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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Osten freiliegende, den Stößen des Orkans ausgesetzte Küste seine volle Wucht empfinden und mit einer jeder Beschreibung spottenden Gewalt getroffen werden mußte.
    Zum Glück lag der Felsenhausen, der die Kamine bildete, sehr fest geschichtet. Er bestand aus ungeheuren Granitblöcken, von denen freilich einige, denen die nöthige Unterstützung fehlte, leise zu erzittern schienen, wovon sich Pencroff durch Anlegung der Hände an die Wand überzeugte. Trotz der ersten Bestürzung darüber sagte er sich am Ende aber doch, daß Nichts zu befürchten sei und seine provisorisch erwählte Wohnung nicht wohl zusammenstürzen könne. Dabei schlug das Geräusch der herabfallenden Steine an sein Ohr, welche von den Windstößen losgebröckelt auf das Ufer herniederpolterten. Einige nahmen ihren Weg auch auf die Oberfläche der Kamine, wo sie krachend zersprangen, wenn sie lothrecht aufschlugen. Zwei Mal kroch der Seemann nach der Oeffnung der Höhlung, um sich außerhalb derselben umzusehen; jenes Herunterstürzen kleineren Steingerölles drohte aber keinerlei Gefahr, und so nahm er seinen Platz neben dem Herde, auf dem es unter der Asche knisterte, ruhig wieder ein.
    Ungeachtet des wüthenden Orkanes und des heulenden Unwetters lag Harbert in ungestörtem, tiefem Schlafe, der endlich auch Pencroff, bei seiner an jedes Wetter gewöhnten Seemannsnatur, übermannte. Nur Gedeon Spilett hielt die Unruhe wach, da er sich Vorwürfe darüber machte, Nab nicht begleitet zu haben. Wir erwähnten schon, daß er noch nicht jede Hoffnung aufgegeben hatte. Harbert’s Ahnungen beschäftigten ihn unausgesetzt, und immer waren seine Gedanken bei dem Neger. Warum in aller Welt kam dieser nicht wieder? Ohne dem Kampf der Elemente besondere Aufmerksamkeit zu schenken, wälzte er sich auf seinem Lager hin und her. Manchmal wollten sich zwar seine vor Ermüdung schweren Augenlider schließen, doch immer öffnete sie ein ihm plötzlich aufblitzender Gedanke wieder.
    Weiter verstrich die Nacht, als Pencroff, es mochte gegen zwei Uhr sein, aus tiefem Schlafe aufgerüttelt wurde.
    »Was giebt’s?« fragte er erwachend, und sammelte seine Gedanken mit der den Seefahrern eigenen Schnelligkeit.
    Der Reporter beugte sich über ihn und sagte:
    »Horchen Sie, Pencroff!«
    Gespannt lauschte der Seemann, unterschied jedoch kein fremdartiges Geräusch neben dem des Sturmes.
    »Das ist nur der Wind, sagte er.
    – Nein, entgegnete Gedeon Spilett, von Neuem horchend, mir schien, ich hörte …
    – Was?
    – Das Bellen eines Hundes.
    – Einen Hund! rief Pencroff, der mit einem Satze aufsprang.
    – Ja … ein Gebell …
    – Das ist unmöglich! erwiderte der Seemann. Und wie sollte auch bei diesem Toben des Sturmes …
    – Halt! Hören Sie jetzt?« unterbrach ihn der Reporter.
    Bei größter Aufmerksamkeit glaubte Pencroff wirklich während eines ruhigeren Augenblicks Etwas wie entferntes Bellen zu vernehmen …
    »Nun? sagte der Reporter und ergriff des Seemanns Hand.
    – Ja … ja! antwortete Pencroff.
    – Das ist Top! Unser Top!« rief da Harbert schon, der eben erwacht war, und alle drei stürzten nach dem Ausgange der Kamine.
    Nur mit größter Mühe vermochten sie diesen zu gewinnen, so gewaltig drängte sie der Wind zurück; endlich gelang es ihnen, sich an ein Felsstück gelehnt draußen aufrecht zu erhalten. Sie sahen sich um, konnten aber kein Wort sprechen.
    Es herrschte die vollkommenste Dunkelheit, die Land, Himmel und Wasser gleichmäßig einhüllte. Nicht ein Atom zerstreuten Lichtes erhellte die Atmosphäre.
    Einige Minuten warteten der Reporter und seine beiden Gefährten angefesselt vom Sturmwind, durchnäßt vom Platzregen und blind von dem wirbelnden Sande. Dann hörten sie während einer Pause des Unwetters das Gebell noch einmal, das aus weiter Ferne zu kommen schien.
    Nur Top allein konnte es sein, der dort bellte! War er aber in Begleitung oder nicht? Wahrscheinlich nicht; denn bei der Annahme, daß Nab bei ihm sei, würde dieser in möglichster Eile nach den Kaminen gekommen sein.
    Der Seemann drückte die Hand des Reporters, dem er sich durch kein anderes Zeichen verständlich machen konnte, so als wollte er sagen: »Warten Sie hier!« und verschwand in der Höhle.
    Gleich darauf kam er mit einem brennenden Reisigbündel zurück, das er in die Finsterniß hinaus hielt und wobei er so laut pfiff, als es ihm möglich war.
    Bald antwortete ihm, scheinbar als ob ein solches Signal nur erwartet worden wäre, das Bellen aus

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