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Die Gehorsame

Die Gehorsame

Titel: Die Gehorsame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Molly Weatherfield
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stummes Verlangen nach ihr.
    »Das Kleid gefällt mir«, sagte sie. »Dieser Freund von dir hat einen guten Geschmack. Aber«, fuhr sie fort und stand auf, um zu mir zu treten, »dieses Armband brauchst du wirklich nicht.« Sie löste es und küsste die Innenseite meines Handgelenks. Meine Empfindungen dabei waren viel stärker als das Prickeln der Stromstöße. Sie werfen mich bestimmt hinaus, dachte ich. Kein Halsband, kein Armband …
    Sie lachte.
    »Keine Sorge«, sagte sie, »wir werfen dich nicht raus. Du brauchst das Armband nicht, weil du hier bei mir bist. Und wenn du willst, brauche ich höchstens eine Minute, bis du nackt und auf den Knien auf dem Fußboden hockst. Aber es ist eine Standardprozedur hier, dass du ein Abendessen bekommst und wir dich ein letztes Mal als freien Menschen behandeln, wenn du das aushalten kannst. Es ist deine letzte Chance, deine Meinung zu ändern. Hey, komm, freu dich. Heute Abend gibt es keinen Tofu.«
    Ein Mädchen kam mit einem großen Serviertisch auf Rädern an die Tür. Er war mit einer weißen Tischdecke gedeckt, und über den Tellern waren große Warmhaltekuppeln. Ich blieb sitzen, das Mädchen schob den Tisch vor mich. Margot zog sich ihren Schreibtischstuhl heran.
    Der Tisch war für zwei gedeckt. Das Mädchen nahm die Kuppeln von den Tellern. Tatsächlich. Kein Tofu. Stattdessen Dinge, die ich gerne aß. Pâté zum Beispiel. Lachs. Geschmorter Porree. Shiitake-Pilze. Sehr, sehr gutes Krustenbrot. Es war ein Abendessen, wie es Jonathan wahrscheinlich für seine Freunde geben würde. Margot öffnete eine Flasche Wein.
    »Es überrascht mich, dass Sie wissen, was ich gerne esse«, sagte ich und griff zum Besteck. Ich war immer noch verwirrt, aber das Essen sandte seine eigenen klaren Signale aus. »Aber nicht alle können heute Abend zum Essen hierherkommen.«
    »Alle anderen nehmen ihr spezielles Essen in ihren Zimmern ein«, sagte sie, »aber ich hatte vor morgen so viel zu tun, dass ich dich stattdessen hierherbestellt habe. Keine Sorge, wir haben ausreichend Angestellte, die sich um euch alle kümmern können. Und ich habe eben dich übernommen. Irgendjemand muss es ja machen.«
    Ich trank einen Schluck Wein, und Schüchternheit überkam mich plötzlich. Es war, als hätten wir beide ein Date miteinander. Sie beugte sich zu mir und küsste mich sanft auf die Stirn, und ihre Seidenbluse stand so weit offen, dass ich ihre Brust sehen konnte. Sie war wirklich sehr schön, obwohl es nicht sofort zu erkennen war. Man sah ihre Energie, ihre erstaunliche Selbstbeherrschung, eine Andeutung ihres Schlüsselbeins, den Schatten ihrer Wangenknochen. Und immer ihre kräftigen, eloquenten Hände.
    In meiner Möse zuckte es, und die Empfindung vermischte sich mit meiner absurden Freude über das Essen. Mein Mund blieb offen stehen, aber dann klappte ich ihn zu und begann zu kauen. Ich war so verwirrt, dass ich nicht wusste, was ich fühlen sollte. Sie hatte gesagt, sie wollten mich wie einen freien Menschen behandeln. Das bedeutete vermutlich auch, dass ich sagen konnte, was ich wollte, ohne dass sie mir gleich den Nachtisch wegnahmen. Aber was wollte ich eigentlich sagen?
    »Wann muss ich denn sagen, ob ich meine Meinung geändert habe?«, fragte ich. »Ich meine, ich habe es nicht vor, aber wenn ich es gleich sage, muss ich mich dann sofort ausziehen?«
    »Es ist so gedacht«, erwiderte sie, »dass wir nett miteinander essen, und dann stelle ich dir die Frage. Du sagst nein, du hast deine Meinung nicht geändert, und ich lasse es dich auf eine formelle Art sagen, die jetzt zu abgedroschen klingen würde. Dann rufe ich das Hausmädchen und sehe zu, wie sie dir alle Kleider wegnimmt und dir wieder die Fesseln anlegt. Das ist deine letzte große Erniedrigung an diesem Ort, aber ehrlich gesagt, finde ich es nicht besonders beeindruckend. Es ist noch ein Überbleibsel aus der Zeit vor mir. Ich habe die Hoffnung, es bald durch etwas viel Besseres zu ersetzen. Okay? Denkst du, du kannst dich jetzt entspannen?«
    »Ja«, sagte ich. »Ich glaube schon. Das ist wirklich ein ziemlicher Mindfick, aber ich bin eigentlich froh darüber. Dieses Essen ist wundervoll, und ich bin froh, dass Sie hier sind. Gott, das klingt schrecklich, Entschuldigung, ich hatte nicht vor, so etwas zu sagen. Na ja, jedenfalls, wenn ich wirklich ein freier Mensch wäre, dann würde ich Sie jetzt fragen, wie Sie hierhergekommen sind. Ich meine, ich weiß, wie ich hierhergekommen bin.«
    Sie lachte. Ich liebte ihren

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