte ein erquickender Seewind die Gluth der Atmosphäre, so daß sich die Bewohner des Granithauses immer angenehmer, frischer Nächte erfreuten. Einige Gewitter gab es freilich mitunter, und wenn sie auch niemals lange andauerten, so traten sie doch auf der Insel Lincoln mit ungewöhnlicher Gewalt auf. Mehrere Stunden über setzten die Blitze dann den ganzen Himmel in Flammen und ununterbrochen rollte der mächtige Donner dazu.
    Die gesammte Colonie zeigte jetzt das glücklichste Gedeihen. Die Bewohner des Hühnerhofes vermehrten sich über die Maßen und lieferten reichlich köstliche Nahrung, so daß man selbst genöthigt war, jene auf eine mäßigere Zahl zu beschränken. Auch die Schweine hatten Junge geworfen, und man wird sich nicht verwundern, daß die Abwartung dieser Thiere Nab’s und Pencroff’s Zeit sehr vielfältig in Anspruch nahm. Die Quaggas, um welche auch zwei reizende Junge herumhüpften, dienten Gedeon Spilett und Harbert zum, Reiten, denn letzterer war unter des Reporters Anleitung ein sehr tüchtiger Cavalier geworden, doch man spannte sie auch vor den Wagen, um entweder Holz oder Kohle und andere mineralische Producte, die der Ingenieur brauchte, anzufahren.
    Um diese Zeit drang man auch gelegentlich noch tiefer in die dichten Wälder des fernen Westens ein. Gerade auf diesen Wegen hatten die Wanderer am wenigsten von der Hitze zu leiden, da die Sonnenstrahlen kaum das dichte Blätterdach zu durchdringen vermochten, das sich über ihren Häuptern wölbte.
    Bei diesen Ausflügen mußten die Colonisten aber stets gut bewaffnet sein, denn nicht selten begegneten sie sehr wilden gewaltigen Ebern, gegen welche eine nachdrückliche Vertheidigung nothwendig wurde.
    In derselben Jahreszeit führte man auch gegen die Jaguars einen wahren Vernichtungskrieg. Gedeon Spilett hatte jenen einen ganz besonderen Haß geschworen, und sein Schüler Harbert unterstützte ihn nach Kräften. Bei ihrer Bewaffnung fürchteten sie die Begegnung einer solchen Bestie ganz und gar nicht. Die Kühnheit Harbert’s war eben so bewundernswerth, wie die Kaltblütigkeit des Reporters. Schon zierten gegen zwanzig prächtige Felle den großen Saal des Granithauses, und wenn das so fort ging, mußte auf der Insel das Geschlecht der Jaguars bald ausgerottet sein, ein Ziel, das die beiden Jäger stets vor Augen hatten.
    Dann und wann nahm auch der Ingenieur Theil an jenen Ausflügen in die unbekannteren Gegenden der Insel, die er immer mit aufmerksamem Auge musterte. In den Dickichten der ausgedehnten Wälder suchte er nach anderen Spuren, als solchen von Thieren, fand aber niemals irgend etwas Verdächtiges. Weder Top noch Jup, die untrennbaren Begleiter, verriethen jemals irgend etwas Ungewöhnliches, und doch wiederholte sich das Gebell des Hundes an dem vom Ingenieur erfolglos untersuchten Schachte noch mehrmals wieder.
    Zu dieser Zeit nahmen auch Gedeon Spilett und Harbert mittels des photographischen Apparates einige der pittoreskesten Partien der Insel auf, nachdem jener Apparat bis jetzt unbenutzt gelegen hatte.
    An Vollständigkeit ließ jener nichts zu wünschen übrig. Er war mit einem lichtkräftigen Objectiv ausgerüstet; aber weder die nöthigen Chemikalien, noch das Collodium zum Ueberziehen der Glasplatten, das Silbernitrat zur Sensibilisirung derselben, das unterschwefligsaure Natron zur Fixirung des hervorgerufenen Bildes, noch der Salmiak zum Schwemmen des für die positiven Copien bestimmten Papieres, noch endlich das essigsaure Natron und das Goldchlorid zum Schönen der Letzteren fehlten hier. Es fand sich gechlortes Papier sogar schon fertig vor, so daß man, um es zum Copiren unter die negativen Platten zu legen, nur nöthig hatte, dasselbe einige Minuten auf der wässerigen Lösung des Silbernitrats zu schwemmen.
    In

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