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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Leiter, deren Berührung bei der strengen Kälte fast ein brennendes Gefühl verursachte, halten. Jetzt mußten die Bewohner des Granithauses die gezwungene Muße wieder irgendwie zu benutzen suchen, deshalb entschied sich Cyrus Smith für eine Arbeit, die auch bei verschlossenen Thüren vorgenommen werden konnte.
    Wie erwähnt, besaßen die Colonisten keinen anderen Zucker, als den Saft des Ahornbaumes, den sie durch Einschnitte in die Rinde desselben gewannen.
    Diesen singen sie nämlich in großen Gefäßen auf, und verwandten ihn zu verschiedenen Zwecken in der Küche, was um so eher anging, als der Saft durch das längere Stehen sich klärte und eine Syrupsconsistenz annahm.
    Er sollte aber noch mehr verbessert werden, und eines Tages verkündete Cyrus Smith seinen Gefährten, daß sie nun Raffinirer werden sollten.
    »Raffinirer! erwiderte Pencroff, das ist ja wohl eine sehr erwärmende Beschäftigung?
    – Ja, gewiß! antwortete der Ingenieur.
    – Nun, dann paßt sie zur Jahreszeit!« versetzte der Seemann.
    Bei der Ausführung dieses Vorhabens denke man aber nicht etwa an die ausgebildeten Zuckerfabriken mit ihren vielen Geräthen und Maschinen. Um eine Krystallisation zu erzielen, kam hier ein sehr einfaches Verfahren in Anwendung. Der Saft wurde nämlich in weiten irdenen Pfannen über dem Feuer langsam verdampft, wobei sehr bald ein dichter Schaum auf die Oberfläche stieg. Nab war angestellt, denselben immer mit Holzspateln zu entfernen, wodurch erstens die Verdunstung beschleunigt und zweitens auch verhindert wurde, daß der Inhalt der Pfanne einen empyreumatischen Geruch annahm.
    Nach einigen Stunden fortgesetzten Siedens, welches den dabei Beschäftigten ebenso wohl that, als es die behandelte Substanz veredelte, hatte sich Alles in einen sehr dicken Syrup verwandelt. Diesen schüttete man nun in verschiedene Thonformen, welche vorher am Küchenofen selbst gebrannt worden waren und fand am anderen Tage eine erkaltete Masse von Broden und Tafeln darin vor. Das war nun wirklicher, wenn auch etwas mißfarbiger Zucker, der aber doch einen recht guten Geschmack hatte.
    Die Kälte hielt bis Mitte September an, und die Gefangenen des Granithauses singen an, ihre Einsperrung etwas langweilig zu finden. Fast jeden Tag versuchten sie einen Ausgang, ohne denselben jemals ausdehnen zu können. Die weitere Einrichtung der Zimmer bildete also fortwährend die Hauptbeschäftigung. Die Arbeit würzte man durch Plaudereien. Cyrus Smith unterrichtete seine Gefährten über alle Dinge, und legte ihnen vorzüglich die praktischen Anwendungen der Wissenschaften vor Augen. Eine Bibliothek besaßen die Colonisten zwar nicht; der Ingenieur ersetzte jedoch vollkommen jedes Buch, von dem immer diejenige Seite aufgeschlagen war, deren man bedurfte, ein Buch, das jede Frage löste und das man immer und immer wieder zu Rathe zog. So verging die Zeit, und die wackeren Leute schienen keine Sorge wegen der Zukunft zu spüren.
    Dennoch regte sich in Allen der Wunsch, diese Gefangenschaft geendet, und wenn auch noch nicht die Wiederkehr der schönen Jahreszeit, so doch die Abnahme der Kälte zu sehen. Wären sie nur mit entsprechender Kleidung versorgt gewesen, welche Ausflüge hätten sie, entweder nach den Dünen oder nach dem Fuchsentensumpfe, unternommen! Welch’ erfolgreiche Jagden hätten sie veranstaltet! Cyrus Smith legte aber einen ganz besonderen Werth darauf, daß Niemand seine Gesundheit auf’s Spiel setze, da man die Arme Aller brauche, und so folgte man seinem Rathe.
    Nach Pencroff zeigte sich als der Ungeduldigste Top, der Hund, dem das Granithaus viel zu eng erschien und der fortwährend von einem Raum zum andern lief und seinen Widerwillen gegen diese Einsperrung auf jede mögliche Weise kund gab.
    Cyrus Smith bemerkte wohl, daß Top, wenn er sich dem dunkeln Schachte, der in Verbindung mit dem Meere stand, näherte, immer ein eigenthümliches Knurren hören ließ. Häufig trabte er um die verdeckte Oeffnung umher und suchte manchmal sogar mit den Pfoten unter die Decke zu gelangen; dann kläffte er wohl voller Wuth und Unruhe.
    Der Ingenieur beobachtete dieses Verhalten zu wiederholten Malen. Was konnte wohl in dem Abgrunde stecken, das den Hund nie zur Ruhe kommen ließ? Sicherlich hatte der Schacht eine Oeffnung nach dem Meere zu. Verzweigte er sich vielleicht unter der Insel noch weiter? Stand er mit anderen Höhlen in Verbindung? Stieg in seinem Grunde vielleicht dann und wann ein Meeresungeheuer auf, um Luft

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