Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)
schützend zwischen Lizzie und den Angreifer. Er wehrte die Attacke ab, indem er Fannings Waffenarm beiseiteschlug, umfasste und mit der rechten Hand hart gegen die Schulter des Majors hieb. Cai drehte den Arm des Offiziers auf den Rücken und zwang ihn so, den Säbel fallen zu lassen. Fanning brüllte wie ein wilder Stier. Cai warf den Mann auf den Boden. Das Schwert klirrte beim Aufprall. Cai stieß die Waffe mit dem Fuß in Lizzies Richtung.
„Lizzie, hinter den Fässern liegen zwei Personen!“
Sie bückte sich nach dem Säbel und stolperte los. Aus den Augenwinkeln sah Cai, dass Bonnet sich durch eins der hinteren Fenster hievte.
Der Major gebärdete sich wie wild, schaffte es, sich zu befreien und trat Cai die Beine unter dem Körper fort. Fanning stand auf. Seine Augen blitzten.
„Ihr Gelben steckt voller Hinterhältigkeiten.“
Cai sprang auf. Die beiden Männer umkreisten sich lauernd. Fanning fixierte Cai.
„Du bist kein Übersetzer. Wer bist du? Wer hat dich geschickt?“
„Es macht keinen Unterschied mehr.“
„In der Tat.“ Der Major stürzte vor, versetzte Cai einen Kinnhaken und einen Schwinger in den Magen, der ins Leere ging, weil Cai zur Seite wirbelte. Blut floss aus Cais Nase. Er ignorierte den Schmerz, wischte das Blut mit seinem Ärmel ab und attackierte Gordon Fanning seinerseits. Der Major keuchte vor Anstrengung und Pein, als ihn mehrere kurze, harte Schläge gegen den Oberkörper trafen. Fanning stand wilde Mordlust ins Gesicht geschrieben, er schlug nach Cai, der drehte sich elegant zur Seite, packte den Major und warf ihn über die Schulter. Mit einem dumpfen Knall kam Gordon Fanning auf dem Boden auf, sein Kopf sank nach rechts, und er rührte sich nicht mehr.
Bonnet tauchte hinter Cai auf.
„Braucht Ihr Hilfe, Xiao Chiao-Ho?“
Cai verneinte und griff sich eins der Seile, die herumlagen, um Fanning zu fesseln.
„Hilf Lizzie“, ihr lautstarkes Schniefen schnitt ihm ins Herz. Er warf einen Blick auf Quigley, der reglos in einer großen Blutlache lag. Der Dreckskerl würde Lizzie nie wieder Schmerz zufügen.
Schwankend lief Lizzie hinter die Fässer, wo sie zwei längliche Pakete entdeckte, die verdächtig nach eng verschnürten Menschenkörpern aussahen. Der Boden um sie herum schien zu beben. Übelkeit stieg in ihr hoch. Sie verdrängte das Gefühl, zwang die bittere Galle in die Tiefen ihres Magens zurück und setzte sich. Sie holte tief Luft, versuchte, den Schwindel zu überwinden und fing an, mit der Klinge des Säbels die erste Person zu befreien.
Lizzie hatte die Knie erreicht, als ihr einfiel, dass es am vernünftigsten wäre, die Säcke von den Köpfen der menschlichen Pakete zu ziehen.
Sie rutschte auf den Knien hoch und befreite Jake und Melly von den Jutesäcken. Lizzie schluchzte, als sie das erste Mal seit mehr als zehn Jahren in das Gesicht ihres Zwillings sah. Er hatte sich so verändert, dass sie auf der Straße an ihm vorübergegangen wäre. Und dennoch war er ihr immer noch so vertraut wie ihr Spiegelbild.
„Lizzie!“, krächzte Jake mit aufgerissenen Augen. Sein Gesicht wirkte aschfahl, die Augenringe fast schwarz, und seine Wangen und das Kinn waren von dunkelbraunen Bartstoppeln übersät. Er zappelte.
„Warte, ich befreie dich!“ Ihre Hände zitterten so stark, dass sie kaum ansetzen konnte. Raue Hände legten sich über die ihren.
„Lass mich, Lizzie! Wir wollen doch nicht, dass du ausgerechnet jetzt deinen Bruder oder seine Frau verletzt.“ Bonnet klang betont heiter und gelassen.
„Bonnet!“ Sie ging aus dem Weg und beobachtete den Schiffskoch dabei, wie er erst Jakes und dann Mellys Fesseln zerschnitt. Jake versuchte aufzustehen, musste aber geschwächt auf dem Boden sitzen bleiben. Melly warf sich in seine Arme. Sie schien die Gefangenschaft besser verkraftet zu haben als Jake. Die beiden rappelten sich gemeinsam auf, während Bonnet Lizzie hochzog
Lizzie starrte Melly an. Sie hatte nicht erwartet, dass Mellys Haar so hell war, dass es fast wie Mondschein aussah. Ihre Briefe hatten immer so temperamentvoll und quirlig geklungen, dass Lizzies Vorstellung von Melly das Bild einer rassigen Brünetten geschaffen hatte.
Melly wandte sich an Lizzie.
„Du bist Lizzie?“ Sie schloss Lizzie in die Arme, ohne ihre Antwort abzuwarten. „Wo ist Jennifer? Geht es ihr gut?“ Unter Mellys bernsteinfarbenen Augen lagen violette Schatten der Erschöpfung.
„Jennifer ist wohlauf. Sie wartet bei meiner Freundin auf euch.“
Melly
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