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Die Geisel

Die Geisel

Titel: Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Ford
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ein Luftballon, aus dem man die Luft herausgelassen hatte.
    Drei Sekunden später kippte der Mann zur Seite und fiel ohne einen Laut um. Corso robbte hastig unter ihm hervor und rappelte sich auf. Der Typ sah aus wie eine Art Höhlenmensch. Über und über behaart wie ein Affe. Als hätte er sich nie im Leben rasiert oder sich die Haare geschnitten. Corso schauderte.
    Er versuchte noch immer zu begreifen, was eigentlich geschehen war, als Kehoe nach unten griff und das Messer an der Brustbehaarung des Mannes sauber wischte. Erst die eine Seite der Klinge, dann die andere. Fein säuberlich, bevor er es zurück in seine Tasche steckte.
    »Einer von den Arschlöchern, die einfach keinen hochkriegen, solange sie keine Scheiße riechen«, sagte Kehoe kopfschüttelnd. »Hier wimmelt's nur so von denen. Seit ich im Knast bin, hab ich noch nie …«
    Und plötzlich war die Luft von Schreien und dem Klatschen von Schritten auf Beton erfüllt. »Sie kommen!«, brüllte jemand.
    Driver eilte auf die andere Seite des Laufgangs. Hinter drei Reihen aus Eisenstäben und Stahlgittern brodelte es auf dem Gelände vor dem Haupttor vor Aktivität. Eine Phalanx gepanzerter Fahrzeuge röhrte direkt vor dem Tor. Eine schier endlose Reihe Truppentransporter spie eine Schwadron Soldaten nach der anderen aus.
    »Scheiße«, knurrte Kehoe. »Die schicken uns Soldaten auf den Hals. Die Party ist zu Ende.«
    Driver schüttelte den Kopf. »Eine halbe Stunde noch … fünfundvierzig Minuten«, sagte er. »So lange brauchen die, bis sie in Stellung gegangen und startklar sind.«
    »Wenn du 'n Plan hast, Captainman … Schätze, jetzt wär's Zeit dafür.«
    »Hol den Tanklastzug. Bring ihn zwischen die Gebäude.«
    »Soll ich den Fahrer mitbringen?«
    »Nur den Laster. Den Fahrer holen wir später.«
    Kehoe wollte schon gehen, da hielt Driver ihn an der Schulter zurück. Er steckte ein Stück Papier in Kehoes Brusttasche. »Die Schlüssel für den Tanklaster und ein Bündel, das ich zusammengepackt habe, liegen im zentralen Aufzug. Der Zugangscode steckt hier in deiner Tasche.« Er atmete tief durch. »Das hier wirst du auch brauchen.« Er griff in seine Hosentasche und zog ein schmuddeliges Stück Stoff hervor, das hier und da Flecken einer undefinierbaren dunklen Flüssigkeit aufwies. Er hielt das Päckchen Kehoe hin, der zunächst keine Anstalten machte, es entgegenzunehmen. Erst nach einer Weile griff er mit seinen dicken Fingern danach. Ein fragender Blick trat in seine Augen, es musste sich irgendwie seltsam anfühlen. Vorsichtig legte Kehoe das Päckchen in seine linke Handfläche. Mit den Fingerspitzen faltete er die Ecken auseinander, bis er in seiner Hand einen abgetrennten Finger zutage förderte. Die Schnittfläche war ungleichmäßig und zerfetzt. Der Fingernagel musste geschnitten werden.
    Kehoe richtete sich zu seiner vollen Größe auf und sah Driver fest in die Augen.
    »Wie heftig soll das noch werden, Captainman?«
    Driver hielt seinem Blick stand. »So heftig, wie's sein muss.«
    Ein Augenblick voller Anspannung verstrich, bevor Kehoe den Finger einsteckte und den Weg zurückzujoggen begann, den sie gekommen waren. Driver bog scharf rechts ab und begann, die Treppen hinunterzugehen.
    Corso riss sich zusammen und trottete ihm nach. »Worum geht's hier eigentlich?«, fragte er. »Was ist denn so heftig?«
    Driver warf ihm über die Schulter ein wölfisches Grinsen zu. »Woll'n mal sehen, ob wir hier nicht vielleicht rauskommen, bevor das Geballer im Ernst anfängt.«
    Corso blieb abrupt stehen. »Hey …«, begann er. »Ein kleiner Gefängnisaufstand ist eine Sache. Sie haben mich reingelegt und mich dazu gebracht, hier aufzukreuzen … Aber wissen Sie was, so was wie ein Ausbruchsversuch … Ich denke, das könnte mir 'ne Nummer zu groß sein.«
    Hinter Corso rannte ein Dutzend bewaffneter Häftlinge den Laufgang entlang. Schreie hallten jetzt aus allen Richtungen durch das Gebäude. Driver blieb stehen und drehte sich zu Corso um. »Okay«, sagte er zuvorkommend. »Ich kann verstehen, wie Ihnen zumute ist, Frank. Ich wollte nur dafür sorgen, dass meine Geschichte richtig erzählt wird, das war alles. Ich wollte sichergehen, dass alle verstehen, warum ich das hier mache. Wie eins zum anderen geführt hat.« Driver grinste. »Andererseits bin ich ja kein Unmensch. Ich kann durchaus verstehen, wenn Sie nicht mitkommen wollen.« Er wartete nicht ab, bis Corso eine Entscheidung traf. »Ich habe noch einiges zu erledigen. Jetzt

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