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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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erscheinen solche Einsenkungen des Meerbodens nicht besonders auffällig.
    – Man möchte sagen, fiel Harbert ein, diese Steinmauern wären senkrecht abgeschnitten, und ich glaube, Pencroff findet selbst dicht an ihrem Fuße und mit einer fünf bis sechsmal so langen Leine noch keinen Grund.
    – Alles ganz schön, erklärte der Reporter, doch möchte ich Pencroff bemerken, daß seiner Rhede eine sehr wichtige Eigenschaft abgeht.
    – Und welche, Herr Spilett?
    – Irgend ein Einschnitt, durch den man auch ins Innere der Insel gelangen könnte. Ich sehe hier keine Stelle, auf der man den Fuß an’s Land zu setzen vermöchte.«
    Wirklich boten die hohen und steilen Lavawände nirgends einen geeigneten Landungsplatz. Die ganze Umfassung des Golfes bildete eine Art unersteiglicher Festungsmauer, welche lebhaft an die Fiords der Küste Norwegens erinnerte. Der Bonadventure, der die hohen Uferwände beinahe streifte, fand nicht einmal einen Vorsprung, auf dem die Passagiere das Schiff hätten verlassen können.
    Pencroff tröstete sich mit dem Gedanken, daß diese Mauer im Nothfall durch Sprengungen zu öffnen sei; da aber für jetzt in dem Golf nichts zu beginnen war, wendete er das Fahrzeug wieder dem Ausgange zu, und segelte gegen zwei Uhr Nachmittags in’s offene Meer hinaus.
    »Gott sei Dank!« seufzte Nab mit wahrhafter Befriedigung.
    Es schien, als ob der wackere Neger sich in der riesigen Kinnlade gar nicht wohl gefühlt habe.
    Vom Kiefern-Cap bis zur Mercy-Mündung rechnete man kaum noch acht Meilen. Es wurde also der Curs nach dem Granithause eingeschlagen, und mit vollen Segeln zog der Bonadventure in der Entfernung einer Meile an der Küste dahin. Auf ungeheure Felsen folgten nun bald verstreute Dünen, dieselben, zwischen denen der Ingenieur so wunderbar wiedergefunden worden war und welche Hunderte von Seevögeln besetzt hatten.
    Gegen vier Uhr segelte Pencroff, die Spitze des Eilandes links liegen lassend, in den Canal ein, der jenes von der Insel trennte, und um fünf Uhr senkte sich der Anker des Bonadventure in den Sand des Ufers der Mercy.
    Drei Tage lang waren die Colonisten von ihrer Wohnung abwesend gewesen. Ayrton erwartete sie am Strande, und Jup lief ihnen mit dem Ausdrucke größter Befriedigung lustig entgegen.
    Jetzt hatte man also die gesammten Ufer der Küste in Augenschein genommen, ohne eine verdächtige Spur zu finden. Wenn hier ein geheimnißvolles Geschöpf sein Wesen trieb, so konnte das nur unter dem undurchdringlichen Gehölz der Schlangenhalbinsel der Fall sein, in welches die Colonisten ihre Untersuchungen noch nicht ausgedehnt hatten.
    Gedeon Spilett unterhielt sich über dieses Thema mit dem Ingenieur, und sie beschlossen nun auch, die Aufmerksamkeit ihrer Gefährten auf das Eigenthümliche gewisser Vorfälle, von denen gerade der letzte am unerklärlichsten blieb, hinzulenken.
     

    Ein Fleckchen auf dem Negativ. (S. 487.)
     
    Wenn Cyrus Smith auf jenes von unbekannter Hand auf der Küste entzündete Feuer zu reden kam, konnte er nicht umhin, den Reporter wohl zum zwanzigsten Male zu fragen.
    »Sind Sie auch sicher, recht gesehen zu haben? Täuschte Sie nicht eine geringfügige Vulkaneruption oder vielleicht irgend ein Meteor?
    – Nein, Cyrus, antwortete der Reporter, das war damals ein von Menschenhänden erzeugtes Feuer. Fragen Sie übrigens Pencroff und Harbert, sie haben es so gut wie ich gesehen, und werden meine Worte allseitig bestätigen.«
    Kurze Zeit später, es war am Abend des 25. April, als die Colonisten Alle auf dem Plateau der Freien Umschau versammelt waren, ergriff Cyrus Smith also das Wort und sagte:
    »Ich halte es für meine Pflicht, meine Freunde, Eure Aufmerksamkeit auf gewisse Erscheinungen hinzuleiten, die hier auf der Insel zu beobachten waren und über die ich gern auch Eure Ansicht vernähme. Diese Erscheinungen sind gewissermaßen übernatürlicher Art …
    – Uebernatürlich! rief Pencroff, da könnte wohl unsere ganze Insel übernatürlich sein?
    – Nein, Pencroff, aber sicher geheimnißvoll, erwiderte der Ingenieur, wenigstens wenn Sie nicht etwa im Stande sind, das zu erklären, was Spilett und ich bis jetzt noch nicht durchschauen konnten.
    – Sprechen Sie, Herr Cyrus, sagte der Seemann.
    – Nun wohl, fuhr der Ingenieur fort, sind Sie sich klar darüber, wie es kommen konnte, daß ich nach meinem Sturze in’s Meer eine Viertelmeile im Innern der Insel wiedergefunden wurde, ohne daß ich etwas von dieser Ortsveränderung wußte?
    – Im

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