Die Geisel
soll?«
Romero räusperte sich. Asuega sprang ihm bei: »Wir müssen davon ausgehen, dass Driver es irgendwie geschafft hat, aus den Handschellen zu schlüpfen. Nichts anderes ergibt einen Sinn.« Heftiges Nicken zeigte, dass alle Betroffenen der Meinung waren, dass es einem Mann in Handschellen nicht möglich war, drei ausgebildete Wachmänner nur mit den Füßen zu überwältigen. Bevor Blaine eine weitere Frage stellen konnte, fuhr Asuega fort: »Wir müssen außerdem davon ausgehen, dass es Driver mit irgendeinem Trick gelungen ist, alle drei Wärter in seine Zelle zu locken. Andernfalls hätte der Mitarbeiter im Kontrollzentrum mit Sicherheit das Handgemenge gesehen und Notfallmaßnahmen ergriffen.«
»Wir werden es nicht erfahren, solange wir nicht wieder da drin sind und das Video sehen können«, meinte Romero.
»In der Zelle?« Der Gouverneur sah verwirrt aus.
»Mr. Driver stand unter permanenter Video-Überwachung.«
Blaine dachte nach. »Das Licht ist nie ausgegangen?«
»Nein«, bestätigte Romero. »Niemals.«
Der Gouverneur unterdrückte ein Schaudern. »Wirklich?«
»Ja, Sir.«
»Wie nennen Sie so was?«
»Verschärfte Strafmaßnahme«, erklärte Asuega. »Das ist denen vorbehalten, die Angehörige des Gefängnispersonals töten oder verletzen.« Asuega sah den Abscheu auf Blaines Gesicht. »Ich versichere Ihnen, Gouverneur, das wirkt ernsthaft abschreckend. Im Vergleich zu staatlichen Einrichtungen haben wir eine dreißig Prozent niedrigere Verletzungsrate beim Personal.«
»Wie lange hat dieser Driver unter solchen Umständen gelebt?«
»Viereinhalb Jahre.«
Wieder verriet der angewiderte Gesichtsausdruck des Gouverneurs seine Gefühle.
»Spulen Sie vor bis zu der Szene im Aufzug«, sagte er.
Romero gab die Anweisung ins Telefon weiter; auf dem Bildschirm sah Driver aus wie ein Stummfilm-Komiker, als er sich mit dreifacher Geschwindigkeit durch den Zellenblock bewegte.
»Da«, sagte der Gouverneur. Drivers Abbild hatte gerade die elektronische Schlüsselkarte in das Bedienfeld des Aufzugs gesteckt und den Tagescode eingetippt. »Moment«, forderte Blaine. »Stopp«, sagte er, als Driver der Kamera den Rücken zukehrte und sich vorbeugte.
»Was macht er da?«, wollte Blaine wissen.
»Er umgeht das biometrische Fingerabdruck-Erkennungssystem«, erklärte Romero.
»Unmöglich«, sagte Asuega schnell. »Es außer Funktion setzen … vielleicht. Aber das System umgehen … unmöglich.« Bevor Blaine ihn mit noch mehr Fragen bombardieren konnte, fuhr Asuega fort: »Jede Beeinträchtigung der Hardware schaltet einfach das ganze System ab. Niemand kommt mehr rauf oder runter, so lange, bis der Verantwortliche im Kontrollzentrum die Software wieder neu gestartet hat.«
»Was zum Teufel macht er dann da?«
»Wenn ich raten sollte, würde ich sagen, er benutzt das System wahrscheinlich auf die Weise, für die es gedacht ist.«
»Ich dachte, Sie hätten gerade gesagt …« Der Gouverneur hielt inne. Eine Mischung aus Verwirrung und Entsetzen grub Falten in seine Stirn. »Meinen Sie etwa … Sie meinen …«
Asuega fasste den Stier bei den Hörnern. »Die einzig logische Erklärung ist, dass Mr. Driver im Besitz des rechten Zeigefingers des Sicherheitsbeamten ist.« Er zeigte auf den Bildschirm. »Können wir hier weitermachen?«
Romero sagte: »Lass es weiterlaufen, Iris«, und das Bild setzte sich wieder in Bewegung.
»Können Sie es langsamer abspielen lassen und etwas zurückspulen?«, fragte Asuega.
»Stopp«, sagte er einen Augenblick später. »Sehen Sie, wie vorsichtig er sich bewegt. Als ob er etwas zusammenfaltet und es dann in seine Tasche steckt.« Schweigend beobachteten sie, wie der Aufzug ankam und Driver hineintrat.
Sie sahen sich die letzten vierzig Sekunden an. Romero und Blaine wandten in den letzten fünfzehn Sekunden den Blick ab. Asuega fixierte mit seinen dunklen Augen den Bildschirm, bis das Bild zum Stehen kam. »Um das Training so einfach wie möglich zu machen, wurde das Bedienelement so intuitiv wie möglich gestaltet«, erklärte Asuega. »Für jemanden wie Driver, der in der neuesten Computertechnologie geschult ist, war es wohl kein Problem, das Sicherheitssystem des Gefängnisses auszutüfteln. Ich würde wetten, dass er die Software schon so umprogrammiert hat, dass sie seinen eigenen Fingerabdruck akzeptiert.«
Als wüsste er die Antwort auf eine nicht gestellte Frage, zog ein Colonel der U.S. Army die Tür auf und kam herein. »Meine Leute sind in
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