Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
Vom Netzwerk:
schroff.
    Mouss verzog das Gesicht.
    »Wir haben einmal miteinander geschlafen, wenn Sie
    das meinen«, antwortete er.
    Mescard zog mehrmals die Nase hoch und betrach-
    tete das weißglühende Ende seines Zigarettensrummels
    mit einem Ausdruck heftigen Ekels.
    »Ich kann einfach nicht damit aufhören«, murmelte
    er. »Es ist stärker als ich. Glauben Sie, daß das an mei-
    nem schwachen Willen liegt?«
    »Ich weiß nicht«, stammelte Mouss verwirrt.
    Mescard lehnte sich in seinem Sessel zurück.
    »Einen Großteil meiner Zeit verbringe ich damit, nach
    Zigaretten zu suchen, die zu kaufen ich mir verbiete«,
    knurrte er leise vor sich hin. »Es ist wirklich zu blöd.«
    Wütend zerdrückte er den Stummel in dem leeren
    Aschenbecher.
    »Fuhr sie schnell?«
    »Wie bitte?« schreckte Mouss zusammen.
    »Pflegte Fräulein Vercauteren schnell Auto zu fah-
    ren?«
    Mouss schüttelte den Kopf.
    »Soviel ich weiß, fuhr sie überhaupt nicht Auto. Sie
    hatte nicht einmal einen Führerschein.«
    Mescard warf ihm einen seltsamen forschenden Blick
    zu. Mouss hatte das unangenehme Gefühl, durchsichtig
    zu sein.
    »Wer kann Ihrer Meinung nach, Monsieur Moussi,
    ein Interesse daran gehabt haben, Sylvie Vercauteren
    verschwinden zu lassen?« fragte Mescard in völlig un-
    beteiligtem Ton.
    Mouss spürte, daß er erneut zu schwitzen begann. Er
    wischte sich die Stirn mit dem Hemdsärmel ab. Dieser
    Bulle könnte ihm in der Tat aus der Patsche helfen! Jetzt
    oder nie ...
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen«, stammelte
    Mouss anstatt zu sagen, was er wußte.
    Mescard kreuzte die Arme und hatte immer noch die-
    sen gelangweilten Gesichtsausdruck.
    »Ich werde Ihnen sagen, was ich von der ganzen Sa-
    che halte, Monsieur Moussi«, sagte er und starrte auf
    seine Zigarettenschachtel. »Sylvie Vercauteren wurde
    ermordet. Diejenigen, die das getan haben, suchen be-
    stimmt nach irgend etwas. Sie haben ihre Wohnung auf
    den Kopf gestellt und nach dem Verbrechen sämtliche
    Möbel ausgewechselt, um den Mord als Unfall zu tar-
    nen. Bedauerlicherweise hätte ich eine Autopsie der
    Leiche vornehmen lassen müssen, um das beweisen zu
    können. Ich bin fest davon überzeugt, daß Ihre Freun-
    din bereits tot war, als ihre Mörder sie ans Steuer des
    Wagens setzten. Aber leider sind die Sammler uns zu-
    vorgekommen . . . «
    Sehr genau beobachtete Mescard die Reaktionen des
    jungen Arabers. Mouss schwieg hartnäckig. Allmählich
    begann er das Spiel seiner Gegner zu durchschauen.
    Die Geier hatten Sylvie ausfindig gemacht (er hätte viel
    eher begreifen müssen, daß das nicht besonders schwie-
    rig war), sie aller Wahrscheinlichkeit nach zum Spre-
    chen gebracht und dann getötet.
    »Das alles scheint Sie nicht sonderlich zu überra-
    schen, Monsieur Moussi«, fügte Mescard hinzu, listig
    wie ein Pavian.
    Mouss zuckte mit den Schultern.
    »Ich sagte Ihnen doch schon, daß ich sie kaum kann-
    te. Sie verkehrte in einer Clique mehr oder weniger mü-
    ßiger Künstler. In Saint-Germain-des-Pres habe ich sie
    kennengelernt, aber ich wußte so gut wie nichts über
    sie.«
    »Waren Sie in jener Nacht bei ihr, als dieser Journalist
    sich in ihrem Haus aus dem obersten Fenster stürzte?«
    fragte Mescard plötzlich.
    Mouss zuckte zusammen. Dieser Polizist verwirrte
    ihn in der Tat immer mehr. Allmählich bekam der junge
    Mann es mit der Angst zu tun.
    »Ja, ich glaube, ich war in jener Nacht tatsächlich bei
    ihr«, antwortete er vorsichtig.
    »Das glauben Sie nur?« fragte der Inspektor erstaunt.
    Mouss nickte.
    »Nun ja, ich bin sicher«, gestand er schließlich. »Am
    nächsten Morgen wurde im ganzen Haus von nichts
    anderem mehr gesprochen. Aber ich kann beim besten
    Willen keinen Zusammenhang erkennen . . . «
    Es war nicht einfach, zu lügen, Theater zu spielen vor
    einem Gesprächspartner, dem es scheinbar völlig
    gleichgültig war, was man aussagte. Der Inspektor
    stellte keine typischen Polizeifragen und führte sein
    Verhör nicht so, wie jeder andere Polizist das getan hät-
    te. Er verhielt sich eher wie ein Analytiker, ohne sich irgendwelche Gefühle anmerken zu lassen. Er versuchte
    eher zu begreifen, als etwas zu erfahren.
    »Sie waren es, der die Beziehung zu Fräulein Vercau-
    teren abbrach?« fragte Mescard und unterstrich seine
    Frage mit einem wenig diskreten Gähnen.
    Unruhig rutschte Mouss auf seinem Stuhl hin und
    her.
    »Ja, genau.«
    »Und aus welchem Grund?«
    »Ich verstehe nicht«, flüsterte Mouss nervös. »Ich
    habe

Weitere Kostenlose Bücher