Die Geier
bestätigte sie geil. »Und
vielleicht sogar stramme Weiber ... Na, hättet ihr Lust,
eine Dame der besseren Gesellschaft zu vögeln?«
Unruhig begann der dritte hin und her zu rutschen
und stöhnte leise vor sich hin.
»Sie muß mir einen blasen!« wimmerte er. »Nicht
wahr, Shelley? Du wirst sie zwingen, mir einen zu bla-
sen!«
Shelley grinste entzückt und deutete auf ihren Colt.
»Und den hier werde ich ihr in den Hintern stecken!«
zischte sie.
Dann schnitt sie erneut eine verächtliche Grimasse
und wandte sich an den Fahrer.
»Was ist mit dir? Kommst du mit?«
»Nein, ich bleibe hier«, sagte schließlich der Junge
nach einigem Zögern. »Ich will noch ein Weilchen le-
ben.«
Shelley drückte ihm den Colt an die Schläfe und be-
gann ihn mit der anderen Hand zwischen den Beinen
zu streicheln.
»Na, Vince, dein Schwanz liegt wohl auf Eis?« flü-
sterte sie. »Ich wette, du kriegst keinen Steifen, wenn
man dir einen Revolver an den Kopf hält.«
Ihr Streicheln wurde energischer. Der Fahrer stieß
Shelleys Hand zurück, öffnete die Wagentür und ging
die Straße zum Meer hinunter.
Das Mädchen schaute ihm nach und schürzte die
Lippen, so daß ihre ungewöhnlich weißen Zähne zum
Vorschein kamen.
»Kommt, Jungs, wir brauchen dieses Arschloch
nicht!« entschied sie. »Gehen wir!«
Das von Shelley angeführte Quartett stieg aus der
Limousine und näherte sich dem verschlossenen Tor
zum Park. Das Gitter schien nicht besonders schwer zu
überwinden zu sein. Man mußte nur aufpassen, nicht
von den kunstvoll verzierten Spitzen der Eisenstäbe
aufgespießt zu werden ...
Zweiundzwanzigstes Kapitel
Traurig wie ein Junge, der den ganzen Abend mit einem
Mädchen verbracht und nicht ein einziges Mal gewagt
hatte, es zu küssen, verließ Mouss das Kommissariat.
Eine Stimme in ihm flüsterte ihm zu, daß er soeben die
Gelegenheit verpaßt hatte, sich aus einer Falle zu befrei-
en, deren Klammern ihn immer fester gefangenzuhalten
begannen. Verdrossen verzog er das Gesicht. Aber
was erhoffte er sich eigentlich? Es mit einer kriminellen
Organisation wie der Z.S.A. aufnehmen zu können?
Mit einer perfekt organisierten, legalen und unglaublich
mächtigen Vereinigung ...
Er hob den Kopf und atmete die frische Luft des
Spätnachmittags ein. Eine Chance blieb ihm noch, um
die Niederlage seiner Gegner zu beschleunigen. Er
müßte die Unterlagen verkaufen. An die Presse. An den
Meistbietenden. Ja, das würde er tun. Sämtliche Tages-
zeitungen und Zeitschriften mit großen Auflagen ab-
klappern und alles ausplaudern. Mit diesem Geld
könnte er endlich eine gewisse Distanz zwischen sich
und den Geiern schaffen, die Grenzen abstecken und in
aller Ruhe abwarten, daß die Presse die Vernichtung des
Feindes übernähme. Mouss war wieder voller Opti-
mismus. Das Alleinsein hatte seine Vor- und Nachteile.
Er mußte eine andere Taktik anwenden und sich der
Druckmittel bedienen, die ihm zur Verfügung standen.
Gegen die Journalisten wäre die Z.S.A. völlig machtlos.
Es käme zum Skandal, der die Geier wie eine Flutwelle
hinwegraffen würde ...
Seltsamerweise erleichterte diese Aussicht Mouss von
der Last der Schuld, die ihm auf den Magen drückte,
seit er von Sylvies Tod erfahren hatte. Außer dem Geld,
das er kassieren würde, könnte er zudem Rache neh-
men und die Öffentlichkeit über die bestehenden Miß-
stände aufklären.
Er ging zur Metro. Einige Dutzend Meter entfernt
schloß Mirko Milan die Tür des Studebaker. Er warf den
Schlüsselbund kurz in die Luft, steckte ihn in seine Ta-
sche und ging ebenfalls in Richtung Metro, während er
die Pikdame zwischen den Fingern hin und her gleiten
ließ.
Wütend schwamm Hugo Russel auf und ab, so als ver-
suchte er, den Ekel, der in ihm war, durch die Anstren-
gungen und den Schmerz zu verdrängen, der seine
Muskeln lähmte. Der Arzt war in einer ziemlich guten
körperlichen Verfassung, aber natürlich verfügte er
nicht über die physischen Reserven eines Spitzensport-
lers. Bei der zwölften Wende spürte er, daß sein Körper
nicht mehr reagierte. Die Bewegungen seiner Füße voll-
zogen sich eher automatisch denn gewollt, und seine
Armzüge wurden mechanisch, zu einem unüberlegten
Reflex. Ein Hauch von Panik brachte den Ablauf seiner
Bewegungen durcheinander, und Russel schluckte
Wasser. Scheußlich schmeckendes, grauenhaft chlor-
haltiges Wasser, an dem er zu ersticken drohte.
Der Tod, den er
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