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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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Wan-
    dalismus stattgefunden. Diese Brutalität war der Polizei
    nicht neu. In den Vierteln, in denen diese Rowdies sich
    gewöhnlich versammelten, waren Razzien geplant.
    Zorski hörte den Beamten zu, doch keines ihrer Worte
    vermochte er wirklich zu begreifen. Der Schmerz ver-
    jagte jede Erklärung. Waren sie umgebracht worden,
    weil sie Schwarze waren? Oder weil sie reich waren?
    Oder beides zugleich? Um diese Fragen scherte Zorski
    sich nicht. Was blieb, war dieses erdrückende Gefühl
    der Leere, das sich obendrein noch mit wirren Gedan-
    ken vermischte, etwa an diese Pokerpartie, ohne die
    Zorski aller Wahrscheinlichkeit nach jetzt mit den Sim-
    bas zusammen hier wäre.
    Taumelnd verließ er das Zimmer, durchquerte das
    Wohnzimmer und ging unter dem kunstvoll gearbeite-
    ten Käfig vorbei, in dem die Kadaver der beiden Kana-
    rienvögel verwesten. Seltsamerweise machte niemand,
    weder ein Polizist noch der Freund, sich Gedanken dar-
    über, woran dieses Vogelpaar gestorben war ... Dabei
    lag die Erklärung für dieses Massaker in diesem golde-
    nen Käfig, dessen Schatten an den Wohnzimmerwän-
    den sanft hin und her schaukelte.
    Zorski ging zu seinem Wagen zurück, warf einen kur-
    zen Blick auf Simbas weißen Cadillac, gab wütend Gas
    und raste ins Central Hospital. Ganz gleich, ob er nun
    zurückgetreten war oder nicht, er wollte operieren, er
    wollte arbeiten, Herzoperationen oder Blinddarment-
    zündungen, Wucherungen oder Transplantationen, es
    spielte keine Rolle. Stunden-, tage-, nächtelang wollte
    er arbeiten, so lange, bis diese brennende Welle des
    Schmerzes, die in ihm aufgebrandet war, sich wieder
    gelegt haben würde. Ein anderes Heilmittel kannte er
    nicht ...
    Der Widerschein des beleuchteten Swimmingpools
    warf seltsame wasserförmige Bewegungen an die Zim-
    merdecke. Pamela hatte sich auf die Seite gelegt und
    war eingeschlafen. Das Satinlaken bedeckte ihre Hüf-
    ten. Sie drehte Hugo Russel den Rücken zu. Der Arzt
    zögerte, doch er ließ sie nicht aus den Augen. Sollte er
    in sein Appartement zurückgehen oder hier bei ihr blei-
    ben? Dieses Abenteuer hinterließ einen bitteren Nach-
    geschmack in seinem Mund. Pamela hatte seine Zärt-
    lichkeiten zurückgewiesen und von ihm verlangt, daß er
    sogleich in sie eindringe. Fast unverzüglich war Russel
    zum Orgasmus gekommen, aber den Blick aus ihren
    blauen Augen, die ihn anstarrten, als würde er sie ver-
    gewaltigen, konnte er kaum ertragen. Dieser brutale,
    beschämende Liebesakt hatte Russel tief bestürzt. Nun
    war ihm noch viel elender zumute, und seine Lust, sich
    zu betrinken, war größer als je zuvor.
    Pamela bewegte sich im Schlaf, stieß einen leisen
    Seufzer aus und drehte sich langsam auf den Rücken.
    Hugo betrachtete ihre Brüste und die Narbe, die sie
    trennte. Nach wie vor war diese Frau die schönste Frau
    der Welt, und wie selbstverständlich gehörte sie dem
    mächtigsten Mann der Welt. Scheißwelt. Plötzlich
    fühlte Russel sich völlig fehl am Platz. Seine Anwesen-
    heit in diesem Bett, an der Seite von Pamela Sirchos,
    kam ihm völlig unangebracht vor. Blind vor Verlangen,
    war ihm nicht einmal bewußt geworden, welches Maß
    an Krankhaftigkeit in Pamelas Einladung lag. Russel
    schaute weg. Er hatte sich benommen wie ein Arzt, der
    sich an einer Patientin unter Narkose vergeht, wie ein
    Sargträger, der ... Ein Angstklumpen schwoll in seiner
    Brust an.
    Sanft schob er das Laken von sich, stieg aus dem Bett,
    hob seine Kleider vom Boden und verließ das Schlaf-
    zimmer. Vorsichtig zog er die Tür hinter sich zu und gab
    einen erschrockenen, schrillen Laut von sich, als er
    Jimmy O'Neal, den Hausmeister und Vertrauensmann
    von Alexander Sirchos, auf dem Flur stehen sah. Das lä-
    cherliche Abenteuer artete allmählich in eine wahre Ka-
    tastrophe aus.
    In tadelloser Livree, wie immer perfekt gekleidet, kam
    Jimmy den Flur herauf. Sein undurchdringlicher Ge-
    sichtsausdruck verriet nicht die geringste Spur von
    Verwunderung. Er tat so, als würde er seit Jahren jeden
    Abend einem völlig nackten Arzt begegnen, der mit sei-
    nen Kleidern in der Hand das Schlafzimmer der Haus-
    herrin verließ.
    Auf Russels Höhe jedoch blieb er stehen.
    »Kann ich etwas für Monsieur tun?« fragte er in völlig
    neutralem Ton, ohne den geringsten Anflug von Ironie.
    Russel schwankte zwischen der Angst und der offen-
    kundigen Absurdität der Situation. In den nächsten
    Stunden würde Alexander Sirchos erfahren, was vorge-
    fallen war,

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