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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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einmal mit diesem Mädchen geschlafen. Von et-
    was anderem war nie die Rede. Ist Ihnen so was noch
    nie passiert?«
    Mescard lächelte.
    »Mir fällt es schon schwer genug, mit dem Rauchen
    aufzuhören. Aber dieses Mädchen wollte Sie wiederse-
    hen, nicht wahr?«
    Mouss verzog das Gesicht.
    »Sie hat einige Male auf meinen Anrufbeantworter
    gesprochen, das stimmt«, gab der junge Mann zu.
    Erneut fingerte Mescard an seiner Zigarettenschachtel
    herum.
    »Ich weiß nicht, wie lange diese Schachtel hier schon
    rumliegt, aber der Tabak schmeckt irgendwie ko-
    misch ...«
    Angeekelt stieß er das Päckchen von sich.
    »Warum haben Sie sich seit jener berüchtigten Nacht
    nicht mehr mit Ihren Freunden in Saint-Germain ge-
    troffen?«
    Mouss spürte, wie ihm eine Schweißperle von der
    Augenbraue tropfte.
    »Ich hatte eine Menge zu tun und ... ich wollte Sylvie
    nicht unbedingt wiedersehen.«
    Der Inspektor nickte mit dem Kopf.
    »Ich verstehe«, murmelte er. »Eine letzte Frage noch,
    Monsieur Moussi. Kennen Sie Serge Carron?«
    Mouss runzelte die Stirn.
    »Er gehört ebenfalls zur Clique, oder?«
    »Genau«, bestätigte Mescard. »Wußten Sie von seiner
    Beziehung zu Sylvie Vercauteren?«
    Unschlüssig verzog Mouss das Gesicht.
    »Ich glaube, sie lebten eine Zeitlang zusammen ...«
    »Glauben Sie, daß Fräulein Vercauterens unzählige
    Abenteuer Carron etwas ausmachten?«
    »Wie soll ich Ihre Frage verstehen?«
    »Monsieur Moussi, wenn Sie schon so lange bei der
    Polizei wären wie ich, dann wüßten Sie, daß es für die in
    diesem Land begangenen Verbrechen drei Hauptmotive
    gibt: Habgier, Alkohol und Sex. Ich möchte herausfin-
    den, zu welcher Kategorie der Mord an diesem Mäd-
    chen gehört. Und es will mir einfach nicht gelingen ...
    Es muß doch ein Motiv geben für dieses Verbrechen,
    verstehen Sie? Vor allem, weil die Mörder sich soviel
    Mühe gegeben haben.«
    »Haben Sie Serge Carron im Verdacht, Sylvie aus Ei-
    fersucht getötet zu haben?« schluckte Mouss.
    Mescard schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich glaube nicht, daß er es war. Ohne seine
    Aussagen wäre Sylvie Vercauterens Akte wahrschein-
    lich längst in der Schublade mit den Verkehrsunfällen
    verschwunden. Aber . . . «
    Er machte eine kurze Pause.
    »Manchmal gibt es Kriminelle, die für ihre Tat bestraft
    werden wollen, ob bewußt oder unbewußt«, sagte er
    schließlich.
    Er erhob sich und reichte Mouss die Hand.
    »Ich danke Ihnen, Monsieur Moussi. Ich hoffe, ich
    habe Sie mit dieser Geschichte nicht allzusehr belä-
    stigt!«
    Da dieses plötzliche Ende des Gesprächs Mouss
    ziemlich überraschte, zögerte er einen Moment lang,
    bevor er dem Inspektor die Hand reichte. Für ihn war
    selbstverständlich noch längst nicht alles verloren, aber
    die Tatsache, daß seine Feinde jetzt ganz genau wußten,
    wer er war, machte ihm große Angst. Noch konnte er es
    sich anders überlegen ...
    Eine Minute nachdem er das Büro des Inspektors ver-
    lassen hatte, war es bereits zu spät. Einige Meter vom
    Kommissariat entfernt wartete der Studebaker. Andere
    Geier hatten die unter Mouss' Badewanne versteckten
    Dokumente gefunden, und Steve Odds' Anweisungen
    waren klar und deutlich ...
    Mark Zorski betrachtete die drei nebeneinander aufge-
    stellten Särge im Totenzimmer. Riesige Blumenkränze
    schmückten den Raum und entspannten die im Haus
    herrschende düstere Atmosphäre erheblich. Obwohl
    Zorski jeden Tag mit dem Tod in Berührung kam, hatte
    er in dieser Nacht die emotionslose Beherrschung des
    Chirurgen verloren, diese unglaubliche Gefühlskälte,
    die seine Patienten und die Assistenzärzte für Gleich-
    gültigkeit hielten. Der strenge Gesichtsausdruck war
    milder geworden, doch graue Schatten umgaben die
    ausdruckslosen Augen, und ein nervöses Zucken be-
    wegte ständig seine Wangen. Nach mißlungenen Ope-
    rationen verspürte er oft dieses Verlangen, laut zu
    schreien, alles kurz und klein zu schlagen, aber noch nie
    hatte er sich derart mutlos, erschöpft und verzweifelt
    gefühlt ... Nur mit Mühe konnte er die Tränen zurück-
    halten, die ihm in den Augen brannten.
    Er konnte die Gründe für dieses Massaker einfach
    nicht begreifen. Zwei Beamte der Kriminalpolizei hatten
    ihm erklärt, daß es sich wahrscheinlich um das gemeine
    Verbrechen einer dieser Gaunerbanden handelte, die
    sich in den Vororten von Philadelphia herumtrieben.
    Armyans Frau war vergewaltigt worden, und nach dem
    dreifachen Mord hatte ein unglaublicher Akt von

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